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So ist er zugleich ein unmündiges Kind, und, in seiner Unfähigkeit sidi zu entwickeln, ein erstarrter Greis ; er vereinigt in sich die entschie- densten Pole des geistigen Lebens. Dieser unerklärbar fremdartige Zu- stand des Urbewohners von America hat bis jetzt fast alle Versuche ver* eitelt, ihn vollkommen mit dem . besiegenden Europa zu versöhnen, ihn zu einem frohen und glücklichen Bürger zu machen; und in eben dieser seiner Doppelnatur liegt die grosste Schwierigkeit Gir die Wissenschaft , seine Herkunfl; und die Epochen jener frühem Geschichte zu beleuchten, in de- nen er sich seit Jahrtausenden wohl bewegt aber nicht veredelt hat. Wer immer den americanischen Menschen in der Nähe unbefangen betrachtet, wird zngestehn, sein dermaliger Zustand sey weit entfernt von 1 Digitized by Google jenem ländlich heitern Natarleben, das uns eine innere Stimme als den lauteren Anfang menschlicher Geschichte bezeichnet, und die älteste schrift* liehe Urinmde als solchen bekräftiget Wäre der gegenwärtige Zustand jener Wilden ein solcher primärer, so würde er eine höchst anziehende, wenn auch demüthigende , Einsicht in den Entwicklungsgang des Men- schengeschlechtes gestatten; wir müssten anerkennen, dass nicht der Se- gen göttlicher Abkunft über jenem Geschlechte rother Menschen gewaltet, sondern dass nur thieriache Triebe, in trägen Fortschritten durch eine dunkle Vergangenheit, sich zn der dermaligen, unerfreulichen Gegenwart ausgebildet hätten. Aber, im Gegentheile, Vieles weist darauf hin, die americanische Menschheit stehe nicht auf dem ersten Wege jener einfei- chen, ich möchte sagen, naturhistorischen Entwickelung; — sie ist ohne Zweifel schon zn Manchem gekommen, was nicht in der Richtung jener Einfalt liegen konnte , und ihr jetziger Zustand ist nicht mehr der ur- sprüngliche, sondern vielmehr ein secundärer, regenerirter. ' In ihm ver^ einigen sich daher, wie im Traume die buntesten Bilder, Züge aus einem reinen, harmlosen Natorleben, andere, in denen die Menschheit roh, wie eine Nachahmerinn der Thiere erscheint, und endlich solche, die sich auf die höhere, geistige Natur unseres , zu vollem Bewusstseyn gelangten Wesens beziehen, und uns, wie Laute der Versöhnung, einem verwahrlo- sten, in mannifihfaltigem Unglücke fast entmenschten Geschlechte verbrüdem. Wer aber möchte es wagen, in diesen so verschiedenartigen und verworrenen Andeutungen ^ne innere Nothwendigkeit zu entziffern; wer möchte daran ein Licht entzünden, um die dunklen Phasen des histori- schen Frocesses zu beleuchten, welchen jene Menschen durchgemacht ha- ben? ~- Gewiss eine solche Au%abe zn lösen, wäre reizender und frucht- barer, als jene Fülle wunderbarer Naturerzeognisse kennen zu lernen, welche die neue Welt in ihrem Schooss trägt; denn immer ist, wie ein grosser vateriändischer Dichter sagt, der Mensch dem Menschen das In- teressanteste. Ein Grand ganz anderer Art, der uns zu Untersuchungen über die americanis<^e Menschheit auffordert, Ist die traurige Erfahrung, wie jeaas Digitized by Google 3 rotlie Geschlecht sich seit wenig Jahrhunderten in fnrchtharer Pnogre»- sion verringert hat, so dass es, vielleicht bald gänzlich erlöschen, sich spä- tem Forschungen immer mehr und mehr entziehen wird. Alte diese Betrachtungen bestimmen mich, den Versuch zu wagen, Einiges über die rechtlichen Veriiältnisse der Ureinwohner Brasiliens vor- zutragen, was ich während eines mehrjährigen Aufenthaltes in jenem Lande selbst beobachten, oder aus dem Munde Anderer erfahren konnte. Ich darf hoffen, bei diesem Versuche Nachsicht durch die Bemerkung zu gewinnen, dass es ein Laie ist, der', sich auf ein ihm fremdes Gebiet wagend, nur die Gunst der Verhältnisse, unter denen er selbst sah und fragte, zur Beschönigung seines Unternehmens anfuhren kann. Ehe wir uns aber anschicken, zu dem speciellen Gegenstande unse- rer Untersuchung überzugehen , müssen wir einen Blick auf den gesell- schaftlichen Zustand der wilden Bewohner Brasiliens überhaupt werfen; denn ein Recht und rechtliche Verhältnisse setzen eine Geschichte, einen eigenthümlichen , aus dieser hervorgegangenen Zustand der Gesellschaft voraus. Wer sind also diese kupferrothen Menschen, welche die finstem Wäl- der Brasiliens vom Amazonas Jms zu dem La Flata- Strome bewohnen, oder in unstäten Banden auf den einsamen Fluren des innersten Binnen- landes umherziehn? Sind sie Ein Volk, sind sie zerstreute Theile eines ursprünglich Ganzen, sind sie verschiedene neben einander wohnende Völ- ker, oder endlich, sind sie vielfach zerspaltene Stämme, Horden und Fa- milien mehrerer in Sitten, Gebräuchen und Sprachen sich unterscheiden- der Völkerschaften? Diese Fragen begreifen gewissei-maassen alle Räthsel der Ethnographie Brasiliens; ihre genügende Beantwortung würde ein helles Licht über die frühere Geschichte, so vne über den jetzigen Zustand des grossen Landes verbreiten. Jedoch unzählige Schwierigkeiten treten hier dem Forscher l|ei jedem Schritte seiner Unternehmung entgegen. Wir sehen in Brasilien eine dünn gesäte Bevölkerung von Urein- vrohnem, die in KörperbUdong, Temperament, Gemüthsanlage, Sitten, Ge- 1* Digitized by Google bräucheD und Lebensweise {ikereinstiminen ; aber in ihren Sprachen eine wahrhaft wundervolle Verschiedenheit darstellen. Nicht blos grössere Haufen, weitausgedehnte Gruppen dieser Wilden sind sich in der Sprache gleich, oder in verwandten Dialekten genähert, sondern oft erscheint eine Sprache auf wenige durch Verwandtschaft verbundene Individuen beschränkt, sie ist dann ein wahres Familieninstitut, und isolirt diejenigen, welche in ihrem Gebrauche mit einander übereinkommen, von allen übrigen, nahe oder fem wohnenden, Völkern so vollständig, dass jedes Verständniss unter ihrer Vermittlung unmöglich wird. Auf dem Fahrzeuge, in wel- chem wir die Binrienströme Brasiliens befiihren, zählten wir nicht selten, unter zwanzig rudernden Indianern, nur drei oder vier, welche sich in einer gemeinschaftlichen Sprache verständigen konnten; wir hatten vor unsem Augen das traurige Schauspiel einer voUstäncUgen Abschliessung jedes Individuums in Beziehung auf alle die Interessen, die über Befriedi- gung der ersten Lebensbedürfnisse hinausreichen. In trübem Sdllschwei- gen ergriffen diese Indianer mit einander das Kuder , verrichteten sie ge- meinschaftlich die Geschäfte im Fahrzeug und zur Herstellung ihrer fru- galen Mahlzeit; stumm und theilnahmsios sassen sie neben einander, wenn schon auf Reisen von hundert Meilen zur Gemeinschaft von mancherlei Schicksalen berufen. Eine solche Verschiedenheit iii den Sprachen bei übrigens ganz gleichen Sitten, welch^ auffallend räthselhafte Erscheinung ! Nur die Verschiedenheit oder Gleichheit dieser Sprachen gewährt einen, wegen der Schwierigkeit ihrer Erforschung unsichem, Maasstab für den Grad von Selbstständigkeit der einzelnen Horden, Stämme, Nationen, oder wie wir sie sonst nennen wollen. So ist es auch vorzugsweise die Natur der Sprache, was von jeher das Urtheil der portugiesischen Einwanderer über die Selbstständigkeit der einzelnen Völker oder Stämme geleitet hat. India- ner, die sich gegenseitig verständlich machen können, werden zu Einer Nation, wenn auch zu verschiedenen Stämmen oder Horden derselben, ge- rechnet. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass die Ansicht von der Zahl, Ausbreitung und Verwandtschaft solcher, durch dieselbe Sprache, uder durch verwandte Dialekte Vereinigten, Menschengruppen sowohl fini- her als gegenwärtig nicht ersch^pfeqd und allgemein wahr aufgefasst wer- dby Google den konnte. Die Beobachtung'en der eoropäischen Einwanderer über die- sen Gegenstand waren weder in gehöriger Ausdehnung, noch mit der nöthigen WissenschaftUchkeit und Umsicht angestellt worden, um ein si- cheres Resultat liefern zu können. Inzwischen veränderten auch die hin- und herwandemden , in fortdauernden Kriegen sich verfolgenden und auf- reibenden Stämme ihre Sprachen nnd Dialekte, denen überdiess die grÖ8St>- mögliche Volubilität innwohnt. So geschah es, dass manche der früher erwähnten Völker entweder wirklich ausgerottet wurden, oder doch vor den Porschuhgen der Europäer gänzlich verschwanden; und eben so tre- ten auch jetzt noch fortwährend früher unbekannte Völker und Stämme aus der Nacht der Urwälder hervor, und entziehen sich bald darauf wie- der, indem sie entweder in ihre früheren Einöden zurückkehren, oder im Conflicte mit ihrer eigenen und der fremden Menschenra^e untergehen. In einer der ältesten portugiesischen Urkunden über Brasilien, vom Ende des sechszehnten Jahrhunderts'^), werden nicht mehr als drei Völker, dar* unttf die Tupis als in neun Stämme oder tiorden getheilt au%ezählt ; Z/oe- tiua fuhrt im Jahre l633 sechsundsieben^g Namen von verschiedenen Ge- meinschaften auf'^), und anderthalb Jahrhunderte später glaubt Hervaa^'^') in Brasilien wenigstens einhundeit und fünfzig Sprachen und Dialekte, also etwa eben so viele Völkerschaften und Stämme, annehmen zu dürfen. Eine sorgfaltige Zusammenstellung, wie ich sie auf alle mir zugänglichen Materialien und den während meiner eigenen Reise gesammelten Nach- richten gründen konnte, erhebt die Zahl aller in Brasilien unter verschifr- deren Namen bekannten Horden, Stämme oder Nationen auf mehr als zweihundert und fünfzig, f) Wir dürfen jedoch hierbei nicht ausser Acht lassen, dass diese Men- 8chengru)>pen einander eben so wenig an Zahl der Individuen, als, wenn (*) Noticia da BraCl, descripfäo verdadeira da cosU daijnelle estada qae pertence a Coroa do Eeino da Portugal, geschrieben von einem anbenaonten Verfasser (rielleicbt Franc, da Canba), gedr. in CoUecfdo de noticiaa para a bistoria e geografia das NafoSs nltramarinss, qaeriTflinnos Deminiosportvgaazeietc, Lisb. 1825. Tom . ID. pan 1, (**) Ztaetina, NoTua orbis 1033. p. 5S4. sqn. (■**} Hervas, Idea dell'Unirerso 1T&4. Tom. XVH. pag. 2%, ^) Siehe ...naern Anbang. dby Google 6 ich micli dieses Ausdrncks bedienen darf, an Nationalit&t und an Selbst* ständigheit der Sprachen gleichltonunen; vielmehr fuhrt jede Aufzählung der Indianer, nach dem jetzt bekannten Namen, nicht selten ganz iden- tische, oder doch nur dorch leichte Unterschiede getrennte Horden als verschiedenartig auf, und vereinigt ebenso Verschiedene unter demselben Namen. Die Benennungen der einzelnen Indianergruppen gehören mcht Einer Sprache an ; sie sind bald wahre oder verstümmelte Bezeichnungen, vrelche sich gewisse Haufen selbst ertheilen, bald gehören sie der durch Brasilien am weitesten verbreiteten Tupi, oder sogar der portugiesischen Sprache an; oder sie sind endlich Namen, unter welchen ein, mit den europäischen Abkömmlingen verkehrender, Stamm irgend einen andern begreift Somit stehen die verschiedenartig benannten Abtheilnngen bra- silianischer Ureinwohner in dieser Beziehung mit einander nicht auf glei- cher Linie. Manche sind ursprünglich durch Sprache und gewisse Sitten vollkommen getrennte Völkerschaften; andere nur Stämme, die sich durch Dialekte unterscheiden, oder Horden von einem gemischten Ursprünge, welche eine dieser Entstehung analoge Sprache gebildet haben; endlich mögen es selbst nur einzelne Familien seyn, die in einer Ifingen Abgeschie- denheit ihre erste Sprache bis ins Unkenntliche verdorben und umgemo* delt, ja sogar theilw^eise mit einer von ihnen selbst neugebildeten ver- fiochten haben. Diese ungeheuere babylonische Verwirrung ist eine den Menschen- freund betrübende, den Forscher beängstigende Erscheinung. Wir bli- cken in die früheste Vei^angenheit der americanischen Menschen wie in einen schwarzen Abgrund. Kein Strahl von Tradition, kein leuchtendes Denkmal fixerer Geisteskraft erhellet dieses tiefe Dunkel, kein Laut rein menschlicher Erhebung: kein Heldenlied, keine elegische Klage, dringet aus diesem Grabe an unser Ohr ! — Jahrtausende sind dieser Menschheit erfolglos hingegangen, und das einzige Zeugniss von ihrem hohen Alter ist ^en die vollendete Zerrissenheit, die gänzliche Zerstückelung alles dessen, was wir sonst als das Leben eines Volkes begrüssen, diese Zer- trümmerung aller Monumente einer vormaligen, längst verschollenen Thatkraft. Nicht das schwache, bescheidene Moos, welches die Trümmer Digitized by Google römischer und altgermanischer Herrlichkeit wie ein Sinnbild sanfter Weh- math umgrünet, hat sich über die Ruinen jener südamericanischen Vor- zeit ausgebreitet; — dort erheben sich vielleicht auf den Denkmälern längst untergegangener Völker uralte, dunkelnde Wälder, die Alles schon längst dem Erdboden gleich gemacht haben, was Menschenhand einstens geschaffen hatte ; und das Gesohlecht , welches sich aus undenklichen Zei- ten herüber gerettet, trägt in seiner unmündigen Greisenhaftigkeit den Fluch einer seit Jahrtausenden erneuerten Briüedrigung. Dieser Zustand war es, welchen die Entdecker Brasiliens bereits an- trafen. Entsetzt von der wilden, fast thierischen Rohheit der Ureinwoh- ner, zweifelten sie fast daran, ob sie auch Menschen vor ^ch hätten ^') ; und es darf daher uns um so weniger wundem, wenn sie, unvorbereitet auf ein solches Schauspiel, und ungeübt in der Kritik ethnographischer Untersuchungen, es onterliessen, die vielfach verschlungenen und unscheinbaren Fäden zu ent- wirren, in welchen die Geschichte jener Menschheit vor uns liegt. Sie ha- ben vielmehr gewisse irrige Vorstellungen aufgenommen und verbreitet, die mit einer richtigen Ansicht von dem Leben, Wesen und der Volksthüm- lichkeit dieser Indianer unvereinbar sind. Hierher gehört unter andern die, lange Zeit hindurch gültig gewesene, Annahme von der Selbstständigkeit gewisser Ydlker, die eigentlich als St&mme zu dem vreitausgebreiteten Volke der Thpis gehörten, und die Ansicht, dass es ein mächtiges, wildes Volk, ^e Tapnjos gegeben habe, während doch das Wort Tapn&ja vac- sprünglich nur in der 7b/n'sprache als ein CoUectivname für alle Stamme galt, die mcht zu den Tnpia gehörten "^ und einen Feind (wie das lateimache ffostis) bedeutete, so wie es gegenwärtig überhaupt jeden freien noch nncivilisirten Indianer bezeichnet. Als sicherste hierher gehörige Thatsache steht fest, dass diese Tapia (oder Ti^incanbazes) y welche von den Portugiesen fast überall an den (*) E» bcdnifte sogar «Inu aosdrücldichen Aeasserung des PoluteSf dass Jena WiUa xn nngerm Geachlacht« gehörten! („Attendentes Indos ipioa ntpote raros honitie*" etc., in der Bnlla des Pabstes Panl lU. d. d. 4- Jani 1537.) ("*) Vaaconcellos, Chronica da Conpuilii« de Jafn do Estado do Braßl. Liib. fol. idfis. Digitized by Google 8 Küsten angesiedelt getroffen wurden, noch damals ein zahlreiches, mächti- ges Volk waren, in viele, sich oft gegenseitig bekriegende Horden und Unterhorden gespalten, im Wesentlichen der Sitten übereinstimmend, und dieselbe Sprache in mancherlei Dialekten nuan(4rend. Wahrscheinlich ha- ben sie sich von den Ländern am Paraguay- und La Plata- Strome auf vielfachen Zügen nach Nord und Nordost, bis zu dem Amazonas und den Küsten des Oceans ausgebreitet^) Diess geschah Jedoch nicht so, dass sie das ganze Gebiet ununteriorochen eingenommen hätten; viel- mehr liessen sie sich zwischen vielen andern, von ihnen verschiedenen Stämmen nieder, wodurch es geschehen mochte, dass einzelne Worte ih- rer Sprache in die der Nachbarn übei^gen. Die Sprache dieser Tupia vrard, wegen ihrer allgemeinen Verbrei- tung, das Vehikel des Verkehrs zwischen den Europäern und Indianern. Von den Missionarien vorzugsweise benützt und ausgebildet, kam sie in Paraguay und im südlichen Brasilien in dem dorügen reineren und vol- leren Dialekte als Gnoroni- Sprache, im übrigen Brasilien als die Djipi oder Lingua brasilica geral (common) mehr und mehr in Uebung. Die letztere hat sich gegenwärtig nur noch in den Provinzen von Par^ und Rio Negro erhalten, wo sie nicht blos im Verkehre der übrigen Racen mit den gezähnten und dienenden Indianern (Indioa mansos, ladi- nos^'^) , sondern auch als Bindemittel dieser untereinander, und zur Ver^ ständigung fnit den freien Wilden dient, unter denen sich nicht selten we- nigstens ein Anklang von ihr fortpflanzt. Die Tupis sind daher als das vorherrschende Volkunter den Ureinwoh- nern Brasiliens zu betraohten. In Beziehung auf die grosse Ausdehnung ihrer Sprache, welche sich in zahlreichen Ortsnamen durch ganz Brasi- lien verewigt hat, können sie vorzugsweise vei^lichen werden dem Volke der Caraiben (Cetrinä, Calmä, Calinago) *) im Nordost von Südamerica (") Mwtiiu, Reite in Brasilien. IIL S. 1093 — IO97. C^ Bia zum Jahre 1755 ward gie dort anch auf der Kanzel gebraacht. (^) Dia, Weiber nennen ihr Volk Caliponan. Breton, Dictionaire Caraibe*firanfeäa Anxerre t66i. p. 105. — Colomlua, relacien etc. Lond. 1822. L S. 543. Digitized by Google den Bewohnern von Peru, welche die pnicAua-Sprachen , und jenen zahl- reichen Horden in Oberperu und Chuquisaca , w^elche die ^imoräsprache reden. So wie aber in Peru diejenigen Indianer, welche sich ursprüng- lich der Qnichua bedienten, in der Vermischung mit den Spaniern ihre Selbstständigkeit verloren haben, so findet man auch im cültlvirten Theile Brasiliens keine freien 7>i/7t'-Indianer mehr. Die sogenannten Küsten- Indianer, welche von Espirito santo bis Parä, bald einzeln, bald in Gemeinden wohnen, sind fast ausschliesslich Abkömmlinge der alten Tu- pinambcaes; sie haben aber grossentheils ihre Sprache gänzlich ver- lernt. Nur im Uefen Innern Brasiliens, zwischen den Hauptästen des Tapajftz-Stromes , leben noch unberührt und frei die, von keinem Reisen- den besuchten Apiacäa und Cahahyvas j als Reste eines einst so weit verbreiteten und mächtigen Volkes. Wir befinden uns daher in dem sonderbaren Falle, dass unsere Schil- derungen von den rechtlichen Verhältnissen unter den Ureinwohnern Bra- siliens gerade in Beziehung auf das Hauptvolk jenes Landes zu den Be- richten aus fixerer Zeit zorückgeben müssen. Was wir aus Selbstan- schauung anfuhren können, betrifft vorzugsweise andere, im Zustand der Freiheit einzeln lebende Horden oder Stämme, deren Abkunft und Ver- wandtschafl gänzlich unermittell ist, oder doch mancherlei Zweifeln un- teriiegt Uebrigens herrscht in der Lebensvreise, den Sitten , und in dem Gedankenkreise aller Menschen von der rothen Ra^e eine so grosse Ue- bereinstimmung, dass wir hofTen dürfen, unsere Darstellung werde, wenn- gleich vorzugsweise auf die Beobachtungen unter jenen vereinzelten Stämmen gegründet , dennoch ziemlich allgemeingültige Züge aus dem geistigen Leben der americanischen Menschheit erfassen, wenn es uns nur überhaupt gelingen sollte, der gemachten Aufgabe einigermaassen zu entsprechen. Kein Volk ej-scheint gegenwärtig in so grosser Zahl und Ausdeh- nung über Brasilien verijreitet, als diess ehenukls mit den Tl^is der Fall war, Beachtenswerth ist, dass sich gegenwärtig die starken Stämme, welche noch am ersten auf den Namen eines Volkes oder einer Nation 2 dby Google 10 Anspruch machen dfirften, in dem südliehen oder mittleren Thdle des Landes finden. So wohnen am Faragnay ^e Giurycuräs {Mbaya8)y von den Brasilianern CavaUeiros^ die Berittenen, genannt, welche auf 12,000) in Goyaz die Cajapös und Chcrentes^ deren jeder Stamm auf 8000, und am Tapajöz die Mauh^s mkd die Mundrac&Si die auf |6,000 und auf 18,000 Köpfe geschätzt werden. Nördlich vom Amazonenstrom eine ausserordentliche Zahl Ideiner Horden und Stlonme, unter den ver- schiedensten Namen, gleichsam als wären hier die ursprünglichen Völker- schaften durch noch häufigere Wanderungen, Kriege und andere unbe- kannte Katastrophen untergegangen, und in solche schwächere Haufen auf* , gelöst und zerspalten w^orden. Dort g^bt es Völkerschaften, welche nur ans Einer, oder aus wenigen Familien bestehen; vollkmnmen abgeschnitten von aller Gemeinschaft mit den Nachbarn, scheu im Dunkel des Urwal- des veri^orgtin, und nur durch äussere Veranlassung hervorgeschreckt; eine höchst arme, verstümmelte Sprache redend: das betrübende Bild je- nes unheilvollen Zustandes, da der Mensch, beladen mit dem Fluche sei- ner Existenz, gleichsam als strebe er, sich selbst zu entfliehen, die Nach- barschaft des Bruders meidet. Stämme, welche reich an Individuen sind, theilen sich in unterge- ordnete Horden und Familien. Diese betrachten sich dann als einander enger verbundene Gemeinschaften. Offenbar haben manch« solcher Ab- theilungen einen verwandtschaftlichen, andere dagegen einen b'ürgerifchen Grund und Charakter. Gewisse Namen dieser Menschengmppen sind Patronymica, welche gemäss der, dem americanischen Wilden eigenen, Tenacitftt, von den Vätern oder von Anführern '><) auf viele Generationen fortgeerbt wurden; andere sind von besonderen körperlichen Eigenschaf- ten, oder von Verunstaltungen (z. B. unmässig verlängerten Oluvn, rAt (*) So sollen die Amoipiraa and die Potyuärai, Stämme der Tnpis, aicli voa ihren An- iubrem Amoipire nnd Potyn^a (Potygoer) genannt haben (Noticia de Brasil. S. 310. Vaiconcellos , Chronica. S. 91-)> »n^ ^ Azteken, ein*^ der lieben Stämme des Volks ron Anohnac, der Nsaatlacas oder Anohnatlacas, wurden Mexicaner nach ihrem An- führer Mexi genannL Acosta,' Histo^. natural y ntoral de loa Indias. Sevilla IS90. & 454. ffl. S. 400. dby Google 11 bei Horden vom Volke Cetjapö, verdGnnerten GUedmassen bei den Crana) oder von dem Wolinorte hergenommen, und in diesem Falle wohl auch von den Nachbarn ertheilt; oder sie erscheinen als willkührlich gew&hlte und dann bevrosstlos von den Nachk tntgung Ton Schmerzen nnd hörperlichea Anstrengungen. Rochefort, Histoire mo- rale des Antilles U. p. S38. X^fitau, Moeor» des.AOiericains I. pag. 300. n, d.f.' — 1 Bei den Indianern in Dorien ward der im Krieg Verwnndete adeÜch nnd genots grosse Vorrechte, Qomftra, Bistoria de las Indias. Anreree 1564. Csp. 78. p. 88. Digitized by Google 17 und die Uebrigen sprechen durch ihre Uaterordnnngr keinen bestimmten Grad der ihm eingeräumten Herrschaft aus. Ohnehin aind in Friedenszei- ten die Geschäfte des Häuptlings auf wenige allgemeine Angelegenheiten beschränkt. Er hört die, äusserst selten vorkommenden, Klagen streiten- der Fartheien, richtet hierüber nach seinem Ermessen, gemeiniglich mit Zuziehung des Zauberers und Arztes (Pa/V); er steht den Versammlun- gen der Gemeinde vor; er regelt die Verbindungen mit den benachbarten Stämmen, deren Abgesandte vorzugsweise bei ihm einkehren, indem er Bündmsse eingeht, Jagdgemeinschaften verabredet u. s. w. Im Falle, dass die Gemeinde bereits mit brasilianischen Handelsleuten in Berührung ge- treten, ist er, als der schlaueste und erfahrenste, meistens Conmiissionär für die Uebrigen : er schliesst den Handel, liefert und empfangt die Tausch- arükel, versorgt die Emissarien der Weissen mit Nahrungsmitteln, gibt ih- nen eine Schutzwache, wenn sie durch das ihm gehorchende Gebiet rei- sen wollen, und sorgt ftir die Fortschaffung ihrer Waaren.^) Der Grad seiner Autorität ist nach allen diesen Verhältnissen ver- schieden, gemäss seinen persönlichen Eigenschaften; doch findet man im Allgemeinen eine grosse Hingebung Aller' in die Ansichten und Wünsche dieses Einzelnen. Bisweilen hat er eine zahlreiche Familie, oder andere streitbare Freunde zur Verfügung, um seinen Befehlen Nachdruck zu ge- ben; und, indem sich zur angebomen Trägheit seiner Untergebenen auch die Furcht gesellt, waltet er mit einer Entschiedenheit und Macht, die den Andern unerträglich werden würde, wären sein Ehrgeiz oder seine Herrschbegierde veranlasst, sich in grossen Excessen gegen die eigenen Er erhielt vom Cacücen Haus und Bedienstung (Ca» y seiricio), und zur Auazeicfa- nang den Namen Cavra (Herrera Dec, II. L. 3. c. 5. S, 84-) — f" Peru wurden die Prinzen Tom Geblüte der Sonne, welche ausschliesslich in männlicher Erbfolge tliTonfahig waren, darch Fasten, Durst, Wachen, Laufen u, dgl. geprüft. Garcilaso L. IV. c. Q. 10. — Aehnliches wird tod den Heirachera von Mexico berichtet (*) Daas der Häuptling auch Verpflichtungen als Cesnndheitgbeaaiter habe, ist mir nir- gends Torgehommen. Gumilla erzählt von einem Cacihen der Goamoi, welcher aich bei Gelegenheit einer Seuche seines Bluts beranbte, um es den Gemeinen in dir Mflgengegead einzureiben. 5 dby Google 18 Stammgenossen za wenden. Wo bereits Verkdir mit den Wessen ein- getreteif, wird der Unternehmungsgeist änes solchen, nnbeschrftnkt ge- wordenen, Häuptlings vorzüglich zur Menschenjagd angelodct; denn der Verkauf erbeuteter Sclaven ist eine Quelle von Bereicherung. Past über- all in den inneren Provinzen, wo noch zahlreiche Indianerhorden wohnen, 6nd«t dieser schmähliche Menschenhandel st«M, und er ist ein Plauptgrand der reissend schnellen Almahme der indiaraschen Bevölkerung. — Für dea eigenen Stamm wird der übermächtige Häuptling zur Geisel, wenn er, vo* schnöder Lust der Polygamie ergriffen, kein Hecld; achtend, seine Hütte zu einem Harem macht. Dieser Fall ist wegen des trägen Temperamen<> tes der Indianer selten. Am Rio Negro ward mir noch mancherlei von den Grausamkeiten des Tupixaba Cocui, eines JF/onoo- Indianers, im ob^ ren Gebiete jenes Stromes , erzählt, welcher, nicht zufrieden, die Wdber seiner Stammgenossen zu entfuhren, sie endlich im Ueberdrnss gemästet und aufgefressen haben soll. Solche Excesse seiner Gewalt bezahlt übrigens auch der Häuptling Oft mit dem Tode, denn Eifersucht und Rachsucht sind mächtige Triebfedern für den americanischen Wilden , ja fast die einzigen Erschütterungen seines starren Gemuthes, welche ihn aus seiner stumpf- sinnigen Indolenz emporjagen. Wo der Häuptling Sclaven oder eine sehr starke Familie besitzt, kann er, mittelst des zahlreichen Hausstandes, eine grössere FeldcuHur ein- treten lassen, als sonst gewöhnlich ist. Es gebricht ihm dann nicht an Nahrungsmitteln, und die dauernde Opulenz seines Hauses trägt dazu bei, ihm die Achtung der Untergebenen zu erbalten. Fast immer beheriiergt er einige Gäste, und in seiner grossen Hütte, oder in dem daran stossen- den Hofe, werden die meisten Trinkgelage, so Wie die übrigen Versamm- lungen der Gemeinde gehalten. Seine Weiber und Sclaven schaffen Speise und Getränke herbei, und bedienen die Gäste. Er selbst macht die Ehre des Hauses. So fand ich es während ein^s mehrwöchentlichen Aufenthal- tes bei dem Anfilhrer der Menschenfressenden Miranhas am obem Yu- puri. Dort herrschte freilich nicht hellenische Bildung und Sitte; doch erinnerte Vieles an die natürliche Einfalt in der Haushaltung homeri- scher Helden. Digitized by Google «g Die düstere Gravität des Häuptlings jener Mirctnhas gestatteteihm nicht, sich während der Feste, vro Alt und Jung, mit mancherlei Zi&rathen ge- schmückt, znm Tanz oder Gelag herbeikam, in den Insignien seiner Wür* de zu zeigen; sonst aber erscheinen die Anfuhrer bei solchem Anlasse in einem reichen Schmucke von Federn um Haupt, Schultern und Lenden, roth bemalt und mit schöngeschoitzten Waifen in der Hand. '^) Die Häapt- Uoge der Gez-Indianer tragen als Zeichen ihrer Würde eine kurzgestielte steinenie Axt. Die Mundrucüa fuhren einen mit grosser Kunst aus bun- ten Federn zusammengesetzten Scepter, und die Tupixabas der Tapi- atämme scheinen als Symbol ihrer Würde, die Pocacaba, einen langen Stab, getragen zu haben. In Bezug hierauf liess Minister Pobibal, um den Häuptlingen der unterworfenen und in Ortschaften vereinigten India- ner zu schmeicheln, spanische Rohre mit grossem Knopf und Quasten vertheilen, die ich noch, zugleich mit Haarbeuteln und altmodischem Ro- cke, von einigen Frincipalen in lächerlichem Gepränge zur Schau tragen sah. Dass die Häuptlinge gewisser wilder Stämme sich als Zeichen der Würde das Haupthaar in einem Kranze abscheeren und die Nagel der (*) Eine mehr oder weniger zierliche Stirnbiade von Federn scheint die häufigste In- »ignie der Häuptling« zn seyn. Man findet sie bei den rohesten (z. B. den Bo- tocudos) wie bei den gebildetsten Stümmenj (den Mundruc&s, Coemnas), eben 80 wie bei eilen übrigen americanischen Völkern: den Peruanern, Mexicanem, Ca- raibcn, Chilesen u. s. w. — Die wesentlichste Decoration der Inces ron Peru war, aosaer dem kurzen Haarschnitte, eine gefärbte Troddel (LIautu, borla colorada), wel- che sich, wie eine Frenze, über die Stime rerbreitete' Der Erbprinz tmg sie Ton gelber Farbe. Diese Insignie war schon Ton Manco Capac eingeführt Garcilaao Conmentorios L. I. c. S3. pag. li. Die pemviani sehen Grossen des Reiches tru- gen die Federquoste auf der einen Seite. Acoata L. VI, c. i2. S. 4l6. Auch nn- gehenere, dreizoUige Platten in den nnmäasig rergrösserten Ohren gehörten in Peru KU den Auszeichnungen. Die, von den Spaniern daron Orejones genannten. Vor- nehmen wurden für die mächtigeten Staataämter beatimmL Gomara c. 120. S. Xf>1, €. 124. S. l6l. — In Mexico war die Krone eine Art Mitra. Acosta L. VI. c. 24. S. 440. — Bei Tielen braeilianischen Stämmen gehört eine Tonsur, wie die der Franciscanermönche zu den Auszeichnungen der Personen. Wenn ein Abipone un- ter die Höcheria oder Edlen au^enommen wird, pfl^t ihm eine Alte in dieser Art eine Olatn za. scheeren. Dobrishofer, n. p. 497. 3* Digitized by Google 20 Daamea krallenartig lang wachsen Hessen, wird von einem älUm Schrift- steller berichtet.*) Dem Häuptlinge steht es zu, Versammlmigen zur Berathong gemein- samer Angelegenheiten einzuberufen. Bei den Abkömmlingen der alten Gojatacazes^ den Coroados, welche an den Grenzen zwischenMinas und Rio de Janeiro wohnen, geschieht die Berufung jetzt vermittebt «tnes zur Trompete ausgehölten Kuhhomes , bei den Cajapöa und Botocudoa '^) durch ein ähnliches Instrument aiis der abgestreiften Schwanzhaut des grossen Armadills, bei den Crana durch Trompeten aus einem Flaschen- kürbisse, bei den Mundrucäs durch Rohrschalmeien und bei den Miran- haa und andern Völkern nördlich vom Amazonas, durch Holzpaucken,**^) die, auf mancherlei Art angeschlagen, wie Tontelegraphen, jede Nachricht verbreiten. Meistens werden diese Versammlungen mit Einbruch der Nacht ge- hcdten. Jeder Hausvater hat das Recht hier zu erscheinen ; f ) gewöhnlich sind es schon ältere Männer. Jünglinge habe ich dabei niemals bemerkt, wohl aber Kinder und Knaben , die sich zudringlich unter die Redenden mischen, und mit einer Geduld ertragen werden, die den Europäer in V^erwunderuDg setzt. Vor dem Anfange der Berathung herrscht ein halblaute^ Geplauder oder Gemurmel unter der ruhig gruppirten Menge; Alle reden dabei monoton und zu gleicher Zeit, unbekümmert, ob Jemand (*) Vaacoiicello3, Chronica S. QJ.' [") Max. Pr. Ton Wied, Reiee in Braailien 11. S. 10. (•••) Dieses lottrumentes wird, als bei den Carsiben nbllcli, Khon bei Ovieda, Hiatori« general de las Indias 1547. L, V. cap. J. p. 4(S. b. Erwähnang getbaa. \) Solche VersammlungeD der Gemeinden sind alto nicht mit den berathenden und richtenden CoUegien zu vergleichen, welche durch die Incas in Peru eingeführt worden waren. Dort soll jede der rier PrOTinsen des Reiches ein Kriegs-, Justiz- und Finanzcollegiuoi gehabt haben, dessen Beisiuer durch mehrere Unterordnungen' von Grad zu Grad bis zu den Complezen von 10 Nachbarn (Decnriones) wirksam wa- ren. Wahrscheinlich ist diese vcn Garcilaso a. a, 0. p, S3. gegebene Darstellung einer sehr complicirten Staatamaachine über die Wahrheit rerscbönert. Digitized by Google ^1 auf sie achte* Nur der Paj^ , oder Einzelne, welche Parthei zu machen suchen , bewegen sich mit einiger Lebendigkeit von Einem zum Andern. Sobald nun der Häuptling erscheint, — und selten lässt er auf sich vrar- ten, — wird die Versammlung stille. Sie bildet meistens stehend, oder auf den Fussspitzen sich zusammenlfauemd, einen Kreis um den Sitzenden, die aus der Feme Kommenden mit den Waffen in der Hand, oder nach- dem sie sie gleichmässig an die Hütte gelehnt hatten. Ist die Versamm- lung minder zahlreich , so nimmt sie wohl auch ohne Unterschied in den Hangmatten der grossen Hütte Platz, und die Berathung wird in dieser trägen Stellung vorgenommen. Der Häuptling trägt den Gegenstand vor, und heisst dann die An- . dem der Reihe nach reden. Sehr selten wird der Sprechende unterbro- chen, und die Berathung trägt den Charakter einer dem Europäer fast unglaublichen Ruhe, Geduld und Kaltblütigkeit. Man scheint dabei den Gegenstand nach allen Seiten zu erörtern , und der Beschluss wird, da sich der Indianer nicht scheuet, von einer frühem Ueberzeugung abzu- gehen, immer fast einstimmig gefasst. Ein einfaches Wort, wie: „Es ist gut," oder „das geschieht" u. d. gl., aus Aller Mund, oft mit Verse- tzung der Worte, emphatisch ausgerufen, beurkundet die Uebereinstihv mung. Bei den nordamericanischen Wilden wird bekanntlich während der Berathung ein Feuer sorgfaltig unterhalten ; ^) diese Sitte habe ich aber bei den brasilianischen Autochthonen nicht beobachtet. Die Ausführung des Beschlusses wird von der Gesammtheit aller ■ Stimmgeber dem Häuptiinge allein, oder mit Beiziehung von Gehülfen übertragen. Eine andere Versammlung, worin über das Geschehene Re- chenschaft abgelegt werden soll, wird meistens auf einen bestimmten Tag anberaumt. Ist nun die Berathung vollständig geschlossen, so erhebt sich der Häuptling mit den Worten: „Geh'n wir." Jeder Einzelne sagt das- selbe gravitätisch nach, und nun zerstreut sich die Gesellschaft. (^ Lafilau, Moeurs de* Air.eriG. I. p. 47tt. Digitized by Google 22 Bei manchen dieser Rathsversammlnngen ist den Weibern der Zo* tritt iintersagt^ wie man denn überhaupt beobachtet, dass ihnen die Män- ner sehr wenig VertrMien schenken. Sie ziehen sich dann ia die benach- barten Hütten zmrück, und beschäftigen sich mit der Zubereitnng von Ge- tränken für das Gelag, welches fast auf jede Berathung folgt. Bei denje- nigen Völkern, welche Sclaven besitzen, vrird diesen noch weniger er- laubt Zeuge der Berathung zu seyn. Im Kriege erhält die Autorität des Häuptlings grössere Ausdehnung. Er befiehlt dann, meistens nur mit einigen Vertrauten, oder mit dem Paj^ berathend, in grosser Machtvollkommenheit, und man folgt mit unbeding- tem Gehorsam. Er übt das Recht über Leben und Tod der einzelnen Krieger. — Ab ich einst mit dem Häuptlinge der Miranhas und meinem Dolmetscher durch den Wald streifte, stiessen wir auf ein, mit Lianen an einen Feigenbaum gebundenes, menschliches Gerippe, bei dessen An- blick der Indianer grinsend bemerkte : diess seyen die Reste eines Stamm- genossen, den er hier habe mit Pfeilen erschiessen lassen, weil er, seinen Befehlen ungehorsam, versäumt habe, einen befreundeten Stamm gegen die herbeiziehenden feindlichen Umäuas zu Hülfe zu rufen. Wenn sich mehrere Gemeinschaften zum Kriege vereinigen, wird der Oberbefehlshaber aus allen Häuptlingen, von diesen, ohne Zuziehung der Gemeinde, gewählt. Ist die Wahl zwischen zwei Bewerbern zweifelhaft, so entscheidet ein Zvreikampf unter ihnen, ein Ausspruch des Zauberers, oder die Stimme der zusammengerufenen Gemeinde. Die Guaycurua er* vrählen bei einem Kriegszuge den jüngsten ihrer Häuptlinge zum Ober- befehlshaber, und die altern begleiten ihn als Räthe. Am Tage des Ab- marsches empfängt der Gew^ahlte in seiner Hangmatte sitzend die Krieger, welche Mann fiir Mann seiner Mutter oder Erzieherin ihre Huldigungen darbringen. Diese erzählen nun mit voller Stimme, die Augen in Thrä- nen gebadet, von den Heldenthaten der Vorfahren^ und fordern die Krie- ger auf, ihnen nachzuahmen und eher zu sterben als zu fliehen.''') (*] Francisco Aires do Prado, Hüloria doa Indios Caralleiroi, im Jornal o Patriota, Bio de Janeiro 1814. Nro. 3. p. 30. Digitized by Google 23 im Ibiegsznge stellt sioh der Häuptlinge an die Spitze, and gewöhn- lich ficht er in den ersten Reihen. Aneiferung mehrerer IKiuptlinge von vert>ündeten Horden oder Stämmen treibt »e oft za den kfijinsten Thatui und Wagnissen an, uiid nicht selten wird die Rolle des kaltblütigen Be- fehlshabers in der Hitze des Kampfes vergessen. Nor bei den IHan- drtwäs, welche überhaupt eine sehr entwickelte militärische Verfassung haben, hält der Oberfeldherr hinter dem Schlachthaofen, von wo er mit- tebt grosser Rohrschalmeien den Fechtenden Befehle ertheilt. Er ist vor allen Uebrigen zahlreich von Weibern umgeben, welche die gegen ihn geworfenen Geschosse mit Geschicklichkeit aufeufangen vereudieo^ 'i*) Das ganze Heer, nicht der Anfährer bestimmt, ob Pardon gegeben werde oder mcht. Der Häuptling wird durch keine Art von Geschenken oder Abgaben seiner Stammgenossen bereichert. Nur von der Kriegsbeute erhält er ei- nen grösseren Antheil, gewöhnlich nach eigener Wahl. Ueberhaupt ist jede Art von Abgabe dem brasilianischen Wilden unbekannt. Es gibt dort auch iveder Domainen noch einen Fiscus.'-'^) Sind für eine Hriegs- untemehmung grössere Quantitäten von Nahrungsmitteln nöthig, so tragen die einzelnen Familien dazu nach der Zahl ihrer wafTenßthigen Glieder, oder selbst blos nach gutem Willen, bei. Wenn ein Kriegszug in gros- ser Feme ausgeführt werden soll, und die Gemeinschaft nicht hinreichende Mundvorräthe besitzt, so vereinigt sie sich zum Anbaue eines Stück (*) Solche mit in den Kampf xiehende Weiber mögen die Fabtin ron amaricanitchen Amazonen reranlatst haben. (^) Die Incas der Peruaner scheinen eine, wenn auch nnr leichte, Art Ton Tribat ih- ren Unterthanen aufgelegt zn haben. Vergl. n. a. Garcilaao L. V. c. i. p. 13 und ferner Acosta Hiatoria natnral y moral de laa Indias. L. VI. c. 15. p. 421. -— Auch bai den Mexicanern wurde Tribut gegeben ] er bestand in baumwollenen Kleidern, Baumwollenbündeln, Cacao, Gold, Silber, Federtcbmnck, Fiachen, Wild* pret nnd Früchten. Acoata L. VU. c llS. p. 4QI> — Bei den Indiaaem von Da- rien galt eine Art Frohndienst, bei Bestellnng des Acker* und Aufrichtung einer Hütte. Während dieser' Arbeitsxeit worden die Frohnenden r«m Häuptlinge er- nährt. Herrera Dec. 11. L. 3. c. 6. 8. 84. Digitized by Google 24 Landes, um die nöthige Menge, vorzüglich von Mandioccamehl, zu erzie- len. Diese gemeinschaftlich unternommenen Feldculturen sind das Ein« zige, was man bei den brasilianischen Urbewohnem in Hinsieht auf Lei- stungen Aller zu einem allgemeinen, etwa dem Frohndienste vergleichba- rem Zwecke findet. '^) Bei vielen Stämmen dürfen gewisse Individuen, 'obgleich waffenfä- hig, nicht mit in den Krieg ziehen. Dieser Umstand ist eine der deut- lichsten Spuren von erblichen Vorzügen unter diesen Völkerschaften. Die Sclaven werden nemlich, wie bei den Alten, nicht gewürdiget, Waf- fen zu tragen; und bei Stämmen, welche die Kriegsgefangenen unver- mischt mit sich selbst unterhalten und sich fortpflanzen lassen, bildet sich auf solche Weise ein besonderer untergeordneter Stand von Sclaven. Die Guaycurüa, Mundrucüs und ßlauhea^ sowie im östlichen Brasilien die JBotocudos'^) , geben den erwachsenen männlichen Gefangenen nur selten Fardon; dagegen nehmen sie die unmündigen Kinder mit hinweg, (^) Diese Verhöltnisje waren bei den Incu in Fem riel mehr entwickelt. Das ganze gebaute Land war Tcn diesen Despoten in drei Theile getheilt , von welchen zwei (die CapaeUamas) den Bedürfnissen der Kirchen (Gnacas) and Priester und denen des Haushaltes der Incas, der dritte, geringere (Gnacchallama) denen der Gemein- schaften gewidmet waren. Die Abgaben der Indianer bestanden in Natural beitrügen an Wolle, Metallen und den übrigen Producten der einzelnen Landschaften, (Acosta L. VI. c. 15.), und in FroHndiensten, welche nach den persönlichen Eigenschaften und Beschäftigungen verschieden waren und niemals mehr als a Monate des Jahres betragen durften.j Garcilaso L. V. c. 14. Frei von Abg'aben waren Männer über 50 Jahre alt, Weiber und Mädchen, Kranbe, Blinde und Lahme. Ebend. L. V. G. 6. p. 138- — Die Incos suchten sich übrigens besonders dadurch der Unter- würfigkeit der verschiedenen , von ihnen besiegten , Völkerschaften zu versichern, dass sie grosse Haufen der Bevölkerung in andere Wohnplätze versetzten, wo ihnen Ländereien angewiesen wurden, Diese Auswanderer (Mitimaes) dienten, wie eine Art von Militz oder Janitscharen, nm Aufruhr der Uebrigen *a unterdrücken. Pe- dro de Ciepa, Chronica del Peru. Anvers. 1554. c 44. p. 100. ffl. Gorcilaao L. KI. c. 19. L. Vn. c. 1. S. 321. (**) Neuwied, Reise IL S. 44. Man wül übrigen« ant Bio Belmonle Sclaven der Boto- cndos zu allerlei Handarbeit verwendet gesehen haben. Ebend. Digitized by Google 25 und lassen sie von ihren Frauen aufziehen. Die so entstandene Sclaven- kaste vnrd bei den Guaycuräs sehr gut gehalten. Man rechnet die Sclaven mit . zur Familie ; sie nehmen Theil an allen Geschäften und Fe- sten des Hauses. Allein dieser wohlwollenden Behandlung ungeachtet, würde man eine eheliche Verbindung des Freien mit einer Sclavin als eine Schande ansehen; der Sohn verachtet seine Mutter, welche sich mit einem Sclaven verbindet. *) Die Sclaven, welche ich unter den Mandru- cäs und Mauhes gesehen habe, durften sich nicht wie ihre Sieger und Herrn tatowiren, noch gleichen beweglichen Schmuck tragen; sie wagten aber auch nicht, die Zierathen und nationalen Abzeichen ihres eigenen Stammes beizubehalten. ^) Bei anderen Stämmen, wie bei den zahlreichen und kriegerischen Timbiraa in Maranhäo, werden die Kriegsgefangenen ebenfalls zu Sclaven gemacht, jedoch nicht in so greller Sonderang gehalten. Die GuaycnrAs unterscheiden übrigens in ihrem Volke noch zwei Stände oder Kasten: freie Krieger und Edle.''"'^) Letztere erhalten von (*j Prado, am a. 0. p. I7. (^ Uebrigens werden die Sclaven der brasilianischen Wilden dnrcb keine besonderen Abzeichen kenntlich gemacht, wie diess Gomara (Historia cap. ($8.) von den India- nern in Darien berichtet, welche eich selbst das Gesicht vom Munde abwärts, ihren Sclaven aber von da anfwärts mit Farbe anstreichen, liessen. Sie zogen ihnen auch einen der vorderen Zähne ans. (Daa Auaziehen der Zwirne acheint bei den alten Pernanem eine nicht seltene Strafe gewesen zu aeyn. Inca Haayna Capac lieas den Caciken einer rebellischen Nation die Zahne ausnehmen nnd befahl, daaa diese Strafe anch auf die Nachkommen übergehen sollte. Garcilaso L. IX. c. 3.) Diese Indianer sollen nach demselben Verfasser (ebendaselbst), ihre Sclaven sehr hart ge- halten haben. Die Edeln wurden, wie hei den Mexicanero auf den Schultern der Sclaven in Tragbaren getragen. — Die Caraiben der Antillen pflegten ihren Scla- ven, sdbat denen, welche sie zu Weibern aufnahmen, das Haar zu acheeren. Da Tertre, Histoire g^n^rale des AntiUes II. p. I79. ('■■) Eben so gelten gewiase Rangrerhältnisse bei den Abiponen, Die Aufnahme in die Reihe der Edlen (Höcheri) , welche nicht sowohl durch Abstammung als durch Ans- zeidmnng bedingt wird , geschieht immer zugleich mit Annahme eines neuen Na- mens, der bei den Männern in In, bei den Weibern in En endigt. Dobrizhofer d« Abipon. II. p. 294. Dies« Hocheri sprechen dann einen andern, sefu- verstellten Dialekt £b. ' 4 Digitized by Google 2Ö den Portugiesen den Namen der Hauptleute {Ct^itaes), und ihre WeibOT werden mit em'opeischer Höflichkeit Gonnaa titulirt. Diese edleren und Qkächtigeren Familien unterhalten eifersüchtig eine Art von Primatie im Volke, vorzüglich durch Heurath ihrer Glieder unter einander; doch sind Verbindungen mit weiblichen Individuen der Kriegerkaste nicht verboten. Aus den Edlen werden die Häuptlinge vom ganzen Volke gewählt. Bei den Mirtxnhaa, Uainumäs, Joris, Passes und andern Stämmen am Yupurä, welche ihre Kriegsgefangenen ebenfalls zu Sciaven machen, . werden diese minder menschlich behandelt. Da es hier keinen Despotis- mus des Einzelnen gibt, so gilt auch die sonst im Allgemeinen gemachte Bemerkung nicht, dass das Loos der Sciaven unter despotisch regierten Völkern verhältnissmässig besser sey. Gefangene Weiber werden bis- vmilen von den Siegern als Kebsweiber aufgenommen; ausserdem aber leben dort alle Gefangene in tiefster Emiediigung, zu allen Arbeiten ver^ urtheilt, mit Schlägen dazu angehalten, und bei Krankheit und Schwäche auf das grausamste vernachlässiget. Sie müssen gemeiniglich selbst för ihre Ninhrung sorgen, oder die freien Bewohner der Hütte, wo sie unter- gebracht worden, werfen ihnen die überflüssigen Reste zu. Sie leben also hier nicht wie bei den Gaaycaräa und Mundrucus in dem mildem Verhältnisse unterwürfiger Schutzverwandten, sondern als verachtete Scia- ven. Gewöhnlich sind sie aber auch nicht, wie dort, von Jugend auf er* zogen, sondern schon in männlichen Jahren erbeutet, und oft bestimmt, bei vorkommender Gelegenheit an die Weissen verhandelt zu werden. Das Elend und die Hülflosigkeit, worin ich ganze Familien gefangener Juris bei den Miranhas schmachten sah, hätte das Gefühl der grossmü- thigen und tapfem Mundmc&s erweicht; aber auf die fast thierisch ro- hen Mtrofthas machte es keinen Eindruck. Nicht weit von dies«n Volke, zwischen dem Yupuristrome und dem obem Rio Negro, wohnt ein wil- der, noch jetzt der Anthropophagie ei^ebener Volksstamm, die Uaxxpis, w^elcher einen Kastenunterschied aufrecht erhält. Sie unterscheiden An- föbrer, Edle und Gemeine, und geben die Kaste durch Länge oder Kürze eines hohlen ^Steincylinders an, den jeder Einzelne am Halse trägt, Dra* historische Grund dieser Abtheiloii^ liegt vielleicht, wie bei den GiuiycU' Digitized by Google 27 räSy in der Erobemng; zahlreicher Sclaven; wenigstens waren ^e^Uaup^s sonst eine sehr kriegerische, alle Nachbarn befehdende und die Gefange- nen hinwegßihrende Nation. '^} Der Sclave ist übrigens bei allen diesen Völkerschaften nicht blos seines eigentlichen Henn unmittelbarer Diener, sondern seine Dienste werden ohne Unterschied von der ganzen Gemein- schaft, vorzüglich von den mit ihm in einer Hütte Wohnenden, in An- spruch genommen. Aehnliches galt bekanndich bei den aken Lacedaemo- niera."!^) Von Manumission der Sclaven habe ich nirgends gehört Uebrigens ^t es bei den brasilianischen Wilden kein Verhältniss, wodurch die individuelle Freiheit, namentlich des Mannes, aufgehoben würde, als das: im Kriege erbeutet zu seyn. Hierin unterscheiden sie fflch wesentlich von den Negervölkem, unter welchen nicht blos der Kriegsgefangene, sondern auch der des Todschlags, des Ehebruchs, der Zauberei , des Hochverraths Ueberwiesene , und der mit einer gewissen Schuldenlast Ueberbürdete seine I^eiheit zur Sühne hingeben mnss. Die väterliche 'Gewalt und das Uebergewicht des Gatten über die Frau gestat- ten zwar auch dem americaniscKen Wilden, Weib und Kinder zu ver- kaufen, wie wir sp&ter zu erwähnen Gelegenheit haben werden, doch geschieht diess hier sehr selten, im Vergleiche mit den Negervölkem, wo es oft scheint, dass der Vater Kinder blos erzeuge, um sie als Waare zu verhandeln. Africa, wo bei einer fast überschwenglichen Zeugungskraft der Menschenra^e, das Leben der Einzelnen gleichsam verschwindet, steht überhaupt im seltsamsten Contraste mit dem menschenarmen America, des- sen ursprüngliche Menschheit im Triumphe roher Naturkräfte nicht blos geistig verödet und verdunkelt, sondern auch leiblich vereinzelt und vom Fludie der Unfruchtbarkeit getroffen worden ist. Als eine besondere Kaste unter den Guctycnräa darf man wohl schwerlich jene Männer betrachten, welche sich als Weiber kleiden, sich blos weiblichen Beschäftigungen hingeben: spinnen, weben, Geschirre ma- (^) MartiBS, Reise Ul. S. 1502. (*') Aristoteles, de repnUioa II. c 5. > 4* dby Google 28 chen u. d. gi.y und von dem Volke Cudinas, d. i. Versclinitteiie, genannt werden.*) Dasa diese Sitte so seltsam travestirter Männer, welche vor- zugsweise und zuerst von den Illinois, den Sioux und andern Indianern in Louisiana, Florida und Yucatan berichtet worden, so fem von jenen Ländern auch im südlichen Brasilien wieder erscheine, ist um so merk- würdiger, als überhaupt das Wesen und die Bestimmung solcher Mann- weiber ein Häthsel in der Ethnographie Ameiica^s ausmacht. Uebrigens scheinen alle Berichte darin überein zu kommen, dass die Mannweiber bei den Indianern in geringer Achtung stehen. Von einem besondem Cultus, oder einer Ordensverbrüderung findet man keine Spnr. Es ist mir daher wahrscheinlicher, dass sie mit der so tief eingewurzelten Sit- tenverderbniss der Indianer zusammenhängen, als dass man von ihnen auf eine Sekte von Entsagenden und sich in freiwilliger Demuth Erniedrigen- den schliessen , oder wie Lapitau gethan , in ihnen Priester der Dea S]rria, wenn gleich in tiefster Ausartung, ef4(ennen dürfte.*'^) (*) Prado a. o. 0. p.- 23. — ErimieTt an die VäXXot, rerschniltene Priester der Kj- bele, an den grosamüthigen Kombabtu in WeiberUeidem o. b. w. Lncianiu de Dsa ayria. (■*) Vergl. Lafitaa, Moenrs des Amertcaina I. 52. Sl. — ■ Jul. Firmic. Madem. de Er- - rare prof. relig. c. 4. ^ Sjneaü Encomiom calvitü in ejus Oper. Par. 1indung mit einem übematörlichen Wesen aufgerufen. In ähnlicher Weise wirken , unmittelbar oder auf den Rath und im . Interesse des Paje, auch weibliche Zauberinnen. Jener dunkle Begriff also vom Zusammenhange des Irdischen mit einer dieses beherrschenden verborgenen Kraft, — Ein Begriff, der auch dem rohesten Menschen mcht ganz fremd ist . — wird das Band , woran der schlaue Fajä die träge Blindheit seiner Stanmigenossen gängelt So vririct dieser betrogene Beträger , selbstständig oder nach Abrede mit dem Häuptlinge , unter der vorgeblichen Vermittelung einer hohem, unbegriffenen Geisterwelt , als Gesetzgeber, Richter und als geheimer Folizeimann.^ (*) V«rg], Spix und Mcrtiiu, H«ia* I. St^. ('*) Eine aolcb« Verbindung dtt Irdiachen mit dem Ueberirdi«cben nad ein« Ablumgig- heit Jenes toh Dieiem finden wir m Zweclun der bäuerlichen Geae lU c b i ft ror* sügücb sUrk enlwlclult bei den SüdiecinsalaDeni, in dem InatituU des s. g, Tebbn, wodurch Sachen nnd Penonen fnr immer oder tax gewlue Zeiten unter den Schnts eine* Bannes gestellt werden, dessen Verletzung die Beleidignng nnd Rache der ■ Geist« nteli aicb ztehen wSrde. S. Laugsdor^ Bemerktmgen «af «iner Beii« am ' die Welt. I. 8. 113. Digitized by Google 32 Den Triumph dieser rohesten Versuche einer Theokratie sehen wir in der Erhöhung eines solchen Paj^ , durch den Ausspruch mehrerer sei- ner Collegen, zu der Würde eines heiligen, unverletzlichen Einsiedlers, der, ferne von den Menschen, auf dem unzugänglichsten Berge der Ge* gend wohnt, ohne Nahrung zu sich zu nehmen, in ununterbrochenem Verkehre mit höheren Wesen. Ich habe an den Ufern des Yupurd von einem solchen Wundermanne gehört, dessen die Indianer mit grösster Verehrung gedachten. Er sollte auf den von Gold und Silber glänzenden Bergen am Flusse Uaupäs wohnen , blos von einem Hunde begleitet, der ' ihn beim Herannahen einer Sonnenfinstemiss davon durch sein Gehell in Kenntniss setze ; dann verwandle sich der Zauberer in einen grossen Vo- gel, und flöge unter den Völkerschaften umher, bis er, sobald die Sonne ihren Glanz emeueite , in seinen alten Aufenthalt zurückkehren dürfe. Wunderbar mahnt dieses Mahrchen an die Sagen von den Goldhergen Parimä, von der Gewohnheit der alten Peruaner, bei einer Mondfinster- niss die Hunde durch Schläge zum Bellen zu reizen"^), und an die Zau- berkräfle, welche viele Indianer den Vögeln aus dem Geiergeschlechte'^) zuschreiben. Sobald Hexerei und Zauberwerke zum Schaden und Nachtheil aus- geübt werden, sind sie in den Augen dieser rohen Menschen die gröb* sten Verletzungen des gesellschaflUchen Zustandes. Sie gefährden in der vermeintlichen Macht, das Böse durch übernatürliche Mittel und unerkannt auszuüben, die Sicherheit der Personen und des Eigenthums auf eine dop- pelt furchtbare Art. Daher erklärt sich der bittere Hass und dieunab- lässUche Verfolgung Aller gegen denjenigen, welcher den Verdacht schwar- zer Künste auf sich gezogen hat, ohne zugleich, wie die ärztlich thätigen Paj^s, eine wohlthätige Wirksamkeit auszuüben. Of): ist es der Paj^ selbst, (^ Gorcilaso L. II. c. 25. p. 6z. — > Aehnlicbes wird von dan Grönländern bericblet: Cranz Hütorie r. Grönland. IV. S, 29s., wo die Weiber während einer Sonnenfia- atemiss die Hnnde kneifen, um aie zum Bellen za bringen. (**) Dahin gehört anch der Gamda, in der alt inditc&en Mjrthologie dem Viihnn heilig. Bohlen, daa alte Indien I. S. 203. dby Google 33 welcher sich durch Bezüchtigong eines Andern von einem gefahrlichen Ne- benbuhler befreien will. Ist er nicht glücklich in der Behandlung eines Kranken , so schiebt er die Schuld auf die Zaubereien ^nes demselben feindlich gesinnten Individuums. Nicht selten geschieht es in diesem Pallcj dass sich die Angehörigen des Kranken ihres vermeintlichen Feindes ent- ledigen, indem sie ihn geradezu umbringen. Ausserdem aber kommt die Sache vor den Häuptling oder vor die ganze Gemeinde zur Berathung. Es sind bei den brasilianischen Wilden häufiger Weiber''-) als Männer, die solchen abergläubischen Vorstellungen geopfert werden. Der schuldig Be- fundene wird erschlagen oder erschossen. In diesen Sitten kommen die brasilianischen fast mit allen übngen americanischen Ureinwohnern überein. Namentlich sind die Caraiben von denselben Vorurtheilen beherrscht.^ So niedrig sich auch die Bildung der brasilianischen Ureinwohner in den bisher erwähnten Zügen ihrer Rechtsgewohnheiten darstellen mag, sind diese Völker doch bereits zu dem Begriffe eines Eigenthums, so- wohl der ganzen Gemeinschaft, als eines jeden Einzelnen, gekommen. Ans der fabchen Vorstellung, dass die wilden Südamericaner keinen Landbau getrieben hätten, oder auch jetzt nicht treiben, mag der nicht minder verbreitete Irrthum Hervorgegangen seyn, als besässen sie kein unbeweg- liches Bigenthum. Im Gegentheile aber habe ich, mit Ausnahme der land- los umherziehenden Muras, kein Volk kennen gelernt, das nicht einen, wenn auch noch so geringfügigen, Ackerbau trid>e. Nomaden « wie die (*) Eben so bei den GrönläDdem, wo die der Hexerei bezüchtigten alten Weiber ge- steinigt, erstocben und zerschnitten , oder in die ■See gestürzt werden. Cranz, s. a. O. LS. 2IT. ('*) Vergl. Charlevoix Histotre de St. Domingue, I. p. 75. — Sie verstümmeln und töd- ten ihre Pajes, wenn der ron ihnen behandelt« Kranke stirbt, und sie Veranlassong haben , es dem Arzte zur Last zo legen. Herrera Dec I, L. III, c. 4. p. 87. — Die Chilesen pflegen ihre falschen Zauberer and deren ganzes Eigentham zn Aiche zQ verbrennen, damit nichts Unheilrolles zurückbleibe. Marcgrar, Chili, p. 30, — Bekanntlich sind auch die Neger\'ölker sehr atrenge gegen die dar Zauberei B«- züchtigten. Sie erproben ihre Schuld oder Unschuld Termilteltt eines Gottesgeridi- tag durch vergiftete Pillen. — 5 Digitized by Google 34 der aii&tischen Steppen , dören Existenz lediglich anf ihren Viehheerden beruht, gibt es in ganz Südameiica nicht. So weit die Familien änw Horde oder eines Stammes ^ber einen gewissen Landstrich veri>reitet wohnen, wird diess G^iet von jedem Einzelnen als Bigenthum der Ge- sammtheit betrachtet. Klar und lebendig ist in der Seele des Indianers dieser Begriff. Dabei aber denkt er sich das Stammeigenthum als ein nn* ungetheiltes, keinem Einzelnen stückweise zugehörendes Gemeingut. Er wird es einem Individanm des benachbarten Stanunes gar nicht, oder nur ans Furcht gestatten , sich auf diesem Grund und Boden niederzulassen, weim schon er dessen Werth für sich selbst so geringe anschlägt, dass er den eigenen Wohnplatz oft ohne Ursache verlässt, um nach Laune und Willkühr einen andern Platz einzunehmen, worin er auch von keinem Stammgenossen gehindert wird. Dieser klare Begriff von einem bestimmten Bigenthum des ganzen Stammes begründet sich vorzüglich in der Nothwendigkeit, dass dieser ein gewisses Waldgebiet als ausschliessliches Jagdrevier besitze; denn während wenige Meißen bebauten Landes hinreichen, Feldfrüchte für eine zahlreiche Gemeinschaft zu erzielen, muss sich ein genügender Wildstand über ein viel grösseres Gebiet ausdehnen. BisTreilen gehen solche Jagd- vereine sogar über das vom Stamme bewohnte Land hinaus. Ihre Gren- zen sind Flüsse, Bei^, Felsen, Wasserfalle und grosse Bäume. ^) Diese Abmaikungen beruhen bald auf Tradition, bald auf ausdrücklichen Verträgen. Bei solchen Grenzbestimmungen sind auch die Paj^s thätig, indem sie man- cherlei zauberische Gauckeleien, vorzüglich mit der, allen americanischen Wilden eigenthümlichen, Hlapperbüohse {Maraca) machen, trommeln, und mittelst grosser Ggarren räuchern. Biswellen werden Körbe, Lumpen oder Lappen von Baumrinde an den Grenzmarken aufgehängt Die Ueber- tretung d6r Jagdreviere ist eine der häuBgsten Veranlassungen zum Krie- (*) Vondiuer Artainddieaechs nngeheoreu, wenigitens 600 JabrttaltenBäame einer iiiezU caniachsn MagDoIiengattniii;, welche das Land des ehemaligen Zapotequen - Königs von Etle als Grenzmarken umgaben und noch gegenwärtig in Ella, Teosacnalco, Zani-za, Santyagnito and TatomachApa bewandert werden. Baron ron Karwinsld, brieflich. Digitized by Google 35 ge. Freiwiilige Abtretungen desselben erfolgen stillschweigend, indem ein Stamm abzieht und das Gebiet dem andern überlässt. Durch das Bisherige haben wir angedeutet, dass der Wilde das von ihm angebaute Stück Land gewissermaassen als Besitzthum seines Stam- mes betrachte. Im engeren Sinne aber wird es auch unbewegliches Pri- vateigenthum , eben so wie diess mit der Hütte der Fall ist; und zwar erscheinen diese beiden Immobilien vielmehr als Eigenthum der ganzen Familie, oder mehrerer in einer Hätte beisammen wohnender Familien, als dass sie ausschliesslich Einer Person gehörten. Hierin findet also eine merkwürdige Uebereinstimmung mit den Rechtsgewohnheiten der alten Griechen und unserer germanischen Vorväter statt.*^) Solche liegende Gü- ter werden auch von den Indianern nur gemeinsam erworben, und daher um so inlliger als gemeinschaftliches Besitzthum betrachtet Eine oder einige vereinte Familien nämlich machen ein Stück des Urwaldes urbar und be- pflanzen es mit Mandiocca, Mais, Pisang, Baumwolle u. s. w.*^} Ohne eiserne Aexte vrerden solche Grundstücke nur mit grosser Mühe herge- stellt; auch sind sie überall nur von geringem Umfange (ich habe kein indianisches Feld geseKen, das mehr als eines Tagwerks Ausdehnung ge- habt hätte). Die Geschäfte des Landbaues werden vom weiblichen Theile einer oder mehrerer, vereint wohnender, Familien besorgt. So lange man denselben Wohnplatz beibehält, fahrt man fort, dasselbe Grundstück Jahr für Jahr zu bebauen; denn stets andere Theile des Waldes urbar zuma- chen und die bebauten zu verlassen, worin das Agricultursystem der ame- ricanischen Colonisten besteht, wäre zu mühsam. Durch diesen mehrjäh- rigen Anbau werden das Grundstück und dessen Erzeugnisse Eigenthqm (*) Ariiloleles de repnbllca, II, c. 6. Xenophon de repablica Lacedaemonioruin c. 6. Ta- citns Germania c. 20. Lex Sslica, Sachsenspiegel n. s. w. (**} Bei den Pernanem ward der Besiu eines Grundeigentlmnies, gemäss der Verord- nung des Inca Pachacutflc, durch Vermessung gesichert, und die Unterthoneupfl^ ten sowohl diese PriTatgriinde , als die min Dienste der Herrsdurfamilie nnd der Sonn« bestimmten Ländereien gemeine chaftlich zu bearbeiten. Garcilaso Lib. VI. c, 35. S. 217. 9. — Die erworbenen Fdd&üchte worden in gemeinschaWchett Speichern rerwahrt. Acosta Lib. 6. c. Ifi. p. 422. 5* Digitized by Google 36 der Familie.'^) Die Naclibam erkennen die Rechtm&ssigkeit des Besitzes von beiden factisch an, indem sie das Grundstück weder fiir stdi selbA ansprechen, noch es benützen, wenn die Früchte abgeemdtet sind. Sofern Land ohne Froduction dort im Ueberfluss und ganz werthlos ist, könnte man sagen, dem Indianer sey Privatgrandbesitz fremd und er pflege mir von seinen Stammgenossen und Miteigenthümem des gesammten Landge- bietes ein untergeordnetes Fropnetäts- und Nutzungsrecht durch theilweise Urbarmachung des Waldes für sich zu erwerben. Wir hätten somit hi^ die erste Anlage zu einem Ober- uod einem nutzbaren Eigenthom (Do- minium divisum: directum et utile). Die Erwerinmg des nutzbaren Eigen- thoms geschieht unmittelbar durch ursprüngliche Besitznahme, oder nach- dem es von andern verlassen worden. Die Begriflie des Indianers über diesen Gegenstand sind übrigens sehr wenig entwickelt Er nutzt das eingenommene Stück Land ohne hierin ein Lehen oder Erbzinsgut zu er- blicken, das ihm etwa fbrmlich von der ganzen Gemeinschaft zugetheilt worden wäre. Alle solche Züge, welche, wenn auch nur von weitem, an Principe des Fendalsystemes erinnern könnten, sind nicht blos hier, sondern wohl überhaupt in ganz America unter den Ureinwohnern voll- kommen unbekannt. Mag auch das gesammte System der Verwaltung der Incas in Fem, mittelst der von ihnen bestätigten nnd von Personen ihrer Familiö (Govemadoreä Incas) beaufsichtigten Curacas, auf den- ersten Blick eine Aehnlichkeit mit Feudalverhältnissen darzustellen scheinen, so ergiebt sich doch bei genauer Prüfung, dass es davon weit verschieden, üb|igens aber dort bei der allmäligen Ausbreitung der Madit der Incas über zahlreiche, den Urbrasilian^m an Rphbeit gleiche, Stämn^e, die «in* Mg mögliche Form der Venyaltuqg ww. (*) Als Grandeigantham der Familie and nicht de* Einzelaen enoheiiten unbeweglidM iGiiler Torziiglich bei den ebemol^en Wilden in Micaragas. Hier l(onnte derjenige, welcher seinen Aufenthalt reränderte, nicht rallkommen &ei äher aeinen Gmadr besitz diaponiren, sondern mnaate ihn den «nrückbleibettden n«chat«n Verwandl*4 ifl^erlfasea. Gomara c ^p6. p. ^6*. dby Google 37 Von Diebstahl an Feldfirüchten'^), wie überhaupt von Raub vojA Dieb- stahl habe ich unter den brasilianischen Indianern nur selten gehört Eben so wenig nahm ich Befriedigungen um die Anpflanzungen oder an- dere Zeichen von Abmarkung eines ausschliessenden Besitzes wahr. Von den Wilden von Cumana wird berichtet **), dass sie ihre Pflanzungen mit einem einzigen Baumwollenfaden, oder einer Liane zwei Fuss hoch fiber dem Boden umzogen, und damit ihr Eigenthum hinreichend gewahrt hätten , indem es als grosses Verbrechen gegolten , über jene Schranke einzutreten, und ein allgemeiner Glaube herrschte, dass der, welcher diese Befriedigung zerreisse, bald sterben werde. Dieselbe Meinung herrscht wohl auch bei den Indianern am Amazonenstrome. Bei den Juris habe ich zwar keine ganzen Felder, jedoch Theile der Feldgrenze, da wo der Zaun zerstört war, mit einem einzigen Baumwollenfaden eingefriedigt gesehen. In Buropa darf nur in der Dichtung- die schöne Prinzessin Chri- emhilde ihren fabelhaften Rosengarten, zum Zeichen ausschliesslicher Herr- schaft, mit einem Seidenfaden umgeben '!'^) ; för die Besitzthümer der Wirklichkeit braucht unsere Civilisation mächtigere GewShrschaften. — Nach dem Tode des Familienoberhauptes bleibt das Grundeigenthum bei der ' Familie. Diese mittelbare Erweriiungsweise geschieht jedoch weder durch eine letztwillige Verordnung (Testament), noch durch ausdrüddiche Erbveitrftge, sondern lediglich durch eine stillschweigende Re<^tsge- wohnheit. Ausser solchen cultivirten Grundstücken kann man ein unbewegliches Eigenthum bei den meisten Völkerschaften in ihren Hütten, oder Häusern sehen; sofern sie in gewisser Ausdehnung und Festigkeit erbaut werden. Der elende Muray ohne Dach und Fach umherziehend, behilft sich oft mit einer Hangmatte aus lUnde, zwischen dichtlanbigen Bäumen au%e- (') Von den Indianern in Darien sogt Gomora: Ali grcaates Verbrechen gilt der Dieb- •tahl and Jeder kann denjenigen atrafen, vrelchar Meia geatohlen, indem er ihm die Anne abbaat, und aie ihm nm den Hala bangt, c 6%. p. 88. b. (*•) Goraara, Bistoris c. 79. p, t03. (**^ RoiengartenHed, Strophe V. ; dby Google 38 hängt; dem Patctchö genügt eine, gegen Sonne, Nachtthau and Regen flüchtig erbaute Deche von Schilf und Palmblättem, und nicht viel besser sind die der ßotocudos. Ausserdem aber erbauen fast alle Stämme ihre Hütten zum Theil so fest, dass sie einer Reihe von Jahren trotzen ken- nen. Die fensterlosen Hütten am Rio Negro nnd Yupuril, vrorin man Schutz vor den Stechfliegen sucht , sind aus Lehm, oft sogar aus - Stein, erbaut und vererben von einer Generation zur andern. Wenn mehrere Familien dasselbe Gebäude bewohnen, besitzt eine jede derselben denjenigen Theil, worin sie ihre Hangmatte aufhängt nnd ihr Feuer anzündet, vorzugsweise als Eigenthum. Hier, in diesem, mei- stens durch Pfosten an der Wand abgemarkten Anthetle ninmkt jede Fa- milie ihre besondern Geschäfte vor, imi welche sich die übrigen Nachbarn, nach angebomer Indolenz, gar nicht bekümmern. Da die Feuerstelle für jeden Antheil wesentlich ist, bezeichnet der brasilianische Wilde die Grösse der Hütte, indem er die Zahl der Feuerstellen angibt, gleich wie diess bei den Nordamericanem Brauch ist. Diese Wohnungen werden, ebenso wie die zu Versammlungen dienende Hütte des Häuptlings, nur als Eigen- thum der Bewohner betrachtet , wenngleich mehrere Nachbarfamilien oder die ganze Horde «u ihrer Errichtung beigetragen haben sollten. Die allen Antheilen gemeinschaftlichen Thüren vrerden Nachts angelehnt, oder von Innen durch Stützen verschlossen, zur Tagszeit aber oflen gelassen, oder bei Abwesenheit der Bewohner, bald mittelst eines hölzernen Rie- gels, bald durch einen um die Klinke gewidtelten Baumwollenfaden ge- schlossen. Das erstemal, als ich diese harmlose Art der Verschliessung bei den Juris antraf, trat ich neugierig in die Hütte, und erblickte auf einem Brettergerüste ein todtes Kind; später aber fand ich auf ähnliche Weise viele Hütten versperrt, so dass mir eine besondere Beziehung des Baumwollenfadens, gleichsam als bannend, unwahrscheinlich wird. Gar oft findet man die Hütten nur verschlossen, um den Stechfliegen den Ein- gang zu wehren. Dieses volle Vertrauen in die Redlichkeit der Nachbarn, wovon wir in Eiuropa nur bü den Scandinaviem des äussersten Nordens ein Gegenstück dby Google 89 finden, ist ein schöner Zag im Charakter des americanischen Wilden. Sein Verdienst wird durch den Umstand nicht geschm&lert, dass er nur wenige, mid im Allgemeinen leicht zu erwerbende Besitzthümer habe. Waffen, Federschmuck und Hausgeräthe sind für ihn Gegenstände hohen Werthes, obgleich er fast alle, freilich nicht ohne Mühe und Zeitaufwand, selbst verfertigen kann. Dass aber Alle unter den gleichen Bedingungen des möglichen Erwerbes leben, dass es hier nicht, wie in civilisirten Staa* ten Arme und Reiche gibt — diess scheint das Palladium der indianischen Ehrlichkeit zu seyn. Auch in dem einfachen Wilden entflammt sich die Begierde nach d«n, was sehr mühsam und nur ausnahmsweise za er- werben ist, und, überwältigt von den bösen Gelüsten, wird auch er zum Dieb. FUlt ein Diebstahl vor, so wird er gewöhnlich dem Häuptlinge an- gezeigt; und dieser sucht zugleich mit dem Paj^ oder mit andern seiner R&the dem Thäter auf die Spur zu kommen. Grosse Strafen werden übrigens auf die hier vorkommenden Fälle von Diebstahl nicht gesetzt. Die Zurückgabe des gestohlenen Gutes, Schläge oder w^ohl auch eine Ver- wundung in die Arme und Schenkel, sind die, gewöhnlich von dem Häuptlinge dictirten, und wohl auch sogleich vollzogenen Strafen. Von den übiigen americanischen Wilden wurden Diebstahl und Raub mit strengeren Strafen belegt.*^) (*) Bei den Carail>eii auf Haiti wurden Raaber und Diebe (eipiesst* ohne dass Jemand für sie intercedirte. Oriedo L. V. c, 3. S. 50. b. Cfaarleroiz St Domingne I. p. ($4* Bei den alten Indianern TOn Cuzco wnrdon sie geblendet. Gomara c. 124. Die Incoa straften Räuber, eben so wie Erandstifier und Mörder, durah den Strang. Acosta L. TL c 18-, Garcüase L. IV. c I9. Unter den Chilesen wurden Räuber und Diebe, ebenso wie die Kriegsgefangenen, mit dem Tode bestraft, wenn sie sich nicht durch den Einfluss mächtiger Freunde retten konnten. — Die Indianer von Darien straften Räuber, Mörder, männlicba Ehebrecher, ja sogar Lügner (?) mit dem Tode. Herrera Dec. II. L. 3. c S. S. 84. — In Eamersldas wurden Diebe und Mörder gestraft. Die Verbrecher wurden an Pfahle gebunden nnd gegeisseh« es wurden ihnen die Nase nnd die Obren ebgescbnitten, oder sie worden m^^ hänitt. Den Edelsten wurden zur Strafe die Haare abgeschnitten, nnd die Aerm«! der Kleider aufgeschlitzt Gomara c 7Z. S, Q3. b. — Dil Indianer ron Nicarft. Digitized by Google 40 Auch dieser rohe Mensch kennt verschiedene Arten des Werthes; er unterscheidet Besitzthümer , welche ihm einen matenellen Nutzen ge- währen, und andere, denen er nur mit aller Vorliebe des Stolzes und der Eitelkeit anhängt. Unter den Miranhas, die ich mittelst der Holzpaucken zusammenrufen Hess, um Waffen und Zierrathen einzuhandeln, befand sich Einer , der ein Haisband von den grössten Onzenzähnen trug. Vergeh, lieh bot ich ihm mehrere Aexte dafür an; sein Stolz widerstand jeder Versuchung ; denn jene Trophäe eines kühnen Jagdglückes erhob ihn in den Augen der Stammgenossen; aber keiner von diesen würde gewagt haben, den Jäger um den Schmuck zu bestehlen, so wie etwa in civili- sirten Ländern Niemand die ausgezeichneten Insignien eines Ordens ent- wenden möchte, um sie selbst zu tragen. Solche Gegenstände eines ganz eingebildeten Werthes sind die einzige Art von Unterpfand, welche der Wilde zu überliefern pflegt, wenn es sich davon handelt, eine durch Ver- sprechen übernommene Verpflichtung anzueritemien. So verpfändet er, statt seines Ehrenwortes, die materiellen Zeichen seines Muthes, wie den Schädel eines erschlagenen Feindes, seinen Halsschmuck aus Thter - oder Menschenzähnen, oder den Stein, w^elchen er als Zierde in der Lippe zu tragen pflegt.*) Vor der Bekanntschaft mit den Europäern waren vielleicht ein, mit- telst steinerner Aexte und Feuers, mühsam ausgehöhlter Kahn, und das Pfeilgift, welches aus einer nicht überall wachsenden Pflanze bereitet wird, die werthvollsten Besitzthümer des brasilianischen Ureinwohners. Seit- dem haben eiserne Geräthe und andere Producte der Civilisation die Be- sitzthümer und daniit die Versuchung zum Diebstahl vermehrt; aber diese europäischen Gegenstände sind immer noch so selten, und ihr Besitz ist so auszeichnend, dass Entdeckung des Diebstahls und Heclamation des Ge- gns schnitten dem Diebe dis Haaxe «b, and er blieb Sciare des Betheiligten, bis er ibn bezahlt hatte. Ein aolcher Leibeigener Konnte Terhauft oder rerspielt werden , sich aber nnr mit Willen des Caciken wieder frei kaufen.' Zögerte er mit «einer Lotkaufung, so starb er wohl auch im Menschenopfier. Goihara c, 206. S, 2(^A* (^ VasconcalloB, Chronica d« Brasil. S. 64. dby Google 41 stohlenen fast immer unvermeidlich sejD würden. Hierin mag ein Grund der Seltenheit des Diebstahls unter Nachbarn liegen. Anders verhält es . sich im Kriege, wo das Besitzthum des Besiegten als Beute fortgeführt, oder in der Wuth des Sieges vertilgt wird. Für Privateigenthum j ohngefahr so, wie bei unsem Vorfahren des Mannes Heergeräth und des Weibes End und Gebänd , hält der Mann seine Waffen und seinen Schmuck, die Frau ihren Schmuck und, wenn sie solche besitzt, Kleidungsstücke, welche ihr übrigens auch nur Zier- aüien sind. Alles übrige : Hangmatten, Töpfergeschirre, Geräthe zur Mehlbereitung n. d. gl. ist Eigenthum der Familie (Bona avita). Wenn mehrere Familien in einer Hütte wohnen, dienen diese Gegenstände nur selten allen gemeinschafllich, weil jede sie fär sich besitzt und der andern nicht bedarf. Aus dem Bisherigen geht hervor, dass der Einzelne für die Erhaltung des Eigenthums die sicherste Gewährschafl in der Gleichheit Aller und in dem geringen Werthe desselben für ^e Ue- brigen findet. Nur selten verwahrt der Indianer ein Eigenthum, das er in seiner Hütte nicht sicher hält , bei dem Häuptlinge. Diess geschieht vorzüglich mit gestohlenen Gegenständen, namentlich mit Eisengeräthe. Ich habe einen solchen Fall beobachtet , wo sich der Häuptling der Mi' ranhas zar Aufbewahrung eines (wahrscheinlich gestohlenen) Beiles un- ter der Bedingung bereit erklärte, halbes Eigenthumsrecht darauf zu er* halten, . Bei den Coerun^s und Coretäs pflegen die Häuptlinge allen Fe- derschmuck der Tänzer ihrer Horde in ihrer Hütte au&ubewahren ; doch wohl nur aus dem Grunde, weil in ihrem Hofe die Tänze am häufigsten vorgenommen werden. Von Bürgschaften und Pfändungen findet man hier keine Spur. Wo einige Cultur wach geworden ist, werden gewisse Gegenstände zum Handelszwecke in Vorrathen angefertigt. So schnitzt der Maahi Bogen aus rothem Holze, und bereitet die Guaranäpaste, der Mimdrucä macht Zierathen aus bunten Federn, die Weiber der Miranhaa flechten jährlich eine beträchtliche Anzahl von Hangmatten aus Palmfasem, die weithin bb zu den Indianern von Surinam und Bsseqnebo verhandelt wer* 6 dby Google 42 den. So treiben riele St&rame Hühnenrocht nnd berat^i Mehl för d» Handel. Alle diese G^enstände werden niclrt verkauft, sondern nur g9- gen andere Waai*en vertanachc Bei kdner Völkerschaft &*asiliens kennt man etwas als allgemeinen Repräsentanten des dinglichen Werthes, geschweige denn Geld ; wo sie Metall besitzen , verwenden sie es nur zu Schmuck. In Mexico vertraten bekanntlich schon zur Zeit der Azteken ^ Cacaobf^en die Stelle einer Münze '^), so wie die Canris in Ostindien and Afirica. Am Amazonenstrome werden diese Bohnao von den India- nem, ebenso wie Salsaparille, Vanille, Nelkenzinuntu. s.w., für den Tausch- handel mit den Weissen angesammelt; eher die Einheit dient nicht als Maass eines gewissen Werthes. Dieser vollständige Mangel aller Münite ohareJiterisirt den Bildungsgrad der americanisehen Ureinwohner. „Du k«nmst, sagt Mwitesquieu , zu einnn dir unbekannten Volke; siehst da «ne Münze , so magst du dich beruhigen : du bist in einem policirten Lande." Wenn bei diesem Mangel an Begriffen für die Bestimmung eines al^ stfluten dinglichen Werthes die mittelluire ErwM'bung von Bigenthom vor- zugsweise nur in der Form des Tausches vorkommen kann, und weder Häuf noch ähnliche Erwerbtitel bekannt sind, so kommtauch Schenkung nur &us9erst selten vor; denn der Indianer ist von Natur nicht fr«gdng. Seine Schenkungen erstrecken sich nur auf untergeordnete Gegen- stSnde. Bei Tauschveritehr finden Vwsprechen and Contracte statt. Die Weigemng, eingegangene Verbindlichkeiten zu erf^len, gibt oft Anläse zur Klage vor dem Häuptling. Bei den Coroetdoa und Camacans bin ich Zeuge gewesen, dass Weiber sieh an diesen wendeten, um den verspro- chenen Antheil an der Maisemdte nnd an der Fischer« zu erhalten. Bei den Miranhaa musste der Häuptling den Streit zwischen zwei Familien schlichten, deren eine Antheil an dem von mir geschenkten Eisengeräthe für an die andere geÜeferte Hangmatten in Anspruch nahm. Das Hin- nnd Herreden der Partheien bei diesem AnlMse dauerte lange, und schien (*) Bnmboldt, Emai peliL anr 1« hodt, Eap&gne II. f. 430. Ebeo so auch in Nicar^aa {ütman c S07. p. »$4. b.}t nnd in GiMtcmala (abendaa. c 20Q. 5. 268.) Digitized by Google 43 die Urtheilskraft des Richters sehr anzn^rengen ; doch kam es zu einem Aassprach«, hei welchem miui sich berolügte. Es ist bereits erwähnt worden, dass mittelbare Erwerbung des lie- genden Eigenthams von Todes wegen (durch Testament oder ErbvertrSge) hier nicht voifiomme. Dasselbe gilt aucJi vom beweglichen Eigenthmn; denn fiberhanpt kennt ja der brasilianische Wilde Testiren und Legiren nicht. Alles, was der Hausvater hinterlässt, geht zu gleichen Theilen und Nutzungsrechten auf die Familie über. Wenn seine Waffen und sein Schnrack nicht auf das Grab gelegt, oder mU der Leiche begraben wer- den, so fallen sie den Söhnen zn.^) Trennen sich die Söhne, indem je- der einen eigenen Hausstand bildet , so bleibt Derjenige Besitzer der vä- terUdten Hätte, welcher zuerst räii WeS) nimmt. Ausserdem aber habe ich von Vorrechten der Erstgeburt, wenigstens in Beuehung auf BesitK- thümer, kein'e Spur unter den brasilianischen Wilden gefunden. '^) Rech- te auf fremdes Gut treten in dem rohen Lebenskreise dieser Menschen niemals deutlich hervor. Höchstens erscheinen sie etwa unter der Form der Zurüchbehaltnng eines Gegenstandes, wenn sich ein Individuum von einem andern übervortheilt glaubt. Uebrigens habe ich oben so wenig (De Spuren von Vertragsverh Altnissen bemerict, welche sich den nnsri- gen, in ihren verschiedenen Formen (Zurückbehaltungsrecht, Unterp&nd- , Vorkaufs - , N&her- vuid Wiederkaufsrecht , Niessbrauch , Servitaten, (*) B«i den nordamsricantuheii WÜdoa TSrcrbt nichto von dem spedellen Eigantfanm da» Gatten aof deasen Wittw«. Die Geacbenke, welche er erkalten, aeine Kleider, Bäte, «ein Scfamncii wird Tertbeilt, ja ü»t geplaudert; nichta geht anf aeia« Ria- d*r. Vobuy, Oeorrea. Paria 18sl. VII. p. AOQ. (**) Die «Iteo Incaa rererbtan Krone nnd KroDOgenthiun nach dem Gesetze der Pri. mogenitor, aber bei den Cacihen nnd Unterthonen galten mehrere verachiadene Rechtsgewohnheiten über Erbfolge in rerachiedenen Prorinzea. Garcilaao L. TI, c. 8. Nicht die Söhne, sondern die Brüder nnd Neffen erbten in Ctuco nad ia Esmaraldas, nach Gomara c. 124. p. lÖl. c. T2. p. 93. b. — Dia beweglichen Gü- ter der Cacihen «nf St. Doming« wtirden unter Diejenigen rertheüt, welche herbei- kamen, die zwanzigtägigen Begrabniaifeierltchheiten iür sie zu halten. Oriedo £«b. V. c 3. p. 48. h. 6* dby Google 44 u. s. w.) vergleichen Hessen. Der Verkehr ist zu beschränkt, und der Sinn dieser Menschen zu einfach und blöde, um solche Verhältnisse ins Leben zu rufen, geschweige sie bis zur Rechtsgewohnheit zu entwickeln. Da jeder mit den wenigen nothwendigen Habseligkeiten versehen ist, kommt selbst das Leihen von gewissen Gegenständen zum -Gebrauche nur selten vor. Die Bewohner ein und derselben Hütte stehen sich in dieser Beziehung näher, als die Nachbarn. Hierher gehört auch der, bereits erwähnte, ge- jneinschafUiche Gebrauch eines Sciaven. Die beiden ältesten Arten des Vertrags sind übrigens auch diesen Naturkindem nicht fremd: Darlehen werden namentlich von Lebensmitteln gemacht, tuid ihre Kostbariteiten werden bisweilen in depositum gegeben. Sobald brasilianische Wilde mit einander handeln wollen, legen sie ihre WaiFen gemeinschaftlich ab, und zwar neben einander; und ist der Handel geschlossen, was gewisse von beiden Seiten öf):ers wiederholte Worte andeuten, so greifen auch beide Theile wie in einem Tempo wie- der zu den Waffen. Offenbar ist dieser Gebrauch ein RechtssymboL Vielleicht ist er das Versprechen gegenseitiger Freundschaft und ruhiger Erwägung während des Handels. Bei dem tactmässigen Wiederaufnehmen der Waffen aber schienen mir die Züge der Contrahenten einen wild gra- vitätischen Ausdruck anzunehmen, gleichsam als wollten sie sagen, sie vpürden sich die Erfüllung des Vertrags nun auch durch Waffengewalt zu verschaffen wissen. — £s ist diess nicht die einzige s3rmfoolische Hand- lung, welche ich unter den Indianern beobachtet habe, und vielleicht be* gleiten ähnliche bildliche Darstellungen oder Wahrzeichen alte verschie- denen Geschäfte , denen ein Rechtsverhältniss zu Grunde liegt, vrenn an- ders Symbole überhaupt die Rechtssprache der rohen Menschheit sind. Es würde aber ein langer Aufenthalt, Kenntniss der Sprache und eine sehr scharfe Beobachtung nöthig sejrn, um diese tief liegenden und halb- verwischt^n Spuren aufzufinden und zu enträthseln. So paögen denn nur die wenigen rechtssymbolischen Handlungen hier eine Stelle finden, die ich auch ohne jene günstigen Vorbedingungep wahrzunehmep jm Stan- de war. dby Google 45 Der Indianer kennt den Schwur nicht^); doch bekräftigt er seine Aussagen durch eine sinnliche Handlung. Entweder fahrt er mit der Hand in die Haupthaare , oder er hält sie üher dem Kopfe. Die Haare sind diesem rohen Naturmenschen ein vorzüglich bedeutsamer Hdrpertheil. Während er sie im Antlitze und am übrigen Leibe ausreisst, pflegt er sie auf dem Haupte, und künstelt an ihnen durch Binden, Flechten, Lösen oder durch den Schnitt. Die Tupinambazes und andere verwandte Stäm- me lassen die Haare in der Trauer lang wachsen, während sie sich zu- gleich das Antlitz schwarz färben. Viele andere Stämme scheeren sie bei Traueranlass , wie die alten Griechen und Römer''-"!'), vollkommen oder theilweise ab > was andere auch ihren Kriegsgefangenen oder Sclaven zu thun pflegen. Im Allgemeinen gilt dem brasilianischen Wilden ein starker Wuchs des Haupthaares als Zierde, und die, äusserst seltene, Kahlköpfig- keit wird als schändlich verlacht. Das Haupthaar steht also bei diesen Völkern in derselben Achtung, wie der Bart bei unsern Vorfahren, wel- che durclT dessen Berührung oder Abscheerung gew^isse Rechtshandlungen symbolisirten. Wenn der Indianer zur Betheuerung die Hand über das Haupt erhebt, wie wir ^e Finger zum Eide ausstrecken, so liegt diesem Symbole vielleicht die ahnungsvolle Scheu vor jenem unbekannten Wesen zum Grunde , das in Donner und Blitz über seinem Haupte weilt. Der tiefen Indolenz dieser Menschenrace ungeachtet, konnte ich doch immer eine scheue Befangenheit an meinen indianischen Begleitern während ei- nes Donnerwetters beobachten, ■'^f) Als Betheuenmg berührt der Indianer (*) Bei den alten Peraanem ward der Zeuge rora Richter geiragt: „Versprichst dn dem Jnca die Walirheit sm sagen?" Die Sejahang galt als heiliger Schwur. Gsrci- laso L, L c, 3. p. 30. (") Vergl. Saubert de sacrificiis reterum p. 227. ffl. — Die grSnlündi«cha Dirne, welche gefreiet wird, alter die Heurath nicht eingehen will, schneidet ihr Haar ah, am . Trauer und Widerwillen anzuzeigen. Cranz, Historie t, GrÖnl. I. p. 209. C") Die alten Peruaner hielten Wetterleuchten, Donner und BHUstrahl (lUapa) fiir Diener der Sonne , and einen Ort, in welchen es eingeschlagen hatte, fUr gleich- . aani gebannt und anfaeimlich. Sie Tvrmanerten solche Gemächer. Garcilaso. L. H. c 1. p. 33. c. 23. p. iSs. dby Google 4« munchmaj aveh die Spitee seiner Waffen, wie dies« die Kalmüdten zu tlian pflegen*), oder sein Hal^esduneide «ns Thier- oder Mensdien- zSUiDen. Handschli^ und Handgeiübde kennt der Indianer nicht. Als Grnss haben sie den ersteren, so wie das freundschaftliche Anrufbngswort Ca- marada, von den^ Portugiesen angenommen. Doch banericte ich biswei- ten, dass sie, als Zeichen eines allgemeinen Beschlusses, gleichsam um Freude oder Znfriedeiüieit auszudrücken, die Hände mit ausgespreiteten Fingern zusammenschlugen. Auch der Kuss, sdiaft förmlich gewährt, und sie wird niemäb gebrochen. Wffd aber der Eintretende nicht auf diese Weise empiangen, so mag er sich aof das Schlimmste gefasst machen. Bothschafter eines fremden Stammes gefafar« den oft Verietiung ihres Gastrechtes, wenn äe unangenehme Nachrich- ten bringen. Die Mehrzahl der mir bekannt gewordenen Rechtssymbole scheint d^n Völkerrechte dies«- rohen Menschen anzagehimn. Sie können zom Theile mit 'Ähnlichen des AltertKums verglichen werden. Dahin gehört die, auch bei den Ploridanem und Caraiben herrschende, Sitte, d«i Krieg anzukündigen , indem man Pfeile oder Worfspiesse auf das fremde Gebiet wirft, oder an den Grenz^i in die Erde stedft. Der Anfuhrer der JarU versicherte mich , dass ich auf der Reise von seinem Dorfe m den lU^ ranhas, in Begleitung seiner Leute, nichts Feindliches zu befahren haben würde, weil jene Nachbarn den an der Grenze aufgesteckten Speer wie- der weggenommen hätten. Hier wiederholt ach der uralte Gdn*auch des angebrannten blutigen Speers, den die Homer als Kriegserkl&rong auf feindliches Gebiet warfen'''). Freilidi ist eine solche offene Kriegserklä* mng nicht häufig unter den Wilden, deren feiger und hinterlistiger Cha* rakter vorgeht, die unvorfjereitelen Feinde zu überfallen. — Die Krieger der Mandrucäs verpflichten sich zu dem Kriegszuge durch eine Kerbe, welche sie in ein, von dem Oberbefehlshaber von Hütte zu Hütte gesen- detes Kerbholz schneiden. Keiner, der sich dadurch, als zum Feldzuge be< reit, erklärt hat , wird diesem symbolischen Versprechen untreu werden.. Vielleicht hat die Umhersendnng eines solchen Keriiholzes, das an deo durchs Land gesclnckten Aufrofspeer der Seandinavier und Hochschotten erinnert '^) , nur zum Zwecke, dass der Häuptling £e ganze Zahl seiner Maiinschaft erfahre. Es ist diess der Span (la buchette) "^^j welcher bei den Irokesen umhergeschickt, und von den Kriegern als Zeichen des an- O Liria» L c 34. Vüpgü, Aan. K. V. 6X S3. (*■) Jac Grimm, dtatoche RflchtMlteitiiänKr. S. 1(4. Tergl. atidi 9. 174. ^**) Lafitsa, Moenr* det Ani«ri«tiiw II. p. 16S. Digitized by Google 48 genommenen Aufgebotes mit Federn, bunten Schnüren u. d. gl. verziert wird. — Das Calüunet'''') , eine grosse, mit Federn und Haaren verzierte, steinerne, angezündete Tabakspfeife, welche die nordamericanischen Wil- den als Zechen des Friedens oder Krieges anbieten, und l>ei ihren Ver- sammlungen von Mund zu Mund gehen lassen , erscheint, wenngleich' minder ausgebildet, auch bei den Urbrasilianem. Sie rauchen bei ihren Versammlungen aus einer grossen Cigarre , die herumgegeben vrird, und ein Symbol des Friedens und Vertrauens ist. Die angebotene Pfeife nicht annehmen, wird nicht blos als Beleidigung, sondern als offene Erklärung feindlicher Gesinnung betrachtet. Dem fremden Ankömmlinge wird sie bis- weilen durch den Pajä dargebracht, der mittelst gewisser Gaukeleien, vor- . züglich Anräuchern und auf die Seite Spucken, entweder einen Bann zur Vertheidigung der Fremden oder eine Reinigung desselben vorzu- nehmen scheint. Wenn eine ganze Gemeinschaft einer andern Friede und Freundschaft anbieten will, so kommt eine Gesandtschaft, festlich geschmückt, mit be- sonders zierlichen Waffen, welche, nach allerlei Tänzen und langen Reden, dem Häuptlinge In die Hand gegeben werden. Die Cajapöa, Gaaycuräs, {*) LaBUn, a. a. 0. 3 14- aeq. — Von zwei andern aymboliscben Geräthacliaften der Nordomericaner , dem Wampum nnd dem Tomahawk, habe ich in Brasilien keine Spar gefunden. Der Wampum iat,ein aas kleinen Seemascheln zasammengesetztes Band oder ein Gürtel, welcher, wie die Quippos der alten Fernaner, darcli Terschieden* Zeichnung und Färbnng verschiedene historische und volkerrecbtlicbe Acte bezeich- net, bei Transactionen von einem Stamms dem andern mitgetheilt wird, und bei der Ab- schliesanng eines Vertraga von beiden Contrahenten berührt wird. (Long, Voyagas and TrareU p. 4 SpÜE nnd Martin«, Reiae. 111. S. 1320., Ton den Manh&. 7 Digitized by Google 50 Ungs von diesem als waffenfähig erldärt, nachdem man ihm mit einem scharfen Zahne, oder mit dem Schnabel eines Sperbers eine lange Haut- wände auf der Brust beigebracht hat. Diese Geremonie erinnert an die Weise, in welcher der Sohn des caraibischen Häuptlings seine Sporen ver* dient. Der Vater zerschmettert nämlich auf dem Kopfe des Sohnes den Schädel eines Raubvogels und gibt jenem das Herz des zerrissenen und zer- malmten Thieres zu essen. "^ Der Kreis von Geschäften, in welchen der Uri>ewohner Brasiliens sei- ne persönlichen Rechte gegen Andere , die nicht zur Familie gehören, gel- tend machen könnte , ist sehr beschränkt, v Als hierher gehörig sind vor* züglich die rohesten Spuren eines Jagdrechtes anzußihren. Gewöhnlich geht jeder Jäger einzeln für sich auf die Jagd. Das von ihm erlegte Wild wird nicht als sein, sondern als der Familie Eigenthum betrachtet Dem- gemäss liält sich auch der Jäger nur ausnahmsweise verpflichtet, £e Beute selbst nach Hause zu bringen; er verbirgt daher das Wildpret im Walde, und überlässt es der Frau, den Alten und den noch nicht mannbaren an- dern, es von der bezeichneten Stelle nach Hause zu holen. Treffen meh- rere Jäger zusammen, wenn eben ein Wild erlegt worden, so hat nur der Erlegende Anspruch darauf; doch erhält oft ein Anderer TheiL an der Beute , unter der Verpflichtung , sie nach Hause zu schaffen. Der Jäger darf sich keiner fremden WjsJfen bedienen ; besonders behaupten diejenigen Wilden, die mit dem Blasrohr schiessen, dass dieses Geschoss durch den G^ ' brauch eines Fremden verdorben wei'de, und geben es nicht aus ihren Hän- den. Nicht selten verstopft Einer dem Andern das Blasrohr, um ihn im Erlegen von Wild zu hindern, das somit ihm selbst zu Gute kommen könnte. Gemeinschaftliche Jagden werden gegen gefährliche Raubthiere, wie die Onze, oder in der Absicht angestellt, Vorräthe einzusammeln. Man pfle|^ vorzugsweise Affen in grösserer Menge zu erlegen, abzuziehen, aus- zuweiden und am Feuer zu trocknen. Pie Tbeilung geschieht bei der Heimkehr von solchen , oft mehrere Wochen lang dauernden, Expeditionen gleichheitlich. Demjenigen , der das Pfeilgift liefert, kommt dafür eine be- (*) Db Tertre •. a. 0. II. S. 377. dby Google 51 sondere Vergütung zu. Wenn Schlingen gelegt werden , wird der Dieb- stahl des darin gefangenen Wildes als ein I>esonderes Verbrechen ange- sehen, und darüber vor dem Häuptlinge Klage geführt. Dieser übt übri- gens fiir sich keinen VVlldbann aus, und allgemeine Jagden in dem Re* viere werden von der ganzen Gemeinschaft ai^ verabredeten Tagen ange- stellt Dass diess innerhalb der veitragsweise zwischen einzelnen Horden bestimmten Grenzen geschehe, ist bereits erwähnt worden. Unter den Bo- tocudos werden Eingriffe in diese Jagdgerechtigkeiten durch einen Zwei- kampf mit grossen Prügeln ausgeglichen, an welchen mehrere Glieder von jeder Parthei Theil nehmen'^}. — Die Hschereien werden häufig gemein- schaftlich angestellt, und man versteht sich über die Vertheilung der Beute um so eher, als diese meistens sehr gross ist War man so glücklich, einen Lamantin, Delphin oder ein grosses Krokodil zu erlegen, so nehmen meistens alle Familien der Hütte, ja des ganzen Dorfes, Theil an der Beute, welche ohnehin von einer Familie nicht so schnell verzehrt wer- den könnte, als sie verderben vrürde. Gehen wir von diesen, nur wenig entwickelten persönlichen Rechten noch weiter zurück, bis auf die gemeinschaftliche Quelle, woraus diesel- ben, und überhaupt alle rechtlichen Verhältnisse der Einzelnen, wie der Familien und der Gemeinschaften, ursprünglich hervoritommen, — so fin? den wir, wenn aach nicht , wie bei civilisirten Völkern, eine Ehe, doch eine regelmässige Verbindung beider Geschlechter; wir fin- den Rechte und Pflichten der Gatten, der väterlichen Gewalt und verschie- dener Verwajidtschaftsgrade. Es ist ein Vorrecht der menschlichen Natur, die Grundlage aller Gesellschaft auf dem Gebiete des Gefühls und der Lie- be zu erbauen; und so unentwickelt auch alle geselligen Verhältnisse bei diesen, theilweise fast thierisch rohen, Indianern seyn mögen, haben sie doch auch einen eriiabenen, auf Neigung und Wahl gegründeten Ursprung. Wir können jedoch diese Verbindung weder als ein religiöses, noch als ein bürgerliches Bündniss ansehen. Sie wird ohne irgend eine reli- ' (*) Maximilüui Prinz Ton Keawied, Beisa H. f. A2'. 7* \ Digitized by Google 52 giöse Wc^e geschlossen; das gästige oder gemütbliche Bedörfniss ist dem leiblichen vollkummen untergeordnet, nnd die Wahl gdit liur einsei- tig immer vom Manne aus'!'). £hen so wenig kann sie auch, bei der Bildungsstufe dieser Menschen überiianpt, als ein bürgerlicher Vertrag be- trachtet vrerden ; und die durch sie den Gatten gegetaseitig g^ebenen and erworbenen Rechte können nur von diesen selbst gewahrt, oder wieder aufgegeben werden. Bei allen Schicksalen dieser häuslichen Vert>indung bleibt die Gemeinde gleichgültig und unbetheüigt. Horde oder Stamm hArt keine Klage der Gatten an, gibt keinem der beichefort o. a. O. I, S. 593. Diess ist bei den brasilianischen Wilden nicht der F«U. O Notici«, c 158. p. 277. dby Google 55 eine vorherrschende Neigung, sich Fraiien aus andern, vorzüglich schw&r ehern, Stänunen, oft ans weiter Entfernung, zuzulegen. Diess geschieht namentlich in der Absicht, seinen Hausstand und sein Ansehen durch Ver- wandte der Frau, welche dieser nicht ungern folgen, zu vermehren. Dass weihliche Kriegsgefangene zu K^sweifoem angenoounen werden, ist be> reits erwähnt worden. Bei den Gaaycuräs und mehreren anderen Völkerschaften finden wir die seltsame Erscheinung, dass die Sprache der Weiber von der der Männer gänzlich, oder doch in einzelnen Worten Verschieden isf^). Die- ses sonderbare Verhältniss ist bekanntlich zuerst bei den Caraiben be- merkt worden und hat auf den Antillen, wo sie w^ohnten, die Sage ver- breitet, dass sie, bei der Ankunft vom festen Lande her, die männlichen Ureinwohner vertilgt, mit deren Weibern aber sich fortgepflanzt hätten. Desshalb sollen dort die Weiber ihre Männer nie beim Namen nennen und nie mit ihnen zu Tische sitzen '^^'). In jedem Falle dürfte jene Sprach- verschiedenbeit der Geschlechter auch bei den brasilianischen Völkerschaf- ten von einem gemischtem Ursprünge abzuleiten seyn. — Weib«rraub kommt nicht selten vor. Der Anführer der 2Hiranhas, bei welchem ich wohnte, hatte seine Frau einem benachbarten Stamme geraubt. So sollen die Mandrucäs den PeirentirUina Mädchen und Weiber entführt, und dadurch Omnd zu dem tüdtlichen Hasse zvnschen beiden Völkern gelegt haben; und die Tectmas rauben die , wegen ihrer schlanken Ebenmässigkeit be- rühmten, Schönen der Marauhäs, Ausser dieser gewaltthädgen Weise erwirbt sich der brasilianische Wilde seine Frau mit der ausdrücklichen Einwilligung ihres Vaters auf dop- pelte Art: durch Arbeit im Hause des Schwiegervaters; diess findet vor* züglich bei den grösseren, in ihren Wohnorten beständigen, Völh^m und (') Prado a. a. O. p. 28. (*■) Rochefort, Hütoire monle des Antilltt«, Tom. U. p. I43.ffl. — Laflun, Mo«tin da« Ame- ricaina I. p. s&. — Labat, Voyage aozlile» del'Aneri^t II. p. 9&,— Vatar, Mitlui- dates UI. Abtb. II. p. 0TT. dby Google 66 Stämnen statt; oder darch Kauf. Der JüngUng^ widmet sich, wie einsfc Jacob bei Laban, oft mehrere Jahre hindurch allen Diensten und Verrich- tungen im Hause des präsumtiven Schwiegervaters mit unverdrossener Emsigkeit. Er geht für ihn auf die Jagd und zum Fischfang, er hilft ihm die Hütte bauen, den Wald reinigen, Holz tragen, Kähne ammeni, Waffen machen, Netze stricken u. d. gl. Er 'wohnt zwar bei seinen Verwandten, weilt al^er den ganzen Tag im Hause der gewünschten Braut.'^) Oft treffen hier mehrere Bewerber zusammen. Bei den kleinen Völkern am Amazonenstrome geniesst er schon während dieser Zeit das soge- nannte Bnsenrecht, wie diess unter vielen sibirischen Völkern der Fall ist*^); bei andern herrschen hierüber strengere Grundsätze, und der Va- ter würde jeden Versuch auf die Blüthe der Tochter mit dem Tode stra- fen'^^'')* Ist der Liebhaber endlich so glücklich, die Einstimmung des Va- ters zu erhadtea, so nimmt er anfänglich einen Platz und eine Feuerstelle in der Hütte der Schwiegerältem ein, oder er bezieht sogleich eine eigene für sich, getrennt von den Äeltem. Bei den Gnaycurus bleibt der Schwie- gersohn für immer im Hause der Adtern; aber diese vermeiden von nun an mit ihm zu sprechen f). Bisweilen verdingt sich der Brautbewerber an (*) Die Indianer von Qoit') haben dieselben Gewohnheiten. Sie nennen das Zniam- menleben der Unverhearatheten die Znaennoengewöhnnng : £1 Aniannarafl. Ullffa, Relae. hJBt. Parte 1. Tomo 2. p. 656. (**) Fallaa, Reisen I. p. 305. (bei den KBlinÜGl(en);~^Lepechins Reiten L p. 111. (bü den Tataren), IL p. 92. ffl. (bei 4en Baschbiren). (***) Bei manchen Wilden in Nordanterica dient, nach CharleToix, der Bräutigam, im Vollgeniuse aller Rechte des Gatten, so lange im schwiegerraterlichen Hanse bis eine Fmcht dieser Verbindang geboren worden} dann trennt er sich nnd baut eine eigene Hütte. (t) Prado, au a. 0. p. 21. Diese seltsame Sitte, welche awischen SchwiegeraltBrn nnd Schwiegersohn t&i» ganze Leben eine Scheidewand zieht , herrschte euch bei- dtia Carniben der Antillen. Wenn sich beide Partheien nothgedrnngen sprechen mnss- ten, wendeten sie das Gesicht ab, nm sich wenigstens nicht xu sehen. Du Tertre, Hiatoire g^n^ale des Anlüles.' II. p. 378. — Bei den Grönländern bleibt das nen- rerehelicfate Paar bei den Aaltem des' Mannes nnd de« letztem MatUr fuhrt, so lange ti« lebt, die Wirthschaft. Cranz I. 216. dby Google 67 die Familie einer fremden Horde, ja sogar eines fremden Stammes. Nach vollzogener Heurath bleibt er meistens unter demselben zurück: eine der Ursachen so vielfach gemischter Sprachen. Die hier erwähnte, bei vielen Völkerschaften übliche, Enverbungs- weise der Frau bezieht sich vorzüglich auf die erste oder Oberfrau. Im Besitze dieser, verschafft sich der Indianer Unterfrauen oder Kebsweiber durch Geschenke, die den Schwiegeraltem dargebracht werden. Es ist diess also die, in Asien und sogar in einigen osteuropäischen Ländern üb- liehe Sitte, die Braut um Brautpreise zu kaufen. Ist der Bewerber ein Haupt- Ung, oder sonst von vermögendem Einflasse, so reicht oft schon die Bitte hin. Bei andern Völkerschaften wird auch die erste Frau durch Braut- preise erkauft Wir finden diese Sitte, sich tue Gattin durcb den Kalym zu erkaufen, im Allgemeinen fast bei allen Völkern, vrelche in Polygamie leben, so wie bei jenen, wo die W^eiber Sciavendienste thun müssen und desshalb die Geltang einer Waare erhalten. Es liegt daher nichts Be- fremdendes im Vorkommen dieser Rechtsgewohnheit bei den Urbrasilia- nem. Durch Gesetze, wie z. B. bei den Tataren'^}, sind die Brautpreise lücht bestimmt, auch sind sie nichts weniger als beträchtlich, wie bei je- nem reichen Hirtenvolhe, wo Cameele, Pferde und hunderte von Schaafen dem Vater eines vornehmen und schönen Mädchens dargebracht werden. Vielmehr sind diese Preise sehr gering und dem rohen Leben der einfa- chen Wilden angemessen. Eben so wenig sind die Rechte und Pflichten der Gatten nach verschiedenen ßrautpreisen verschieden, wie wir diess, seltsam genug, bei den Malaien auf Sumatra finden ''^). Bei den höchst angebildeten Paris, Coroados und Coropds^^^') bestehen sie lediglich in WUdpret und Früchten, und werden unmittelbar vor der Hochzeit, viel- mehr wie ein Symbol, dass der Mann die Frau ernähren könne, denn als ein werthvolles Tauschgeschenk, gegen die abzutretende Tochter des Hau- ses überreicht. Bei höher civilisirten Stämmen besteht der Kalym in {") Lepechin, Rsisea I. p. 111. ffl. Fallu, Reisen I. p. 305. ffl. C") Marsden, Begchreibniig von Sumatra, p. 27Q. ffl. 28S. f*») Spix und Morliaa, Heise I. Theil. S. 387. 8 Digitized by Google 58 Waffen, Schmuck, Vorräthen von Mehl nnd getrocknetem Wüdpret, in gewissen von den Europäern eingehandelten Gegenständen, in^wsondere Eisengeräthen , endlich wohl auch in Pferden (wie z. B. bei den Gtury- cnrus*) oder in einem Sclaven oder einer Sclavin. Er wird gewöhnlich vor der Hochzeit, bisweilen nach nnd nach dargebracht Mit diesen Ge- schenken hat der Bräutigam seine Verpflichtungen gegen das Haus des Schwiegervaters vollständig abgetragen '^); von nun an braucht er diesem keine Dienste mehr zu leisten, und noch viel weniger verfallt seine mit dieser Frau zu erzielende Nachkommenschaft in Verbindlichkeit gegen die grossväterliche Familie, wie diess in Sumatra der Fall ist, wo die Kinder von den Grossältem zur Freiheit ausgelöset vrerden müssen '^'^). Braut- geschenke sind nicht üblich; überhaupt kommt der Wille der Braut bei der ganzen Verhandlung nur soweit in Betracht, als sie ihn gegen ihren Vater geltend zu machen versteht, welcher ihr absoluter Herr bt. Verlöbniss unmündiger Kinder kommt nicht vor. Dem Anfuhrer der al- ten Tupia ward bisweilen ein Mädchen zur Frau bestimn^, bevor sie mannbar geworden war. Jener nahm sie dann in seine Hütte zn sich, und erzog sie sich selbst zur Fran.f) Einb andere, nicht sehr häufige, Art, sich die Frau zu erwerben , ist bei den Chavantes üblich, ff) Junge Männer, welche sich um die Hand (*) Bei den Abiponen in Paraguay besieht der Brantpreis aas Glas cor allen, rier Pferden, einem Kleide, einem Speer und mancherlei Hausgeräthe, Dobrizhof. Abipon. II. p, a 1 4. (*^ Wie bei den Hindus, wo der, bei, der Uebergabe der Braut gegenwärtige, Bramine, und nach ihm der Schwiegervater erUäret: dsa Geld igt mein und die Braut dein. Sonnerat, Voyage 1. p. T6. ^«o*j Bg£ der „Ambel-Aiia*' genannten Ehe'verbindnng, wo kein Kalym bezahlt wird, er- zengt der Sumatrane in dieser Weise Sclaven für das Hans des Schwiegerrttera. Marsden a. a. 0. (f) Noticia do Brazil p. 276. In dieser Beziehung stehen die brasilianischen Wilden im grellen Contraste mit den Pars! in Hindostan, den Javanern und vielen Neger- völhern, bei welchen Heurathen oft schon zwischen unmündigen Kindern geschlossen werden; theils, damit sich despotische Fürsten nicht der Kinder bemächtigen können, theils, weil die Aeltem der jnngen Braut bei dieser Gelegenheit Geschenke^erbalten. Vergl. IVIeiners, im Göttingschen histor. Magazin. III. S. 7(54. (it) Martina, Reise II. p. 574. Digitized by Google der Schönen bewerben wollen, unterwerfen sich de|n Ausgange eines Weltkampfes. Wer einen schweren Holzbloek am weitesten tragen, oder im Laufe aufraffen nnd am weitesten weisen kann, fuhrt die Braut heim. Seltsam finden wir zu solchen rohen Sitten Gegenstücke im griechischen Alterthume, wo sich die reizende Atalanta dem besten L&ufer ergibt"^). Vorbedingung zur Ehe von Seite des Weibes ist nur sein ent- schiedener Eintritt in die Pubertät. Vor dieser Periode ein Bündniss zu schliessen, halten den Indianer vielfache Aberglauben ab. Ebendesshalb ist die Erklärung der sich gewöhnlich im zwölften Jahre ankündigenden Abnnbarkeit'''^) der Mädchen ein wichtiger, überall festlich begangener, Gebrauch. Man bemerkt ihn bei allen brasilianischen Völkerschaften un- ter mancherlei, o&. höchst sonderbaren, Ceremonien: Casteiungen, Abson- derung von der Familie , EInräacherung, Aderlässe, blutigen Einschnitten in die Haut, u. s. w.***). Bei den alten Tupis trug die Jungfrau zum Zeichen ihrer Mannbarkeit baumwollene Fäden um die Lenden und die Oberarme, welche sie bei Verlust der Blüthe wieder ablegen musste. Gleiches wurde mir als bei den Juria, Coretäa und Coerunas üblich bemerkt Nur bei wenigen Nationen steht die Virginität der Braut in Achtung, so namentlich bei den Chavctnteaf), welche sie durch besondere Au&icht, nicht auf die Mädchen, sondern auf die Jünglinge zu erhalten suchen. Die alten Tupinambazes legten eben so wenig Werth hierauf, als die ehe- {*) Herodot. ApoUod. III. Q, 2. f) Nach GarcUaso (L. III. c 80 pflegten äia pernanüchen lucas ihro Verwandtinnen nicht Tor dem achtzehnten bis zwanzigsten Jahre zur Ehe zu geben. Sie verhen- ratheten die Glieder ihrer Familie unter einander', gaben Weiber zax Belohnung geleisteter Dienste, und jährlich schlössen die Caciken im Namen des Ines die Eben der Heuralfasfahigen ihres Districtes. (•**) Eino Torzüglich horte Prüfung mussteo die Töchter der romehmen Indianer Ton Cnmana überstehen : sie wurden zwei Jahre lang Tor der Verhenrathung eingesperrt gehalten, während welcher ZeitihreHaare nicht geschnilUn werden darfiten. GomaracTQ. b., and der Bräuti* gam überlJeas das Jas primae noctis oft dem Ceciken. Ebendos, In andern Ge- genden der Tierra firme übernahmen jenes Kecbt Frennde nnd Verwandte. Pedro de Ciefa c. 4g. p. 133. b. (*) Eben so, nnter Andern, «nch bei den Grönländern. S. &anz, Histor. t. Grönland- I. p. 208. Digitized by Google den Familiengliedem , noch von den übrigen Freanden tmd Stammgenos- sen, gegeben. Auch von einer Morgengabe weiss das Brantpasa'' nichts. — Die Hochzeitsfeierlichkeit ist ein grosses Trinkgelag, an dem oft mehrere hundert Personen Theil nehmen. Es wird immer im Hanse oder Hofe des Mächtigeren und Reicheren von den beiden sich verschwägernden Familien gehalten, indem von allen Seiten Speise und Trank herbeigeschleppt wird. — Die brasilianischen Wilden pflegen manch« mal auch bei Verheurathungen andere Namen anzunehmen; die genaue- ren Verhältnisse, unter welchen diess geschieht, sind mir unbekannt ge- blieben. Bei den Caraiben auf den Antillen nahmen beide Theile neue Namen an *). Gewisse Heurathen werden fiür unerlaubt gehalten; doch sind die hierauf bezüglichen Rechtsgewohnheiten sehr verschieden bei ver- schiedenen Völkern und Stammen. Im Allgemeinen gilt es für sch&nct lieh, seine Schwester oder die Tochter des Bruders zu ehelichen. Die Sitten sind in dieser Beziehung um so reiner, je zahlreicher der Stamm ist. Bei kleinen, isolirt wohnenden Horden und Familien ist es sehr häu- fig, dass der Bruder mit seiner Schwester lebt. Als Volksstämme, welche hierüber sehr lockere Grundsatze hätten, wurden mir die Coerunas und Uainumas genannt. Beide sind bereits dem Verlöschen nahe. Im All- gemeinen lässt sich behaupten , dass Blutschande in allen Graden bei den zahlreichen Stämmen und Horden am Amazonas und Rio Negro häufig vorkomme. In den südlicheren Gegenden herrschen reinere Veriiältnisse. Von den alten Tupinemibazea wird berichtet, dass solche Verbindungen nur verstohlen unterhalten werden durften =•■*). Die Kam^os^ ein Stamm (•) Dn T«rtre «. a. 0. 11. p. 37B. (") Namtntlich dio Verbicdung mit Schwtatern, Tanten und Töchtent. Noticia do Brc> Sil. p. 282. Hierin waren also die Tnpis etwas melir civiliairt, ala die Caraiben der Antillen , bei welchen der Mann za gleicher Zeit mit zwei Schwestern, and sogar mit Matter nnd Tochter Terbonden sejn dorfie. Da Tertre a. a. 0. H. p. MS. — Bei den Indianern auf St Domingo waren Heurathen nnr im ersten Verwandt- schaftsgrad« verboten. Diese Caraiben glaubten, sie würden sterben müssen, wenn sie sich mit Matter, Schwester oder Tochter Terbänden. Oviedo L. V. c. 3. £ 49. Digitized by Google am Amazonenstrome, dulden keine Verbindung zwischen Personen) vrelche zu ^n und derselben Zunft gehören, wenn schon sonst keine wahre Blutsverwandtschaft zwischen ihnen aufweisbar herrscht , indem sie sich dennoch innerhalb der Grenzen jener Zünfte ab die nächsten Blutsfireunde betrachten'^). Diess ist eine der merkwürdigsten Erscheinungen in dem Leben so roher Völker, mid scheint nnabweislich auf eine edlere Gesittung in früheren Zeiten hinzudeuten. bn seltsamen Gegensatze mit den verbotenen Verwandtschaftsgraden, stehen gewisse Zwangsehen. So ist es ein fast bei allen brasiliani- schen Wilden strenge geübtes Herkommen, dass nach dem Tode eines Gatten dessen filtester Bruder, oder, wenn kein solcher vorhanden wäre, der nächste Verwandte männlicher Seite, die Wittwe, und der B rüder der Charlsroix a, a, 0. I, p. (Jt. — In Peru halten die Incas eheliche Verbindung ron Verwandten im eraten Grade auf- und absteigender Linie bei Todeastrafe rerbo- boten, Acosta a. a. O. L, VI. c. 18. p. 43S.t und gleiche Strafe war auf Blut- •chanda mit Matter, GroBsmutter, Toehter, Enkelin und Schwester gesetzt. Ebenda«. p. 428. Aach in der Familie der Incaa waren, nach demselben Schriftsteller, Ehen zwischen Geschwistern nnerlaubt, bis der Grossrater des Atahnalpa seine Schwester faeorathete. Dagegen berichtet der spätere Inca Garcilaao a. a. 0. L. I. c, 21., daaa Manco Capac Ehebiindnisse mit Verwandten anempfohlen habe, sowie, L. IV. c, Q., dass von diesem Gründer der Dynastie an der jedesmalige Thronerbe sich mit sei- ner Schwester, oder einer bis in den vierten Grad Verwandten rermählt habe, da- mit sich die Abkömmlinge der Sonne stets unrermischt auf dem Throne erhielten. Viel roher jedoch erscheint Alles nach dem Berichte ron Gomara, c 124. Dieser Schriftsteller, älter als die vorigen, sagt dass in Cuzco Polygamie üblich gewesen nnd desa die Soldaten (Gemeine) selbst ihre Schwestwn geehlichet hätten, (*) Veigl, in von Murr's Reisen einiger Misaionarien p. 72. — Die Irokesen nnd Hnronen, welche in Monogamie leben, sind strenge, dag^en die polygamischen Algon^oinen leicht in Beobachtang der Verwandtschaftsgrade. Lafitau b. s. O. I. p. 658. ffl. Charlevoii, Joorn. d'un Voy. V. p. 4iq. ffl. — Unter den Grönländern lassen sieh Geschwisterkinder, ja sogar Leute, welche einander nicht verwandt, aber eis Adoptivkinder in einem Hause erzogen worden sind, selten in eine Henrath ein. Dagegen findet man, wenn schon selten, und stets verabschent, Beispiele, dass ein Mann gleichzeitig zwei Schwestern oder die Matter nnd die mit dieser zugebrachte Tochter hearathet Cranz, Biitor. von Grönland. I. p. 209. dby Google 65 Wittwe deren Tochter hearathe. Bei den Mandmcäsj Uaimxmds^ Ju- ris, Mauhe's, Passes und Coemnaa hdrte ich von dieser Sitte. Sie wird anch von den alten Tiipinambazes mit dem Zusätze berichtet, dass der Bruder oder nächste Blutsverwandte der Wittwe ein gesetzliches Recht auf seine Nichte hatte, sie schon bei Lebzeiten seines Schwagers zu sich nehmen, und für sich auferraehen konnte ^* Wollte er sie nicht heurathen , so übte er doch väterliche Gewalt über sie aus, und konnte sie einem andern Mapne nach Gutdünken zur Ehe geben. Ohne Zweifel ist die Häufigkeit von Verbindungen zwischen so nahen Verwandten ein Grund der physischen Verschlechterung, und noch viel mehr der geistigen Verkümmerung dieser rothen Ra^e. Die bisher angeführten Verhaltnisse erweisen schon hinreichend, dasa in dem der Ehe vergleichbaren Bundnisse der \Yilden auf Seite des Man* nes statt Rechtes unbedingte Macht und Willkühr gilt, und dass dagegen der Zustand des Weibes ein durchaus leidender ist. Demgemäss verfugt der Gatte sogar über den Leib seiner Frau. Die Berichte mancher Reisen- den, dass der americanische Wilde seine Tochter, ja sogar seine Gattin zum Zeichen der Freundschaft oder aus Eigennutz den Umarmungen sei- nes Gastes anbiete, sind, so oft man auch an ihrer Wahrhaftigkeit zwei- feln mag, dennoch wahr. Jeder, der bis zu den rohen, mit Europäern noch vf^enig bekannten Stammen im Innern des neuen Continentes vor* dringt, findet Gelegenheit, sich von einer unserm Gefühle so widerlichen Sitte zu überzeugen. Bei den kleinen Völkerschaften am Amazonas und Yupurä geschieht es bisweilen, dass der Gatte die GatUn gegen Lohn pro- stituiii:, oder auf eine gewisse Zeit einem andern Manne überlässt. Bei allen brasilianischen Stämmen kann der Mann die Frau ohne Grund ver^ stossen und dagegen eine andere Frau aufnehmen. Dem leidenden Theile (*) Noticia do Brazil p. 26Z., Theret, bei Lafitaa a. a. 0^ I. p. 657. VaaconceUos p. 81'. — Die Caraibeo der Antnien hearatheten ebenfalla venngsweiae ihre Geachm- sterkindabasen, als ihnen von Rechtswegen xostehend, Eochefort «, a. 0. U, p. SQS. ffl. — Du Tertre «. a. O. D, p. 377. Bei den Apalachiten sollen die Heoratfaen ansser der Familie tax minder anständig gegolten haben. Rochefort ebenda«, p. 330. 9 Digitized by Google 66 steht es in allen diesen Verhältnissen nicht zu, bei dem Häuptlinge oder vor der Gemeinde Rechte geltend zu machen, und nur den Einfluss und die Dazwischenkunft der eigenen Familie kann er zu seinen Gunsten be- nutzen. Bei den Miranhas und andern Völkerschaften darf der Gatte die Gattin verkaufen; dieser Fall kommt jedoch im Vergleiche mit dem unter den Negern allgemein gültigen Rechte hier äusserst selten vor*)^ Die Begriffe von ehelicher Treue sind ziemlich gleichmässig bei allen brar silianischen Ureinwohnern ganz zu Gunsten der Mämier. Diese sehen in der Schändung ihres Bettes einen persönlichen Schimpf, und rächen ihn gewöhnlich an beiden schuldigen Theilen, fast immer strenger bei dem Weibe als bei dem Manne '^). Vielleicht haben die Männer im Allge- meinen mehr Grund zur Eifersucht, als die Weiher, welche von einem lebhafteren Temperamente beherrscht werden. Die angebome, mit der ganzen Gemüthsart verschwisterte, Eifersucht der Männer bewaffnet diese als Richter in eigener Sache; und die schuldig Befundene, ja selbst die (^) Die Indianer von Darien, welclie so viele Weiber nahmen, ala ihnen gefiel, and da- bei aof Gleichheit (des Banges!) sahen, konnten sie rerstossen, gegen andere ver- taoschen, undrerkaufen, Torzüglichdieanfruchtharen (Gomara c.6^. p.63.b.); Schet- dang erfolgte bei ihnen, wenn Verdacht der Schwangerschaft zogletch mit den Re- geln da war. (So wenigstene verstehe ich die Stelle: Entpero es el dirorcto y apor- taniiento estando ella con ea camiaa por I« sespecha del prennado. a. a. O.) In rficaragua wnrden die Ehebrecherinnen verstoseen, nnd erhielten ihr Mitgift zn- rüch. Sie konnten nicht wieder heurathen. An dem Verführer rächte »ich der GatW durch die Fanst, des Weibea Verwandte aber hielten sich für beschimpft. (Go- mara p. 203. b.). (^ Ans den altem spanischen Belichten ist nicht ersichtlich, ob die peni*nischen Rechtsgewohnheiten eben so günstig für die Männer waren. Sei Gomara heisst es nnr (cap, 134.), der Ehebrach werde bei den Indianern von Cnzco mit dem To- de bestraft} bei Acosta (L, VL c, lö. p. 427.)) die wahre Eheft'an werde eben so wie der schuldige Mann mit dem Tode gestrafti nnd selbst wenn der Mann ver- zeihe, trete eine, wenn auch geringere, Strafe ein. ^ Der peruanische Geset^eber Fachacutec gab ein eigenes Gesetz gegen Ehebrecher, das keines der beiden Ge- schlechter begünstigte. Garcilaso L. VI. c. z6. Bei den Indianern von Cnmana er- folgte Verstossnng nach dem Ehebruch, nnd der beleidigte Gatte sachte sich uberdiess an dem Verfnlirer za rächen. Gomara c, TQ. dby Google 6t onsctuldig Bezüchtigte, wird nicht selten von dem Manne mit dem Tode bestraft , ohne dass der Häuptling , oder die Gesammtheit hieran hindern könnte. Es gilt diess vorzüglich von den rohen Stämmen, den Paris, Co- roadoa, PatachdSi Muras, Aimor^s u. s. w. Die Weiber der letztem sollen während der Abwesenheit ihrer Gatten zu einem andern Manne entweichen dürfen, der eben eine grosse Jagdbeute gemacht hat. Wer- den sie aber in Untreue ergriffen, so büssen sie meistens durch gewaltige Schläge oder Wunden, die ihnen in Arme und Schenkel geschnitten wer- den"^). Ich habe eine Botocudin gesehen, welche wegen Ehebruchs von ihrem Manne an einen Baum gebunden, und durch zahlreiche Ffeilschüsse verwundet worden war**). Der rohe Zorn des Beleidigten wendet sich dann auch oft gegen den Mitschuldigen, in hinterlistigem oder offenem Angriffe ; doch kömmt es nicht immer zur Tödtung. Bei andern Stäm< men, insbesondere am Amazonenstrome, und beladen MundrucAs und Guay- curäs wird die vom Weibe gebrochene eheliche Treue nicht so hart b&< straft. Es kommt hier wohl auch bisweilen zu einem Ausspruche des Häuptlings, so ferne er von den Familien der Betheiligten angerufen wor- den. Will der beleidigte Gatte die Schändung seines Bettes durch den Tod rächen, so fügt er nicht selten Anklage auf Hexerei hinzu, worin er vom Pajä unterstützt wird. Der gemeinste Fall beim Ehebruch des Wei- bes ist die Verstossung desselben. Unmündige Kinder, besonders Mädchen, folgen der Mutter, doch gelten hierüber keine festen Bestimmungen. Den Weibern ist beim gegentheiligen Falle keine gleichmässige Appellation an den Häuptling oder an die Gemeinde gestattet. Meistens entziehen sie sich der Gemeinschaft des ungetreuen Gatten, indem sie zu' ihren Verwandten zurückfliehen. Aus den angeführten Verhältnissen geht deutlich hervor, dass bei den Indianern von einer förmlichen, durch richterliche Dazwi- schenkunft ausgesprochenen Scheidung der Gatten nicht die Rede sejn könne. Sehr häufig geschieht die Trennung unter gegenseitiger Verstän- {"} Nenwied II. p. 38. Bei den Miamis in Nordaaierica hat d«r beleidigte Gatte da« Recht, der flüchtigen Praa die Nase abzuschneiden. Chorlevoix, V07. V. p. 420. C^) Reise in Brasilien. II. p, 480. 9» dby Google 68 digung und Einwilligung; ja bisweilen bisweilen tauschen sich Ehepaare unter einander aus. Gemeiaschaft der Weiber ist eben so wohl als Polyandrie dem gesammten geistigen und leiblichen Zustande der Indianer zuwider; ich habe hievon nirgends eine Spur gefunden'^). Die grosse Abhängigkeit der weiblidien Ehegatten veranlasst sie, den Männern stets gefallig zu seyn. Daher stammt das bei sehr vielen Stäm- men im Schwange gehende Laster, die Leibesfrucht zu tödten. Bei den Gaaycnräs ist es so häufig, dass die Weiber im Allgemeinen erst vom dreissigsten Jahre an Kinder zu gebähren und aufzugehen anfangen'^). Wenn auch nicht als herrschende Nationalsitte, dennoch ziemlich häufig bemerkt man diese Unnatur und davon herrührende Körperleiden der Weiber bei mehreren Völkern am Amazonenstrome and Yupuri: den JuriSf Ucdnnmds und Coenmas. Die Guemas am Paraguay sollen ihre neugebornen weiblichen Kinder lebendig begraben '^°^). Auch das Ausse- tzen neugebomer Kinder durch die Mutter ist als Folge ihres Üefemie- drigten Zustandes nicht selten. Es mag als Maasstab für das Elend die- ser Unterwürfigkeit gelten, dass hier das Mutterherz selbst seinen innig- sten Gefühlen entfremdet wird. Dieselbe Gevralt, welche dem Manne, als dem starkem, gegen seine Gattin zusteht, beützt er auch über seine Kinder in vollkommener Unbe- schränktheit , ohne irgend eine Beaufsichtigung durch die Gemeinschaft Doch dauert diese schrankenlose väterliche Gewalt nur so lange, als die Kinder unmündig von dem yäterlidien Heerde abhängen. In dieser Zeit (*) sie scheint vorzngtweise nur 4«m Temperamente und den Sitten roher, pBtamtischer Völker sn entsprechen. Ihre älteate Spur finden wir rielleicht bei den alten Met* Mgeten. Herod, I. 2lti. (**) Prado, a. a. 0. p. 21. Nsch Azars, Vojoge 11, p. ll6., uUeo sie ihre Kinder bie anf ein Paar umbringen ; und die !# ingedis und MacHicBfo aollea nur da« letzte Kind am Leben Iaas«n(?). Asara, a. a. 0. p. 152. l&(f. (•*•) Axare, a. a. O. p. 95. dby Google 69 darf sich der Vater, der übrigens den Kindern fast nur vne ein PWmder gegenübersteht, und sich wenig am sie bekümmert, jede Strafe und Wfll- kühr gegen sie erlauben. Das Kind erhält gewöhnlich durch den Vater einen (von Verwandten, Thieren oder Pflanzen hergenommenen) Namen, sobald es aufrecht sitzen kann'^), einen andern bei der Erklärung der Mannbarkeit (Emancipation); noch andere werden dem Manne nach Auszächnung im Kriege, oft durch ihn selbst gegeben. (Bei denjenigen Stämmen, welche sich zu tatowiren pflegen, ist die Ertheilung eines neu- en Namens zugleich mit einer Vermehrung der Tatowirung üblich: so bei den Mimdmcus^. Pie Erklärung der Mannbarkeit ist kein Act der väterlichen Gewalt, sondern geht eigentlich von der Gesammtheit-aus, welche Zeuge der von dem Knaben abgelegten Proben ist Jener Act fällt gewöhnlich in das vierzehnte oder fünCeehnte Jahr. Da sich der an- gehende Jüngling von nun an leicht selbst erhalten kann, und er dem vä- terlichen Hause wesentliche Dienste leistet, so erlischt alknälig die väter^ liehe Gewalt über den Sohn; über' die Tochter dauert sie, auch nachdem ihre Pubertät bereits erklärt worden, in aller Strenge so lange, bis sie sich derselben durch Verbindung mit einem Manne entzieht 'i'^. (*) Bei den Pass^ 'ertheilt, nach Spix'a Boobachtiiiig (ReUe 111. p. lt%6.), der Pajj dem nengebonien Kinde den Namen. — Die alten Peruaner geben den Namen, wenn der Säugling entwöhnt wurde, dabei wurden ihm die Haars Ton den Verwandten der Beihe nach feierlich abgeschnitten. Garcilas« L. VI. c. 11. Vielleicht stammt hieron der Gebrauch der benachbarten Tecnnas, dem Neogebomen die Haare M.tu- zoreiasen. Martins, Heise 111. p. 1188. Gans ähnlich« Sitten rücksichtlich der Namensertheilung herrschten u. a. auch bei den Garaiben. Bochefort s. a. O. II. p. 6ll. ffl. Den Kindern wurden dabei auch die Lippen und Ohrläppchen dorchbolut, was ebeufallj bei rielen brasilianischen Völkerschaften geschiebt. — (Das Abschnei- den der Haare bei Kindern als eine Ceremonie kommt auch bei den Kalmücken tot. Pallas, Reise L p. 3050 ^) Die Majornnse, welche ihr AntliU durch Einschnitte u. dgl. scheusslidi entstallen, feiern äit Durchbohrung der Lippen, Ohren und Wangen durch ein grossei Fest Reise III. p. 1168. - (***J Bai den alten Peruanern galt die räterlich« Gewalt bis ins 25sle Jahr. In die- sem Alter mussten auch die Jünglinge seyn, welche der Inca, oder in seinem Na- men die Curacot, mit Fraaen versorgten. Garcilaso L. V. 0. IB. h. IV. «, ig. h. dby Google 70 Der brasilianische Ureinwohner verkauft bisweilen seine Kinder, — leider mnss ich es gestehen — viel öfter an Menschen weisser Ra^e, als an sol- che von seiner eigenen Farbe. Die grosse, )a absolute Gewalt, welche der Vater über seine unmündigen Kinder ausübt, entspringt aus einer ganz andern Quelle , als jene fast schrankenlose Autorität ;des Vaters bei den Griechen und noch mehr den Römern'^). Sie ist nichts als der Aus- druck physischen Uebergewichtes , während )ene Völker des Alterthnms das' Ansehen des Familienvaters auf die erhabensten und reinsten Lehren einer strengen Sittlichkeit gründeten. Erziehung findet eigentlich von Seite der Aeltem nicht statt. Der Vater duldet die Kinder, die Mutter nützt sie. Sofeme vnr daher die väterliche Gewalt in dem sittlichen Principe, Hinr der zur Humanität zu bilden, gegeben erachten , müssen hier ihre Gren- zen sehr enge seyn. Ehrfurcht und Gehorsam sind den Kindern fremd. Das älterliche Verhältniss hat hier jene Heiligkeit verloren, welche in den edelsten G^ fühlen der Natur begründet ist. Bei den Chinesen ist diese väterliche Ge- walt die letzte und reinste Qti^l'c > ^^^ welcher alle staatsrechtlichen und bürgerlichen Verhältnisse hervorgehen; Liebe und Wohlwollen wird von hier aus über den ganzen Organismus der Gesetze verbreitet; und in die- ser Beziehung kann man keinen schärferen Gegensatz, als den finden, in welchem sich, schon vom Fnncipe aus, das Recht unter den Urvölkem Bra- siliens und bei dem genannten asiatischen Volke entwickelt hat. Die schwache VI. c. 3(5. — Die IncM beschränkten die Täterliche Aufsicht dorcb das Instttat der Decnrionen. Ein HaosTater hatte nämlich eine Art von Oberan&icbt über neun seiner Nachbarn; er leitete ihre Geschäfte als Fiscal nnd trat sogar als Richter in häusli- chen Angelegenheiten auf. Er strafte die Kinder wegen Unarten, aber aach die Väter, wenn sie jene nicht genügend unterwiesen und erzogen hatten. Garcilsso L. 11. c. 11. 12. Von dem Inca Roca — welcher die Kinderopfer verbot (L. IV. c. 13.) — wurden Schulen errichtet. L. IV. c. 19. L. VII. c 10. Ein noch mehr ausgebildetes Erziehnngssyatem, in Öffentlichen Pensionen, scheint bei den Mexicanem eingeführt gewesen «n aeyn. Acosta Lib. VI. c. 2T, {*) Nach den von Romulus gegebenen Gesetzen durfte der Vater seine Kinder dreimal in die Sdarerei verkaufen, ja sogar todtes. Dion, Halicaru. L. II. c 26, Digitized by Google 71 Ausdehnung der väterlichen Gewalt bei Jenen entspricht dem Mangel ho- hem Rechtsideen überhaupt. Schon dieser Zug in der Sittengeschichte beider Völker dürfte die Meinung Derjenigen widerlegen, welche die rohen ' Bewohner America^s för verwilderte Abkömmlinge ans dem fernen Osten Asiens gehalten haben. So gewaltig auch die Missentwickelungen chinesi> scher Abkömmlinge unter dem Einflüsse einer ganz verschiedenen Natur sich hätten gestalten können, nimmeimehr würden sie sich doch bis zu ei- nem absoluten Gegensatze in Begriffen ausgebildet haben , worin wir die Grundlage aller geselligen , bürgerlichen und rechtlichen Verhältnisse erblicken. Wohl schwerlich ist anzunehmen, dass die Weiber der brasilianischen Wilden mit der ehelichen Verbindung gewisse Verpflichtungen ge- gen den Gatten nach dessen Tode eingehen sollten, wie diess bekanntlich bei den Hindus so häufig der Fall ist. Von den Weibern der Caraiben auf den Antillen, der Wilden in Danen, und in Peru von denen des Inca und der vornehmem Häuptlinge wird berichtet, dass sie sich nach dem Tode der Gatten mit den Leichen lebendig begraben lassen mussten'^'). Doch soll diess nur ausnahmsweise und nach ihrer eigenen Wahl geschehen seyn. Auch bei den nordamericamschen Wilden sollen sich Weiber und Sclaven eines Häuptlings, nachdem sie grosse Kugeln Tabak verschluckt, und sich dadurch in einen Znstand von Trunkenheit versetzt haben, zu Ehren ihrer Gebieter dem Feuertode widmen. Von diesen sich selbst ver* läugnenden Opfern bietet keine brasiliaiüsche Völkerschaft Analogien dar. Das Wiederansgraben und Reinigen der Gebeine geliebter Todten^) und das Aufbewahren ganz, oder stückweise zu Mumien verwandelter Lei- (*) Hera. Oriedo L. V. c. 3. p. 48. b. Chulevoix, Hiatoir« d* St. Dominga« I. p. sq. Herrera Dec IL L. 3. c. 5- p. 64. GarcUaso «. a. 0. L. VI. c. 5. p. 177. Nacli dem Tode des Guaynacapac sollen mehr als tansend Penonen in Todteaopfem ge- tödtet worden ujn. AcoaU L. V. c. 7. p. 319. Die Wittwen trauerten ein Jahr lang, and Terheoratheten sich nicht wieder. Acosta L. VI. c. 18. p> 427. (**) Bei den Indianern ron Cnnana erhielt die Oberfran den Schede! ron wiederaua- gegrabenen Skelet ihrea Gatten. Goniu-a. p. 83. p. 108. b. y Google 72 chen , welche sich hie und da, so vrie im übrigen America aach bei den Wilden Brasiliens findet ^) , schont in keiner Weise mit Rechtsbegriffen in Verbindung zu stehen. Auch zur Sorge für Kinder und Vervrandte scheint das der Ehe analoge Bündniss unter diesen Wilden nicht zu verpflichten. Nicht selten erliegen die unmündigen Kinder dem Hungertode, oder sterben aus andern Ursachen unmenschlicher Vernachlässigung. Uebrigens findet sich bei den Urbewohnem Brasiliens keine Spur von Kihderopfem, welche nicht blos bei den Mexicanem , sondern auch bei den alten, ganz rohen, und je- nen erstem vergleichbaren Völkerschaften von Peru im Sdiwange gingen**). Ein gesetzlicher Unterschied zwischen den Kindern der Oberfrau und der Concubinen wird mcht gemacht ; vielleicht sind sich alle gleich ^<^). Von einer Art Vormundschaft über verwaiste Kinder findetman keine Spur. Ofl sterben sie , nach dem Tode der Aeltem sich selbst überlassen , in grösster Vernachlässigung. Gewöhnlich werden sie von Nachbarn oder Verwandten aufgenommen. Der H&uptling hat keine Aufsicht hierüber. Auch gegen die Kranken und abgelebten Alten übernimmt der brasiliani- sche Ureinwohner keine Verpflichtungen. Jene heiligen Bande , wodurch das roensthliche Herz an eine frühere und spätere Generation geknüpft wird, sind hier ganz locker und unkräftig. .Viele Stämme f) pflegen ih- (*) Heise II. p. 6^2. IIL p. 13 IQ. (**) Gordhuo L, I. c. 11. p. 13. 14. Hier warden Kinderopfer auch später, unter an- dern für die Genesung eines kranken Vaters, und bei der Einweihung des ueoen Inea dai|;ebncbt. Acosta L. V. c. ig. p. 34Q. ('**} Ein solcher Unterschied scheint' aach in Peru zur Zeit der Incos nor rücksichtlich der Kinder ans dem reinen Gebliite der SannenabkSmmlinge Statt gefunden zu ha- ben { demgeroass die Bastarde nicht aaccessions- und erbfähig waren, Garcilaso h. XY. c, g. L. IX. c 3ti. — In Darien worden die Unterfrauen ron den Sehnen der Oberfran ernährt, wenn der Vater gestorben war. Herrera Dec II, L. 3. c, 6. p, 84. (•{■) Z. B, die Majoninas, die MundmcAs etc. Reue 111. iigs. p. 1310. Unter den nordamericanisahen Wilden wird diese gränliche Sitte bei den Horonen, Algonqoins n, a. Stämmen, TOrzüglich im Norden rem Lac Superior, bemerkt. Volney, Oen- ▼rea VII, p. 403. Nach dem Gssetse der Incas mnsalen die Alten, welche zu an- dby Google 73 ren eigenen Verwandten den Tod zu geben, so bald sie unbehülflich und ihnen lästig geworden sind, in der Meinung, dass ohne Jagd, Krieg und Trinkgelage dem Greise nichts Erfreuliches mehr widerfahren könne. Bei den alten Tupis ward bisweilen ein Kranker, an dessen Aufkommen der Faje zweifelte, auf dessen Rath todtgeschlagen, und — gefressen^). Wenn Tödtung solcher abgelebten Pamilienglieder in den Augen der Menge nichts Schändliches und Verbrecherisches hat, darf man wohl er^ w^arten. dass die Gemeinde als Gesammtheit ihre Rechte nicht beeinträch- tigt hält, wenn es im Streite zweier Mitglieder zurTödtung gekommen, odei' wenn eine Feindschaft mit Mord endigt, fn einem solchen Falle wii*d keine Strafe verhängt, sondern Rache an dem Thäter genommen; aber diess ist lediglich Sache der betheiligten Familie. Wir finden daher hier, wie bei vielen Völkern Indiens, ja sogar Europa^s (den Sarden, Bos- niern, Wallachen u. s. w.).' das Institut der Blutrache. Es ersetzt gewissermaassen ein peinliches Gericht; aber sein EinBuss ist um so trau- riger, als es Hass und Verfolgung durch Generationen verewigt ; denn die Rachsucht des Indianers besänfUgt sich nicht leicht. Auch ist es vielmehr dieses persönliche Geftihl, als der Begriff, dass die Vernachlässigung der Blutrache eine grosse Schande sey, was diese Gewohnheit in Uebung erhält. Wenn die Tödtung, welche Blutrache hervorruft, von einem Gliede der^ selben Horde oder desselben Stammes ausgegangen ist, so wird diese ohne weitere Dazwischenkunfl der Gemeinschaft gesucht. Anders verhält es sich bei schweren Beleidigungen oder Tödtung durch Glieder einer an- dern Gemeinde oder eines andern Stammes. Dieser Fall wird fast immer als Angelegenheit Aller betrachtet, und in Versammlungen unter Vorsitz des Häuptlings erörtert. Da der Begriff der Blutrache bei den brasiliani- sehen Wilden sehr herrschend und mächtig ist, so steht es bei der ge- meinschaftlichen Berathung sogleich fest, dass sie genommen werden müsse ; dem GMchäAen sutanglich waren, die Vogel rus den Feldern reracheachea, und wor- den dafür zngleich mit den Blinden , Stammen nnd Lahoiaa auf Öffentliche Kosten erholten. GarcUaso L. VI. c. 35. p. 2.\l, (*) VascftQCellos, Chroniaa. p. 87. 10 dby Google 74 . ob aber durch den einzelnen Betheiligten lediglich an dem Thäter, oder durch die Gemeinschaft an der ganzen Familie, oder selbst an dem Stam- me, — diess ist Gegenstand der Berathung* Frühere Erfolge, Schwäche oder Macht des Stanmies, Kriegslust oder Furcht der einzelnen Stamm- ftihrer geben hier den Ausschlag. Meistens wird dahin entschieden, dass die Sache als Angelegenheit Aller eu betrachten sey, und dann beginnt Krieg, mit oder ohne vorausgehende Anhündigung^ Die nächsten Verwandten des GetÖdteten treten in jedem Falle als unmittelbare Rächer auf, sie suchen sich in dem Feldzuge hervorzuthun, und wo möglich den Thäter und dessen Familie mit eigener Hand umzu- bringen. Andere Verwandte und Freunde schliessen sich zu diesem Zwe- cke an. Während des Feldzugs zeichnen sich solche Bluträcher gewöhn- lich durch schwarze Flecke aus, welche sie über ihren Körper anbrin- gen. Manche scheeren sich die Haare ab. Vor dem Aufbruche gegen den Feind halten sie noch besondere Trinkgelage, wo sie die Tugenden des ^zn rächenden Verwandten in wilden Gesängen verkündigen. Am nach* sten zw Blutrache verbunden werden die Söhne, die Brüder und Schwester^ kinder erachtet. Sie auszuüben ist diesen Gewissenssache, und weder Furcht noch Schwierigkeiten irgend einer Art halten davon ab. hl dem hier bezeichneten Falle, da der Todtschläger einem andern Stamme zugehört, erstreckt sich die Blutrache mebtens von dem Todtschläger auf dessen ganze Familie. Der Bluträcher verschont dann gewöhnlich kein Glied der feindlichen Familie, selbst Greise und Säuglinge nicht. Der Häuptling der Illiranhas, bei welchem ich mehrere Wochen zugebracht habe, rühmte sich einer solchen That, und setzte hinzu, dass er die Hütte des Erschlagenen mit Allem, vras darin war, in Brand gesetzt habe. Wie in diesem Falle wird die Blutrache immer ganz formlos, wie es die Um- stände erlauben, und hinterlistig, oft in nächtlichen Ueberfallen, ausgeübt. Die Gemüthsart der Indianer beurkundet sich hier in ihrer ganzen 6nstem Stärke. Schlau und versteckt trägt er den Groll oft Jahre lang mit sich, bis alle Gräuel einer thierischen Wuth, einer nach Blut lechzenden Rach- sucht hervorbrechen, und der Feind oft unter den grausamsten Martern Digitized by Google 75 faiiig;eopf6rt wird. Man berichtet, dass der Blaträcher dieselben Wunden zu schlagen suche, an welchen sein Verwandter gestorben. Er wird so- mit ein Zurückforderer des Blutes, wie der Go€l der alten Hebräer. Nicht selten tddtet der Bluträcher, indem er den Todtschl&ger an einen Baum bindet und mit Messern und Pfeilen langsam zerfleischt. Der Gemarterte aber erträgt diese (^alen mit StandhalUgkeit, Todesverachtung, ja mit bit- term Hohn und Trotz, so dass schwer zu sagen ist, sollen wir mehr die fast übermenschliche Willenskraft in Ertragung körp^licher Leiden bewun- dem, oder mehr beklagen, dass ein menschliches Gemüth des Grades von Grimm und Hass fähig ist, bei welchem physische Schmerzen verschwinden. Die Kriegsgefangenen der alten Tapinambazes und auch gegenwärtig vieler kriegeiischer Stämme, wie der Apiacäs, IHandracäs, JUmih^s^ Jtfch jorimas, Marctahäsy Aretras, Aimoris u. 6. vr., sind als solche der Blutra- che eines ganzen Stammes verfallene Opfer zu betrachten. Bei den Br^ stem wurden sie in enger Haft, an langen Seilen angebunden^), wohl verpflegt, ja sogar mit einer Beischläferin versehen, endlich aber, nachdem sie hinreichend gemästet waren, unter grimmiger Veriiöhnung und Mar^ tem jeder Art erschlagen, um mit ihrem Leibe den Stoff zu einem Men- schenmahle zu liefern '^). Die Maforunas, j4imoris und Andere kom- men auch jetzt mit diesen gräulichen Sitten überein. Von den andern, oben erwähnten und von vielen andern Völkerschaften, welche der Anthropo- phagie nicht mehr ergeben seyn sollen, ist es doch niu* zu wahr, dass sie (*) Di« IrokMen and andera nordamericanische Völkenchaßen Tersichera sich der Ge- fanganen bei Nacbt, indem aie aie susgealreckt mit Stricken «n Pfbaten binden, die in die Erde geschlagen werden. Lafitaa II, p. 2 brennen ihre Gefangenen bei langsamen Fener, Lafitan IL p. 274. Sl. — Die M«. xicaner, die Indianer ron Nicaragua nnd die Peruaner führten Kriege, am Gefan- gene für ihr« Menschenopfer zn erbeuten. Siehe unter Andem.Gomara c. 20€. p. 204. (von weleham Schriftsteller wir immer die Ausgabe von J. Sieel*» nicht di« |^ich- zeitige von M. Nado, ötirt haben). 10* Digitizedby VjOOQIC 76 üire iBlutrache an dem Feinde auf eine so frevelhaft rafiinirte Weise ausüben *). Wenn eine Tödtung durch ein Individuum derselben Gemeinschaft die Hinterbliebenen zur Blutrache aufruft, liegt es in der Macht des com- peleaten Häuptlings, sie geschehen zu lassen, oder sie zu verhindern. Ge< wohnlich mbcht er sich nicht in diese Privatsache, es sey denn, dass Freund- schaft oder Verwandtschaft ihn der einen oder der andern Parthei ge- neigt machen. Auch kann er, wie jeder Andere, im Falle keine Ver- wandte da sind, die Sache zu der seinigen machen, und den Todtschläger verfolgen. Hierin scheinen keine bestimmten Rechtsgewohnheiten zu gel- ten, sondern Alles hängt von den besondern Umständen ab. — Vorzüg- lich bei den kleinem Horden und Stämmen nördlich vom Amazonas, de- ren Sitten etwas milder sind, und die wegen Schwäche der Gemeinschaft ein Menschenleben höher anschlagen, tritt der Häuptling nicht selten als Versöhner auf. Er leitet dann die Entrichtung einer Sühnebus se^) ein. Ich habe bei den Miranhas von zwei solchen friedlichen Ausglei- chungen gehört. In dem einen Falle übergab der Todtschläger sein$ ei- serne Axt, im andern zwei junge Gefangene, welche sodann an einen eben anwesenden Weissen verhandelt wurden. Die Bluträcher waren aber hier nur weitläufig Verschwägerte des Getödteten, und es ist mir wahrscheinlich , dass keine Sühnebussen eintreten, wenn die Rache durch nahe Verwandte genommen werden soll, Dass die Blutrache ganz formlos ausgeübt vrerde^ haben wir bereits berührt. Der GoSl sucht dem Verfolgten auf die ihm bequemste und si- cherste Weise beizukommen, oft aus einem Hinterhalte, ohne zu wtigen, sich im offenen Kampfe gegenüber zu stellen. Weder der Häuptling noch sonst Jemand wird als Zeuge des Hampfes beigezogen. Die formen d- (■) Vö'B'- Martin«, Heise III. p. 13 10. (**) Bei den Indianern tod Nicaragua konnte ein Sdara ungeschent angebracht wer- ben) wer aber einen Freien tädtete, mutete Sübnel>i|»e an deaien Soho oder ander« Vierwandte zahlen, Gomara p. ^6^, Digitized by Google 77 nes Zweikampfes unter Aufsicht der Angehörigen von beiden Theilen sind unter diesen Wilden gänzlich unbekannt. Geringere Beleidigungen werden unmittelbar, nachdem sie zugefügt worden, gerächt, indem hier beide Theile zuerst mit Worten, dann th&t- lich an einander gerathen. Die meisten Streitigkeiten werden in der Trun- kenheit begonnen, und auch durch das Faustrecht entschieden. Nur selten bringt der Besiegte seine Angelegenheit klagend bei dem Häuptlinge vor; denn es wird für schändlich gehalten, sich in solchen Dingen nicht selbst Genugthuung verschaffen zu können, und eine mächtige, gewandte Faust gilt als das gewöhnliche Auskunftsmittel. Hierin steht also der UrbrasiUa- ner sogar hinter dem Grönländer zurück, welcher seine minder erhebli- chen Streitigkeiten vor der versammelten Gemeinde durch einen Gesang schlichtet, worin des Gegners Gebrechen und Fehler mit satyrischen Zü- gen lächerlidi gemacht werden, so dass die Genugthuung für den Beleidigten aus dem Beifall entspringt, womit die Zuhörer seine geistige Ueberlegen- heit anerkennen '^). Dieser Vergleich (lihrt uns, am Schlüsse unserer Betrachtung, dasje- nige Volk Tor, welches, das nördlichste von allen der americanischen Ra^e, unter den Einflüssen einer äusserst kargen Natur lebt. Manches in dem Leben dieses Volkes scheint anzudeuten, dass es eine gewisse Schärfe des Urtheils entwickelt habe, welche man im Allgemeinen bei den südamerica- nischen Wilden vermisst. Doch dürfte dieser, verhältnissmässig höhere, Grad geisUger Bildung vielleicht nur die Folge jener angestrengteren Ue- bung des Verstandes seyn, wozu der Grönländer im Ringen mit seiner un- wirthlichen Umgebung veranlasst worden. Uebrigens gilt auch von die- sem americanischen Polarvolke , was von allen übrigen , dass ihm nämlich jene Erhellung und Erhebung des Geistes fremd ist, welche wir mit Recht als die Zierde und wesentliche Bestimmung unseres Geschlechtes anerken- nen.Alle Urbewohner America^s stehen nicht blos auf einem Grade ver- wandter Bildung, sondern vielmehr ist d^ gesammte geistige Zustand, (*) Cranz, Hlstor. v. Gröol. I. p. 231. Digitized by Google 78 worin sich ihre Menschheit spiegelt, namentlich ihr religi6ses nnd sittli- ches Bewusstseyn, diese Quelle aller übrigen ifineren und äusseren Zustände, identisch bei allen, wie immer auch die äussern Naturverhältnisse beschaf- fen seyn mögen, unter welchen sie leben. Wenn also in den übrigen Welttheilen gleichzeitig und nebeneinander die verschiedenartigsten. Stufen geistiger Entwicklungen und Hemmungen — das bunte Resultat manchfal- tiger Geschichte — dargestellt sind , liegt dagegen die ganze americanis(^e Urbevölkerung in monotoner Geistesarmuth und Erstarrung vor uns, gleich als wären weder innere Bewegungen, noch die Einwirkungen der Au8> senwelt vermögend gewesen, sie aus ihrer moralischen Unbeugsamkeit zu erwecken und abzuändern. Der rothe Mensch beurkundet übereJl nur ei- nerlei Geschick, er erscheint überall als Gegenstand einer gleichförmig ar- men Geschichte. Diess Verhältniss mag uns vorzüglich befremden, wenn wir eben die Vielartigkeit äusserer Einflüsse erwägen, denen er, der Be- wohner von Ländern gegen beide Pole hin? und von da bis zu dem Erd- gleicher, in Gebirgen und in Niederungen, auf Inseln wie auf dem Fest- lande, ausgesetzt ist. Mag man auch, und gewiss mit Recht, annehmen, dass geistige Kräfte sich im Kampfe mit einer stiefmütterlichen Natur stählen und vervielfachen, und dass dagegen in der lockenden Ueber- schwenglichkeit der Umgebung ein stilles Gift liege, welches am Marite der Menschheit zehret, so müssen wir doch den Grund der Entartung der americanischen Urbevölkerung tiefer, als in dem Einflüsse der sie jetzt umgebenden Natur, suchen. Nicht blos in den heissen und üppigen Nie- derungen dieses Continentes, wo den Indianer eine verschwenderisch wu- chemde Natur umgibt, ist er zu thierischer Rohheit herabgesunken; auf den Öden Klippen, in den kalten Wäldern des Feuerlandes hauset ein Ge- schlecht, in welchem wir die charakteristische Trägheit des Americaners zur entsetzlichen Geistesarmuth gesteigert sehen ; und selbst auf den Hoch- ebenen von Mexico, Cundinamarca und Peru, wo eine heitere Frühlings- natur waltet, geeignet, die Kräfte des Menschen in schönster Harmome zu entwickeln, lastete einst, viele Jahrhunderte vor der Einwanderung spa- nischer Conquistadores, auf den Einwohnern dieselbe Rohheit, ein Zustand, ans dem sie die theokratischen Institutionen ihrer Reformatoren, eines Qnet- dby Google 79 «aicohuatl, Bochica und Manco Gapao, nur kümmerlich zu erheben im Stande waren*). Dodi ist dieser rohe und traurige Zustand ohne Zvreifel nicht der erste, worin sich die americanische Menschheit befindet: er ist eine Au»> artnng und Erniedrigung. Weit jenseits, und getrennt durch ein tausead- )&hriges Dunkel, liegt eine edlere Vei^angenheit derselben, auf die wir nur aus wenigen Ueberresten schliessen können. Colossale Bauwerke, in Ausdehnung den altigyptischeil vergleichbar, wie die von Tiahuanacu am See Titicaca, welche die Peruaner schon zur Zeit der spanischen Erobe- rung als Reste einer viel älteren BevJilkerung, der Sage nach wie durch 2!auber in Einer Nacht geworden, anstaunten ^'^), und ähnliche Schöpfun- gen, welche, in räthselhaften Trümmern hie und da über die beiden Ameri- cas zerstreut sind , geben Zeugniss , dass ihre Bewohner in entfernten Jahrhunderten eine gegenwärtig ganz verschollene Bildung und moralische Kraft entwickelt hatten. Nur ein Nachklang davon, ein Versuch, die läng»| entschwundene Zeit wieder zurückzufuhren, scheint uns in dem Reiche und in den Institutionen der Incas zu begegnen. Dieses Reich war aber so we- nig festgewurzelt in dem Leben und in der Denkweise der entarteten In- dianer, dass, unter Einvrirkung der spanischen Eroberung, bevor noch vier Jahrhunderte verflossen, das ganze Gebäude der ehemaligen Inca-Macht wie ein Traum zerstoben ist In Brasilien ist bis jetzt noch keine Spur ei- ner solchen früheren €tütur entdeckt worden, und wenn sie hier geherrscht haben sollte, so müsste diess in einer sehr weitentfemten Vergangenheit gewe- sen seyn. Dennoch scheint in dem Zustande auch der brasilianischen, so- vrie jeder andern americanischen , Bevölkerung ein Zeugniss anderer Art zu liegen, dass die Menschheit dieses, sogenannten neuen, Continentes kei- neswegs aus jungen Völkern bestehe, geschweige dass wir wohl gar für ihr Alter und ihre historischen Entwickelungen einen Maassstab in unserer chrisüichen Zeitrechnung annehmen dürften. Dieses unabweisliche Zeug- niss legt uns die Natur selbst in den Hausthieren und Nut^cpflanzen ab, (*) So achildern Gomars, Ciefi, AeoiU, Gctcüaso u. A. dia «Ittn Bewohner von Mexicoond Vtfa atudrücklich. (*») Pedro de Ciefa, c 105. OarcilMo L. lU. c. 1. Ulloa, Relacion. IV. Retamen hutOr ric« §. 34. Digitized by Google 80 welche den Uramericaner umgeben, und einen wesentlichen Zug in seiner Bildungsgeschichte darstellen. Der dermalige Zustand dieser Naturwesen beurkundet, dass die americanische Natur schon seit Jahrtausenden den Binfluss einer verändernden und umgestaltenden Menschenhand erfahren bat Auf den Antillen nnd dem Festlande fanden die ersten Cpnquistadores den stummen Hund *) als Hausthier und auf der Jagd dienend, ebenso das Meerschweinchen'^'^) in St. Domingo in einem heimischen Zustande. Man- che Vdgelarten, wie der Puterhahn, das Jacami, mehrere Hoceos u. dgl. '^^) wurden in den Höfen der Indianer gezogen. Das Llama war in Fem schon seit undenklicher Zeit als Lastthier benützt worden, und kam nicht mehr im Zustand der Freiheit vor; ja sogar das Guanaco und die Vicun- na scheinen damals nicht ganz wild, sondern in einer beschränkten Freiheit den Urbew^ohnern beh*eundet , gelebt zu haben, da sie , um geschoren zu vrerden, eingefangen, sodann aber wieder freigelassen wurden f). Wie alt der Umgang mit diesen Thieren war, geht insbesondere daraus her- vor, dass die Llamas von vielen Peruanern sogar als heilig verehrt vnir- denff). Wo immer wir sonst einen ähnlichen Thierdienst finden, geht er in eine graue Mythenzeit zurück. So ward auch das Idol eines Hun- des von den Bewohnern der peruanischen Provinz Huanca verehrt, und Andere beteten die MaispAanze anfff). Die Cultur dieser Pflanze, aus welcher die Peruaner auch Zucker bereiteten, ist uralt; man findet sie und die ' Banane , den Baumwollenstrauch , die (^uinoa - und die Mandioccapflanze eben so wenig wild in America, als unsere Getreidearten in Asien, Euro- pa und Africa. Die einzige Palme, welche von den Indianern angebaut "^tttt)? hat durch diese Cultur den grossen, steinharten Saamenkem ("j Ferro gosque tnaio, Oviedo L. XII. c g. l (*^) Dort Lori gensant, nach Oviedo L. Xu. c. 4. (••*) Humboldt, Essai «ur la Nouv. Espagne. IL p, 451. (f) Idca Garcilaso, L. VI. c, 6. p. itq. (tt) Derselbe L. I. c. lo. L. U. c. ig. (ttt) Inoa Gardlaao L. VI. e. 10. p. IÖ4. L. L c. 10. (tttt) Gutlielina speciosa Mart., in der span. Cnjana Gachipaes, in Brasilien Bubanha oder Pnpnnba genannt Sie erscheint gegenwärtig in einem sehr grossen Verbrei- tungibezirlie, dergleichen sonst die Palmen nicht haben, und ist in vielen Gegenden dby Google 81 verloren, der oft in Fasern zA-schmolzen, oft g&nzlich aufgelöst ist Eben Bo findet man die Banane, deren Einfuhr nach America geschichtlich nicht nachgewiesen werden lutnn, immer ohne Saameti. Man weiss aber aus andern £rfi£rangen, welch* lange Zeit nothwendig ist, um den Pflanzen einen aoUiien Stempel von der umbildenden Macht menschlichen Einflusses aufzudecken. GtfVriss, auch in America sind die dort heimischen Nutz- pflanzen der Menschheit seit undenklichen Zeiten zinsbar unterworfen. Nur zwei F&lle sind in dieser Beziehung denkbar: entweder sind jeiie nützbaren Gewächse im Umgange mit der Menschheit so ver&ndert w^or- Aen, dass man gegenwärtig ihren, noch vorhandenen aber gänzlich abge- wandelten, Urt3rpus nicht mehr erkennt; oder die Einwirkung der Men- schen auf jene Gewächse ist von der Art gewesen, dass sie der Fähigkeit beraubt wurden, sich selbstständig zu erhalten, und nun nur in der Nähe von Jenen ein gleichsam veredeltes und Itünstliches Leben zu leben im Stande sind. Der tiefsinnige Denker, welcher in seinem „Systeme der Weltalter'' alle verschiedenen Richtungen in dem Bewusstseyn der Mensch- heit als eben so viele nothwendige Acte eines einzigen und innig ver- schiui^enen Processes zu umfassen bemüht ist, erkennt eine gewisse Ma- gie an, die von dem Menschengeschlechte auch über die Pflanzenwelt in jener vorgeschichtlichen Zeit ausgeübt Worden sey, da es sich aus dem Znstande unstäter Freiheit in ständigen Wohnplätzen zu Völkern abge- schlossen und ausgebildet hätte. Diese Idee, welche den Blick auf das fernste Dunkel der Urzeit unsers Geschlechts hinlenkt, begegnet meiner Ueberzeugung, dass die ersten Keime und Entwickelungen der Menschheit von America mrgends anders als in diesem Welltheile selbst gesucht wer- den müssen. Ausser den Spuren einer uralten, gleichsam vorgeschichtlichen, Cultur, and dnes verjährten Umganges der americanischen Menschheit mit der Natur, dürfen wir als Grund für jene Ansicht woU anch die Ba- sis ihres dermaligen gesammten Rechtszustandes aniühren. Ich meine hier iu weaenüichite Nahmiigsnuttel der Ureinwohner. In der Sprache von Chile bedeu- tet Pnpnn überhenpt dos Fleuch einer Frucht. u Digitized by Google 82 eben jene, schon erwähnte, rathselhafte Zertheilung der V^er in eine feist unzählbare Mannichfaltig^it ron grösseren and kleineren Menschen- gruppen, jene gegenseitige fost vollstäaitige Ab- und Ausschliessung, in vrelcher «ch uns die americanische Menschheit wie eine ungeheuere Ruine darstellt. Für diesen Zustand finden wir keine Analogie in der Geschichte der übrigen Völker des Erdbodens. Die Americaner müssen daher ehe- mala von einem Schicksale betroffen worden seyn, das diesen fremd ge- blieben ist. Man könnte sagen, dass in der alten Welt die Völker, gleich den ver- schiedenen Gebirgsformationen , die die Rinde unsere Planeten ausmachen, übereinander gelagert seyen. Indem sie der Genius der Menschheit in klei- neren oder grösseren Massen so aufeinander thürmte, sind manche sparlos verschwunden, als wären sie von den nachkommenden Geschlechtem übei^ schüttet; andere treten uns, wie die sogenannten regenerirten Gebirge, als ein Gemische entgegen, ans ursprünglich verschiedenen Elementen, unter mancherlei Verhältnissen zusammengesetzt, aufgelöst und vneder vereinigt. Die ältesten Sagen und Geschichten nennen uns wenige grosse Völker- massen; je näher wir zu nnseni Tagen herabsteigen, um so mehr indivi- dualisirt treten sie , innerhalb besUmmter Grenzen von Sprache, Gesittong und Oertlichkeit, auseinander. In den Enträthselongen solcher historischen Evolntionen ist der Geschichtforscher fast auf ein gleiches Verfahren mit dem Naturforscher angewiesen ; denn so wie dieser das Alter und die Auf- einanderfolge der Gebirgsformationen aus Trümmern untergegangener Or- ganismen zu entziffern sucht, so gewähren 'jenem die Sprache und man- cherlei Sitten und Gewohnheiten, aus einer dunklen Vorzeit , rein oder v«> mischt, in das Leben späterer Völker fortgepflanzt, Andeutungen über das Wesen und die Zustände einer früheren Menschheit. Betrachten vrir die americanische Urbevölkerung von diesem Standpuncte, vergegenwärtigen wir uns vor Allem die bis zum Aeussersten fortgeführte Zertrümmemng in kleine, oh gänzlich isolirte Völkerschaften, Stämme ^und Horden, so erscheint sie uns, um in jenem physicali^chen Gleichnisse zu bleiben, wie eine durch unaufhörlich arbeitende vulcanische Kräfte aufgelöste Formation dby Google 83 von Menschen. Wir dürfen uns bei diesem Anblicke wohl berechtigt hal- ten, dem dermaligen gesellschaftlichen und rechtlichen Zustande der rothen Menschenra^e , — welcher eigentlich nichts anders als starre Ungeselligkeit ist, — eine grosse geschichtliche Bedeutung zuzuschreiben. Diese, von babylonischer Sprachverwirrung begleitete, durch sie verviel- fachte, Auflösung nämlich aller Bande einer ehemaligen Volksthümlichkeit, — das rohe Recht der Gewalt, der fortwährende stille Krieg Aller gegen Alle, aus eben jener Auflösung hervorgegangen , scheinen mir das We- sentlichste und für die Geschichte 'Bedeutungsvollste in dem Rechtszustanda der Brasilianer, und überhaupt der ganzen americanischen Urbevölkerung. Ein solcher Zustand kann nicht die Folge neuer Katastrophen seyn. Er deutet mit unabweislichem Ernste auf viele Jahrtausende zurück. Auch scheint die Periode, in welcher ein solcher Zustand begonnen hat, um so femer liegen zu müssen, je allgemeiner die Menschheit in Nord- und Südamerica , durch irgend eine noch unenträthselte Veranlassung, zu so vollendeter Zerstörung ursprünglicher Völkermassen und zu so unheilvoller Sprachverwirrung angetrieben worden ist. Langanhaltende Wanderschaf- ten einzelner Völker und Stamme haben ohne Zweifel weithin über das gesammte americanische Festland Statt gehabt , und sie mögen vorzüglich die Ursache der Zerstückelung und Verderbniss der Sprachen und der, damit gleichen Schritt haltenden, Entsittlichung gewesen seyn. Aus der Annahme, dass sich nur wenige Hauptvölker, anfanglich auf gleiche Weise, wie 'wir es vom TupivolUe darzuthun bemüht waren, gleichsam strahlig zersplit- tert, untereinander gemischt, und in gegenseitigen Reibungen aufgelöst, und dasB diese Wanderungen, Theilungen und Umschmelzungen seit undenkli- chen Zeiten fortgedauert hätten, lässt sich allerdings der gegenwärtige Zu- stand der americanischen Menschheit erklären ; — allein die Ursache dieser sonderbaren geschichtlichen Missentwickelung bleibt darum nicht minder unbekannt und räthselhafl. — Hat etwa eine ausgedehnte Naturerschütte- rung, ein Meer und Land zerreisswides Erdbeben, — dergleichen jene viel- besungene Insel Atlantis verschlungen haben soll , — dort die Menschheit in ihren Strudel hineingezogen? — Hat sie etwa die Ueberlebenden mit einem so ungeheueren Schrecken erfüllt, der, von Geschlecht zu Geschlecht forter^ bend, den Sinn verdüstert und verwirrt, das Herz verhärtet, und dieae 11^ Digitized by Google 84 Menschheit, von den Segmmgen der Geselligkeit hinweg, wie in unst&ter Flucht auseinander jagen musste ? — Haben vielleicht verderbende Sonnen- brände, haben gewaltige Wasserfluthen den Menschen der rothen Ra^e mit einem grässlichen Hnngertode bedroht und mit unselig roher Feind- schaft bewaflhet, so dass er, mit dem entsetzlichen Btuthandwerke des Menschenfrasses gegen sich selbst wüthend, von seiner göttlichen Bestim- mung bis zur Verfinsterung der Gegenwart abfallen konnte ? Oder ist diese Entmenschung eine Folge langeingewurzelter widernatürlicher Laster, wel- che der Genius unsers Geschlechtes mit jener Strenge, die dem Auge ei- nes kurzsichtigen Beobachters in der ganzen Natur wie Grausamkeit er- . scheint, am Unschuldigen wie am Schuldigen straft? Bei solchen Fragen läsat sich selbst der Gedanke an einen allgemei- nen Fehler in der Organisation dieser rothen Menschenrace nicht gäns* lieh abweisen; denn sie trägt, schon jetzt erkennbar, den Keim eines frü- heren Unterganges an sich, als wäre sie von der Natur bestimmt, wie ein Repräsentant einer gewissen Stufe der Menschenbildung, automatisch in dem grossen Getnebe der Welt dazustehen, mehr bedeutsam als wirksam. Es unterliegt keinem Zweifel : die Aiinericaner sind im Aussterben begrif- fen. Andere Völker werden leben, wenn jene unseligen Kinder der neuen Welt sich schon alle zu dem grossen Todesschlaf hingelegt haben. — Was wird dann noch von ihnen seyn? Wo sind die Schöpfiingen ihres Geistes, wo sind ihre Lieder, ihre Heldengesänge, vvo die Denkmäler ihrer Kunst und Wissenschaft, w^o die Lehren ihres Glaubens oder die Thaten beiden- müthiger Treue gegen ein gemeinsames Vaterland ? Schon jetzt bleiben diese Fragen unbeantwortet; denn so herrliche Früchte sind an jener Mensch- heit vielleicht nimmer gereift; und was immer einst die Nachwelt frage, giebt, unbefi:iedigend , ein trauriges Echo zurück. Jener Völker Lieder sind längst verklungen, schon längst modert die Unsterblichkeit ihrer Bauwer- ke, und kein erhabener Geist hat sich uns von dorther in herrlichen Ideen geoflienfaart. Unversöhnt mit den Menschen aus Osten und mit ih*^ rem eigenen Schicksale, schvrinden sie dahin ; ja, fast scheint es, ihnen sey kein ander geistiges Leben beschieden, als das, unser schmerzliches Mit- teiden hervorzurqfen , als hätten sie nur die thatlose Bedeutung, unser Digitized by Google 85 Staanen Aber die Idiendige Verwesmig einer gaiusen Menschenra^e, der Bewohner eines grossen Welttheils, zu erzwecken. In der That, Gegenwart und Zukunft dieser rothen Menschen, welche nackt und heimathlos im eigenen Vaterlande umherirren, denen selbst die vrohlwollendste Bruderliebe ein Vaterland zugeben verzweifelt^): sie sind ein ungeheueres, tragisches Geschick, grösser denn je eines Dichters Ge- dang vor unsem Geist vorübergehen Hess. Eine ganze Menschheit stirbt vor den Augen der theilnehmenden Mitwelt j kein Ruf der Fürsten, der Philosophie, des Christenthuma vermag ihren trotzig finstem Gang zu hemmen , zu sicherer allgemeiner Auflösung. Und aus ihren Trümjoaem erhebt sich, in buntesten Mischungen, ein neues, leichtsinniges Geschlecht, begierig, das fnscherworbene Vaterland seinem ersten Herrn nur um so früher und entschiedener zu entfremden. Der Osten bringt Blut und Se- gen, gesellschaftlichen Verein und Ordnung, Industrie, Wissenschaft und Religion über den weiten Ocean, aber, selbstsüchtig nur für sich: er baut sich eine neue Welt, und die Menschheit, welche einstens hier ge* waltet, flieht vrie ein Phantom aus dem Kreise des Lebens. Gross und niederschmetternd sind diese Lehren einer Geschichte der Nachwelt; — aber der Mensch richtet sich freudig auf an dem herrlichen Gedanken, der wie ein fernes Wetterleuchten aach in der dunklen Seele des Wilden schimmert: es v?altet eine ewige Gerechtigkeit in den Sdiick- salen sterblicher Menschen. (*) Noch jüngst sprach in dleaem Sinne der Präsident der nordamericanischeo Frei- Staaten za den Abgeordneten des Volkes. Botschaft des Präsidenten Jackson bei der Eröflnung des zweiandzwanzigsten Congresses, AUg. Angab. Zeit, 1832. N. 10. p. 38. dby Google Nachschrift. Um die ausserordentliche Zerspaltang der brasilianischen Urbevölke- rung nachzuweisen, schien es zweckmässig, in einem Anhange die Namen aller Völkerschaften) Stämme und Horden, welche mir bekannt geworden, nebst Angabe ihrer Wohnorte, aufzuführen. Dieses Verzeichniss möchte vielleicht als Leitfaden zu weiterer Untersuchung auf diesem dunklen Ge- biete der Ethnographie nicht ohne Nutzen seyn. In Beziehung auf das TupiVolk sind hier die wichtigsten Angaben Aber die verschiedenen ehemaligen Wohnsitze seiner Stämme zusammen- gestellt worden. Die beigefugte Karte erläutert die grosse Verbreitung dieses Volkes, und zeigt die dem Verfasser wahrscheinliche Weise, in welcher es ehe- mals, von einer südlichen Gegend aus , über emen beträchtlichen Theil des südamericamschen Festlandes gewandert seyn dürfte. dby Google Anhang. Uebersicht der verschiedenen indianischen Völkerschaften , St&mme und Horden in Brasilien. 1. Tupfs oder TnpiQambaiei. Ehemals das Torhemchende Yolk in Brasilien, nad am weitesten verbreitet ; gegenwärtig, im Con- flicte mit den Weissen, grössteniheils seiner Nationalität und Sprache verlustig, oder ans- geslorben. Vergl. über die mnthmasslichen Wanderangen und Yertheilnngen der Tupfs : Martins Reise lU. S. 1093. ff., S. 1159. nnd die Karte. Der Name des Volkes wird auf verschiedene Art erklärt. Nach Tasconcellos (Chronica do Brasil. S. 91.) war TnpC ein Ort, woher die Tupfs gekommen, und von dem sie den Namen angenommen hätten. Diese Etymologie scheint die richtigste. Der- selbe Schriftsteller leitet (S. 94.) den Namen Tobayaras, der eigentlich wohl Toba- oder Tupf-aärai d. h. Tupi-Männer, bedeuten möchte, von T&ba, Antliix, und Uära, Mann^ her, weil die Tupfs das Land am Meere, gleichsam das Antlitz des Landes, inne ge- habt hätten. Aach von Toppi, Donner (auch Gott) ist das Wort abgeleitet worden. ~- Tn- pixaba (znsammengezogen Tuxaua), wie sich die Anführer der Tapi's, und jetzt in der Iiingaa geral alle Häuptlinge nennen , heisst nrsprönglich ebenfalls Herr der Tupfs (Tupt- ava). — Die Namen der einzelnen Tupi- stämme endigen ursprünglich in a oder as, woraus die portugiesische Endnng azes ent- itanden ist. Ich habe nbeihaupt bei allen Benennungen der Indianer Brasiliens die Be- zeichnung des PInrals gebraucht, wie sie an- ter den Portugiesen üblich ist. In der Lin- gua geral würde der Plural in eti endigen: Toba-uareti. Die Portugiesen gebrauchen den Singular nnr, wenn sie den Namen mit Indio, Gentio oder Tapig'o zusammensetzen, z. B. O Indio Botocndo. Die Zaiil und die Namen der einzelnen Stämme und Horden dieses Volkes ist im- mer sehr verschieden, nnd oft verstümmelt, angegeben wosden. — Nach der ältesten por- tugiesischen Urkunde, der Noticia do Brazil, V. Jahre 1589, gehörten folgende Stämme zn den Tupfs: a) TamoyÄs, an der Käste vom Cabo de S. Thom^ bis Angra dos Keys. Ebenda S, 79., Southey, Hist. L S. 184. — b) Papanazes, in Espirito Santo nnd Porto Segaro. Noticia S. 65. — c) Tnpiniquins, an der Küste zwischen Camamii und Rio de 8. Mattheos. Ebnd. S. 56. — d) Tupin&es, anfäng- lich an der Küste imReconcavovonBahia, von wo sie die Qninimur^s verdrängt hatten, dann, durch die Tupinambazes veijagt, im südli- oberen Theile' des Innern der Provinz Bahia. S. 308. — e) Amoipirai am südli^en Ufer des Rio de S. Francisco. S. 310. Diess Wort soll nach Einigen: Leute auf der andern Seite des Flnises bedenten, S. Hervas, Idea. XVII. S. 2S. Note. ~~ t) Tnpinambaies, tob Digitized by Google Cauannl bis mr MöDdaDg ieg Rio de S. FraBdsGo, S. 273. S. — g) Pitogoares. In der Trovinz Porabyba do Norte. S. 23. — h) Cait^a, nördlich vom Rio de S. Francüco, in Parahj'ba, Rio Grande do Norte nnd Ciar&. 8. 28. — Die in der Noiicia gegebenen, nun ganz veralteten Nachrichten über dieae Stäm- me finden aich wieder in dem Ms.: Adita- mento extrahido da Chronica dos Jeznitaa do Pari e Maranhdo per Moraes da Fonseca Pinto i759., woraus sie anszngsweise nii^;e- theilt worden Ton v. Eschwege in: Brasilien die neue Welt. I. S. 315. ff. Tergl. Son- they, Historjr of Brasil, I. S. 42. 201—205. 223—257. n. a. O* Im . Jabre 1633 nennt Laetius (Noriut orbis S. 546 ff.) als Stämme der Tupfs, wel- che er den Taptgas gegenüberatellt : die Pe- tigoares, Viatan, Tnpinambae, Caelae, Tnpi- Daqniai, Tnpignae, Tnmnünivf, Tamviae und Carioes. Tasconcellos (Chronica p. 92.) iührt im J. 1666 folgende Stämme der Tapfnalion anf: Toba^area, Tnpis, TnpinambäS} Tnpi- naqnis, Tnpigoaes, Tnmiminos, Amoigpyras, Araboyaraa, Rarigoaras» Polignäras (mit den Horden Tiqnari nnd Para-ibas) , Tamojos (auch Ararapac genannt, die Tamviae bei Laet) , and die , richtiger zn den Goyataca- zes zn zählenden, Carij6a (Carioes des Letz- teren). Eben 10 nimmt sie i. J. 1784 Her- vas a. a. O. S. 34., nnd nach ihm Vater im - Milhridates IH. 2. S. 440. an; doch werden, als zu dem Volke der Tnp^s gehörig, noch zwei Stämme, die Apantos am Amazonas, nnd die Tocantinos am Tocantina, aofgeföbrt. Gegenwärtig hat sich die Ansicht von dem Topivolke sehr verändert, indem nnr der geringste Theil desselben im Znalande der Freiheit übrig ist. Bei der ansserordent- liohen Aasdehnung dieses Volkes über einen grossen Theil von Südamerica können wir leiae, gegenwärtig oft fast nnkennbarenResteis ethnographiicher Hinsicht in fnnf G raft — ^«i- len, sowieinsivachUcfaerTaterdiedrri Sprach« äste des Süd-j West- nnd Nord-Goaranl nnterachieden bat. A.DieSädtDp(s oder Guar anf ■ (Goa* ranf soU in ihrer Sprache ünen Krieger bedeu- ten), in Paragnay, Monte Video nnd Rio Grande do Sul. Sie sprechen den reinsten nnd vollsten Dialekt, die Hogenannte Gnara- nfapraehe. S. Vater a. a. O. S. 431. VergL V. Eschwege, Brasilien die neue Welt U. S. 163. ff. Von dieser ehemals zahlruchea Men- achengmppe sind gegenwärtig nnr noch schwache Reste, meisten« aldeirt, übrig. Da- hin gehören: a) Die Pinar^s oderPinarfs, aüdlich von den Qnellen des Urngnaf-a. b) Die Patosj ehemals ein Fiachervolk, an der Lagnna de los Patos. c) die Tappes, Tap^s, Tapia in den Flu- ren von Monte Video und am Ybicny, in der Provinz Rio Grande do Sul. d) Die Gnaycanans, Gonhanäs, Gnanha- nas, Gnannanas in den Campos de Vaccaria, der Provinz Rio Grande do Sul. e) Die Bitnranas ( Schwarzgesichter t Nachtmänner}), südlich vom Rio Cnritiba. f) Die eigentlichen Guarani's, zwischen den Rios Paranni nnd Paraguay. B. DieO s t tnp f soder eigentlichen Tnpii, Tnpinambazes ; vonnglich längs den Küsten des Oceans zerstreut,' von der Ilha de S. Ca- tbarina bis an die Mündung des Amazonas. Sie sprechen das eigentliche Tnpl, welches als Lingua geral von Anchieta nnd Figueira grammatisirt worden (S. Vater a. a. O. S. 441. ff.). In den südlicheren Provinzen Bra- siliens, etwa mit Ananahme von S. Paulo, hat aicb kaum mehr eine Tradition dieser Sprache erhalten , und die Abkömmlinge der verschiedeDeu, ehemals hier ansässigen, Ti^ plstämme sind grösstentheila mit der nbriiran dby Google Berölkernng; uiimilirt. Die hierher xn reeh- neaden Stäaiine lind, von S. nach N. bos- gefaend : a) Die TamojAs , ebemali vonfiglich zahlreich und mächtig in der Bai von Rio de Janeiro, gegenwärtig faat gani aoigeitorben. Beste TOB ihnen wohnen im Dorfe de S. Lonrenxo an der Bai, und in Aldea da Ei- cada (Reise I., S. 213.)- Die sogenannten Ca- Auofl , Cnribocas oder Caribocas , auch Ca- bres , welche »an häofig in der Provinz S. Panio antrifft, sind Mischlinge von Indianern dieses Stammes mit Negern. (Anmeri^nng: lo der spanischen Tierra firme heissen sol- che Abkömmlinge Sombol6rra oder Zambo- 16res ; Saccalagnas lind Kinder derselben mit Molatinnen, nnd Cholos Kinder der Me- stizen mit Indianerinnen.) b) Tupiniquins oder Tnpinaqnis, ehemals in Porto Segaro nnd der Comarca dos Hheos ansässig, sind sie jetzt Tollkonuten aldeirt. Man findet sie z. B. in Belmonte, Camamü, Yalenfs etc. Reise II., S. 677. c) Tnpinis, Tupin&es, Tnppynds. Von UweB stammen die Indios mansos westlich vom BecoDCftTo von Bahia , in der TUla de Cachoeira n. s. w. d) Tnpinambazes, Tnpinamb&s waren die Ahnen der zahmen Indianer in Bahia, nnd sfidlich nnd nördlich davon längs der Küste, Its Sergipe d'El Ref. e) Obacatüaras , verdorben statt Obfi- (oder Yba-) oata-n&rss, d. i. gate Wald- männer (vielleicht im Gegensatze gegen das vermeintUebe Waldgespenst, den Oba-n&ra oder verdorben Uain&ra, so genannt). Sie wohnten auf den Inseln des Rio de 8. Fran- dsco. Ihre Abkönunlinge sind gegenwärtig Köstenbewohner in Sergipe d'El Rej nnd längs dem Rio de S. Francisco, vorzöglich ita den ehemaligen Capncinennissionen. f) Poty-aäras, Potigaras, Pitigares, bei EiMtins Petignares, heissen wohl eigentlich Pito-diras, d. b. Tdiialqtfaifen- oder rau- chende Männer, von Pita oder Alof , Agave americana L., worans sie ihre Pfeifen mach- ten, oder von Piter, rauchen. Einer, oben 8.10. angeführten, andern Etymologie gemäss hat. ten sie sich den Namen nach einem Anfüh- rer gegeben. Sie wohnten vorzüglich in Pa- rahyba do NortC} Ciari nnd von da nördlich bis znr ehemaligen Comarca de Cnmä in Moranhäo. Ihr Dialekt scbünt wenig von dem der Tnpinambases im Süden verschie- gen gewesen zn sejn, anch wnrden sie oft geradezu Tnpinambazes genannt. Ihre Ab- kömmlinge bilden die schwache indianische BevÖlkemng in den genannten Provinzen. g) Die Caet^s, Cait^s, Cabet«s. Einst zahlreich in Pernambnco nnd CiarÄ, jetzt ebenfalls ausgestorben oder aldeirt. Als un- tergeordnete Horden von ihnen wurden mir die Guanacäs nnd die JagoamaDai, d. h. On- len - Indianer in Ciarä nnd die Tramemb&i oder Teremembds, die in N. Senh. da C«n- ceifäo d'Almofalla aldeirt sind; femer die bereits erloschenen Qnitariorfs nnd Viatania CViatans) genannt. (Tielleicht sind auch die Cahy- Gabys in Maranbdo, Mart. Reise II. S, 821-, Reste der Caet^s.) h) Tapaj&ros, Tnpaj&ras, Tobbi^ares, eigentlich Tnpi-uÄrasbeisst eben Tupi-Män- ner. So wnrden früher vorzugsweise die Tn- jkiindianer genannt, welche in den nördlich- sten Provinzen, von Ciari bis Maranhäo und Parä hin, und auf der Serra de YbiiqtabB wohnten. Reste von ihnen leben in Pa^ do Lomiar und in Tinbaes auf der Insel Maianhdo, in der Villa de Mon^do und längs dem Rio Itapicnrd. Tergl. Cazal Corografia bras. n. S. 223. Spix nnd Martins, Reise U. 831. Tielleicht sind Reste davon die Gua- jojaraa, die an den Quellen des Rio Mearim in Freiheit leben sollen, nnd die Horde der MannaxOH (ManojAs), ebenfalls frei am Mea- rim und im Disiricte von S. Bento dos Pa- stos bons, westlich vom Rio das Balsaa bis zum Tocantins, and aldeirt in Vinbnes. Der Digitized by Google Nam« Tabajuis kommt unter denen d«r In- dianer von der Gajana vor (am Rio Canra), welehe Hr. ▼. Unmboldt (Relat. hiit. 111. p. 173-) anfgflzeichnet hat. C. DieNoTdtnpifl, deren Reite man in Pari, Cameti und längs der beiden Ufer des Amaaonas bis Topinambarana findet. Sie ■preohen die Lingua geral, aber in einer aas- Borordenttichen Yerscbiedenheit von der ar- aprfinglich dnrch incbieta fixicten Weise. — Man nnterscbied früher folgende Horden : a) Die Taramamb&s oder Taramamba- xes, anf dem Condnente zwischen den Flös- sen Tury-a^ und Cait4. b) Die Nhengahibas oder NiengahAras anf Mar^jö. Diess Wort bedeutet in der Tnp(- sprache Sprachmännerj d, h. Leute, welche dieselbe Sprache sprechen. Der Name igt wahrscheinlich diesen Inselbewohnern -am den Nachbarn anf dem Continente oder von ihnen selbst gegeben, gleichsam: Unsere Lente; wie auch die Deutschen von Thinda, Tolk, genannt aeyn sollen. Eine andere Ab- leitung Inga-ÜTBs oder Inga- (d. h. Acacia-) Indianer ist mir nünder wahrscheinlich. c) PacajÄs oder Pacajases wohnten auf dem Festlaode ring« um die Insel Mar^ji, Eben so nach Acnnna die Apantos, d) Die Mamayaraazei und e) Die Anaj&s oder Anejazes. f) Die Guayauis oder Gaayanazes. Alle diese Schifffahrt treibenden Horden worden Igara-uänas, Kahnmänner, genannt. g) Die Tocantinos oder Tncantines und die h) Tochi- oder Cnchi - uäras sollen beide den Rio-Toeantins herabgekommen seyn und sich an seiner Mündung niedergelassen haben, i) Dia Camhocaa oder Rocas lebten an der grossen Süsswasserbai östlich von der Mnndong des Tocantins, welche davon Bahia dos Bocas faiess. Sie waren in fifelgaco, Oeiras und Pot^l aldeirl. — k) Wahrscheinlich geboren )üeber aooh als ein eigener Hanfe der Tnpis die Cupin- haros (etwa Cnpy-naraif d.i. Ameiaeo-In* dianer). Sie sollen noch jetzt südlich von S. Pedro d'Alcantara am Toeantioa im Zu- stande der Freiheit hanssen. Mit geringerer Gewissheit wären . auch die Uanaptis und Taconhapäs als Stämme des Tupfvolkes auzufuhren , wesshalb ich vorziehe , sie weiter unten folgen zu las* sen. Die Portugiesen nennen auch die Jnrmi- nas (Schwangetichler) As einen Theil der ehemals in dieser Gegend ansässigen Tnpi's. Ich vermuthe jedoch, dass diese Indianer durch die Menschenjagden der Einwanderer ans westlichen Gegenden herbeigeführt ^ und der Abstammung nach verschieden waren. Weiter gegen Westen wohnten ehemals noch mehrere Horden vom Tupistamme , anf welche unter andern die , freilich unkriti- schen, Berichte Acnnna's hinweisen. Vgl. I^Iartins, Reise III. S. 1159. Hierher gehÖ-' ren die k) Cachig-uaras , Curig^neres, Cumay- aris , Gnacui - ans , Gnac - area , Yacuma - aras, Cuchi-uaras, Agna-yras, Canisi-uras, Paca-jares jenes Schriftstellers. Ton allen diesen Namen nnd Horden findet man jetzt keine Spur mehr am Amazonas. — Das Wort Ymirayares oder Ibirajares, welches auf vie> len altern Karten erscheint , heissl in der Lingua geral Holzmänner (Ibyra - nara) , und bezeichnet also keine bestimmte , sondern nnr eine, von den Topfs onler diesem Na- men unterschiedene Nation oder Horde. Schon in der Noticia do Brazil S. 31 1. wird ihrer er- wähnt , und der Verf. übersetst das Wort richtig mit SenJiores dos p&os. 1) Als einen gewissermaassen selbststän- digen, wahrscheinlich schon früher von dem Hauptvolke abgesonderten , vielleicht auf dem Madeirastiom ins nördliche Amazonenthal berabgekonunenen , Stamm des Tupfvolkea möchte ich die Omaguas, Honagnaa oder Caot> dby Google perai (Canga-apeTu d. i. PlattkÖpfe) be- trachten. WahncheiDlich sind anch die So- rimaiii, Sorimo^s oder Soriman (von welchen der Rio SolimoäB seioen Namen trägt) ^ so wie die Yorimads oder Yam - magaas Horden dieseR, schon länger Ton den südlicher woh- nenden Topfs getrennten, Stammes. Vgl. Martins, Reise lU. S. 1193. ff., wo ich ver- SQcht bin , in Uebereinstimmang mit Teigl (in T. Mnrr's Reisen einiger Missionarien S. 79. ff.) anrnnehmea, dass diese Omagaas, welche von den Umänas am YnpnrÄ Terscbie- den sind, ans S. gekommen aejea. Nach «nigen Nachrichten sollen aach die Tecanas oder Ticnnas eu diesem Stamme gehören. Tgl. Yater, Mithridatea III. S. 597. ff. Diese Tecnnas sind gtossentheils noch frei, abAr die Omagnas oder Campevas in Tabatiaga, Olirenza and andern Orten am Solimoäs al- deirt und gemischt, so dasB sie selbst ihre Sprache zn verlernen anfangen. D. Die Centraltopfs sind gegenwärtig noch die einzigen in vollem Zustande der Freiheit übrigen Topfs. ' Man weiss mit Si- cheibeit , dass hierher zwei Stämme oder Horden gehören : die a) Apiacäs oder Apia- cazes, nnd die b) Cahahybas (Caa-ÜTas, Waldmänoer ? ). Sie wohnen am obem Rio TapajAz , unterhalb der Mündung des R. Ju- mena, nnd bewähren sich, obgleich vollliom- men nnabhängig, friedlich gegen die seltenen Expeditionen, welche von Cnjabi aus den TapajAz hinabgehen. Eine grosse Aldea der- selben am rechten Ufer des Ariaos, ans ho- hen Hatten, ist den Reisenden bekannt ge- worden. — Tielletcht gehören , als Stamm^ Torwandte, hierher anch c?) die Uhahiai (vielleicht Uha-nvas, ebenfalls Waldmänner), am nntem Jumena, df) die Abahas,' nörd- lich von der Serra do« Parecis, in Meto Grosso, nnd ef) die Mnudrucds. S. unten. Genauere Nachrichten über diese Tupfs, von welchen man vielleicht, bei einem lan- gem Aufenthalt unter ihnen selbst, wichtige AnJschlfisse erhalten könnte, mangeln gäni- Ucb. E. Die WesttnpiH. Hierher wären die- jenigen Stämme m rechnen, welche nach Tater (Mithridatea III. S. 473. ff. Hervaa, Idea, XTII. S. 23.) die Westguaranfspnche redeten : a) die Chirigaanas, Chirihnanas, Xiri- guanos , SiricuanoB , in der Provins de S. Cmz de la Sierra. b) die Cirionös und c) die Gnarayäs (Guarajdz). Zu den Leti- ten gehörten wahraeheinlich die Xara^aa oder Xareis , welche in den jährlich nberflutheten Gegenden am oberen Paraguay (Lagnua dos Xareia) wohnten. — Rücksichtlich der Cbi- rigoanos ist noch zu bemerken, dass dieser Name in Hochpem schon lange ohne Unter- schied allen unbekannten, rohen, der An- thropophagie ergebenen und den aldeirten In- dianern feindlichen TÖlkerschaften ertheilt wird , etwa wie in Brasilien der Name Bngre oder Botocudo. Tgl. Inca Garcilaso L.TII. c. IT. So werden auch in S. Cruz de la Sierra die Horden der Guaycurds, welche UeherfäUe wagen, Xiriguanos genannt. Prado, in Jomal o Palriota l8l4. Jnl. p. 16. Spix nnd Martins, Reise I. S. 269. Es folgen nun die übrigen , mit den Tu- pfs nicht verwandten Tolkerschaften. I. Zwischen Rio de Janeiro und Babia, vor- züglich in den Gehirgswäldera, auf den Grenzen zwischen Minas, Rio de Ja- neiro, Espirito Santo und Bahia. 2) Aimor^s, Aimbor4s, Aimur^s, Gu- aymur js , jetzt von den Portapesen Botocu- dos genannt. Sie selbst nennen sich Eng- craeeknuog. Die Corop6s nennen sie Bokaiii, nnd die Coroados Botachorinbaisschtbia. An«h dby Google Ahatftia nnd Araquirig wwdeD rie gAnannt. Ge^nwfittig wohnen lU« Torrtglidt anf der Serra doB Aimor^s und von da gegen Ott swischen den Flnaten Pardo and Doce. — Eine Familie dieses Stamme« rind die Gne- tMUj welche in schwachen Resten am Rio Itabype übrig lind. MartioB, Reise H. S, 677 und 683. Die Qninimnräs oder Quiitimnräi} (Qni- rigajae bei LaetiTisf), welche Ton den Tnpi- niciains ans der Gegend von Babia vertrieben worden, Bcheinen ancb xa diesem Stamme gehört xa haben. Yergl. Noticia do Brasil cap. 182 S, Sil. Sontfaey, Hiatorj' ofBrazill. S. a$l. Cazal, Corografia brasUica I. S. S6. 377. n. 394. Von den Portugiesen erhalten die Boto- eudoB bisweilen auch die Namen M^nnoB und Frechas , welche ohne Unterschied rohen nnd wenig bekannten Horden beigelegt werden. 3) Goytaeds, GoyatacÄs, Gnaitacae, Way- taqnasea bei Laetios nnd Knives. Von die- sem Volke werden gegenwärtig drei Horden unterschieden : a) Goytaci - mopi , b) Goytac& - afd und c) Goytadi-Jacoritö. Die Meisten die- ses Namens sind ciTilisirt, nnd wohnen swi- ichen den Rice Macahj nnd Cabapnana. An- dere leben noch in einer halben Freiheit ia den Wäldern am Rio Xipot^i oder Cbopotö in Minaa Geraes. Diess sind die sogenann- ten Coroados (Geschomeo). Sie heisaen bei den Coropos Tschakhnibn. Ohne Zweifel gehörten zn diesen Goytacases, oder wie man sie bisweilen auch no^ nennen hört, QoyB-tq>n^a, die Goainazes, welche, so- wie die übrigen Goytacds, in Höhlen anter der Erde gewohnt haben sollen. (Notida do Brasil L. 1. c. 63. p. 8S.) — Femer gehörte zn diesem Tolke der, in älteren Berichten häufig erwähnte Stamm der CariAs oder Ca- ^6» (bei hwün Carioes> Er wohnte west- lich von den Goyataeis, welche die Campos de Goyatacases inne hatten , jenseits der er- sten, waldigen Gebirgskette. Die freien Reste dieser Carids werden jetst Gaanis , Gnaml- bos oder Sagaanis (Sacanis) genannt. Sie ziehen in kleinen Bünden in den WäUem der Serra dos OrgaAs nnd in den Floren der Provinx S. Paolo umher. Aldeirte Abkömm- linge von ihnen befinden sich wahrscheinlich in der Mission von Aldea da Eseada (Spix and Martins, Reise I. S. 214-)> ■<> v digen Aufenthalt. Martina, Reise II. S. 493. 10) Panhames, PanhAmia» Paniämes aaf der Serra das Esmeraldas und an den Qnel- !eo dfs R. Macarj, doch ohne ständige Wohn« plätse. Martins a. a. O. tl) Camacana» Camaca^s oder Mongoyoz, MonxoGÖs (MangaJEts bei Laet.) Ton den Por- tngieaen genannt, wohnen neben den Capo- ch6s, Torzüglich aber zwischen dem Rio de CoDta« nnd dem Rio Pardo in der ProTini Bahia. — Eine ifVillR deBelnionte aldeirte Horde der Camacans sind die Meniena. S. P^. T, Neuwied, Reise II. S. filS. 12) Catathoys, auf den nordwestlichen Gren< sen Ton Porto Segnro , wenig bekannt. Wahr- scheinlich sind sie identiseh mit einer Horde am oberu Rio Pardo, bei Conquista, die man ans CntachAa oder Cotochia nannte. Die von uns gesammelten Sprachproben der Letztem stimmen sehr mit denen der Meni- ena nberein and weissen die Cnlachos als eitte Horde der Camacans nach , dagegen weichen sie sehr von denen der Patachos ab, welche Pr. t. Neuwied (Reise II. S. 519- ) nütgelheilt hat, wesahalb ich dieae Cntachos nicht mehr, wie froher, (Reise II. S. 694.) fSr identisch mit den Patachos halte. 13) Cumanach6s , Comanojös. Kn klei- ner Stamm, Nachbarn dar Capocböa. 14) Sabiy'as und 16) Eiiirit, «onit im Innern der Pror. Bahia , südwestlich toq der Villa de Cacbo- eira, jetzt aldeirt in Caranqaejo und'mia da Pedra Branca. Martina, Reise 11. 8. 6l5. i6) Macoanfa , Maenanihi , Maeoanis , Maconis, Macnnina, Maconfs. Uraprnnglich mit den CnmanachAa n. A. in den Ctobirgs- ländern auf den Grenien von Minaa, Porto Segnro und Bahia. Gegenwärtig theils an den Knaten, bei Caravellaa, theils in der Nähe des Qnattek von Alto doa Bo^s, in Minas Noras angesiedelt.' Maitiua, Reise IL 8. tgl. ff. 17) Coiop6a , CropAs, CarpAs, In ihrer Sprache den vorigen verwandt. Leben jetzt mit den Coroados längs dem Rio XipotA, im Prezidio de 8. Jodo Baptista. Spix and M. Reise I. S. 375. t. Escbwege Jonm, t. Braa. 18) Cachinds, Cachinezes, eine vieUeidtt gegenwärtig schon anageatorbene Horde auf der Serra Mantiqaeira , Prov. Minas Geraez. ' 19) Ararfa, Ararys, ehemals am Rio Preto , im Bädöitüchen Winkel der Provinz Minaa Geraea. Jetzt vielleicht venchwnadea. 20) Chometäa und 21) Pittäs, zwei Horden, deren Reste in TalenfB, Prov. Rio de Janeiro j aldeirt sejn sollen. Cazal U, 8. 26. '« n. In den Provinzen S, Paulo, Rio Grande do Sol and in Monte Tideo. 22) VotntoÄs, ) . . _ _, i m den Grasfluren von .«X f» . j l Guarapoiva, Prov. 8. V Google 25) Cfaami^, mertt um die 'Lagom mi- lim niid nach S. bU mm Ria de la Plats. Später zogen tie neh mehr im Innere dei Landes nrnek. 26) Minnioos oder Mina&nes, ■ädlioh Tom Rio Ibicn^, Provini Rio Grande do Snl ; aldeiit DBter andern in Grapnetan. Eine Horde von ibnen heiiit Casiapa-Minnines. 27) Qaenn&B, Qoino&i am Urngnaf. lo dieeen Gegenden wohnen auch die bereits erwähnten Stämme nnd Horden des Taplvol- kes: die Patos, GnafcBnans, Goarand, Tap- pet. Die Abipän oder Abiponei hameten unprönglich zwischen den Rios Pilcomajo nnd Tennejo (Innat^), also an den Gränsen Brasilleui, gegenwärtig aber haben sie sich weiter endlich gelogen (Dobrishof. Abip. U, (** S. HI. In der Provinz Ton Mato - Grosso. A. Am Paraguay (Papagai-FIosie) •). S8) Gnaycards oder Mbaya^ Mboayara, bei den Portogiesen nnd Spaniern Cavallei- ro8, die Berittenen, unter sich selbst Enaca- gäs oder Eyignayegf genannt. Azara, wel- cher (Reise II. S. 273.) behauptet, dass die GnaycDrds ansgeBtorben and Ton den Mbaja verschieden seyen , scheint nur eine Horde des , auch gegenwärtig noch starken, Volkes im Ange gehabt zn haben. Sie wohnen jetzt Torznglich anf der Oslseite des Paraguay von 19*> 28' bis 23« 36' s. B. (Prado , Historia dos Indios CaTaJIeiros, im Jornd o Patriola I8l4> Inl. S. 14,), und man unterscheidet da- selbst sieben Horden derselben: a) Pagadiot4o, b) Chagot^o (die beidta itärksten) , c) Adio^o , d) Atiad^o , e) Ol^o, f) Land^o, g) Cadio^o. Prado bemerkt (a. a. O. S. l6.)> dass die Horden, welche der Stadt Aanunpcion ge- genüber wohnen, Lingo&s, nnd wenn sie ge- gen S. Cfu de la Sierra hin Streifzöge machten, dort XiriqnmnoB oder Cambas genannt werden. (Vergl. oben S. &., 8. aber die Gnay- cnrdfl T. Escfawege Joum. v, Brasilien, Spix nnd Martins Reise I. S. 268 ff. Casal Coro- grafia bras. I. S. 252* 275.) *) Eine litte TOnj? Namen Ton Indianer -Stim- men am liolwn , ood tob 2o am teehten Vttg d«t Pttngtuy Ut, wie m aber iclieiiit, («br tu- ktitUch, in den iltem MiMionaberiehten ant je. nen Ge^ndan gegeban weidan. Tergl. Maohr. Ton den ChitpiltM S. iS2. 29) Onanii , Guanans , ehemals zahlreich und mächtig, anf der Westseite des Para- gnay, in Chaco, jetzt zwischen der Serra de Chainez nnd dem Strome, ausserdem hier nnd da zerstreuet, und aldeirt im Prezidio de Miranda. Vielleicht gehören sie zusam- men mit den folgenden: 30) Cahins. Der Name, den eich die- ser Stamm selbst giebt, ist mir unbekannt. Cahans scheint verdorben statt Caa-hoanas, d. i. Waldmänner in der Lingua gnaranitica. Von den Guaycerds werden sie Cajuvaba oder Ct^ababa genannt, was ebenfalls Waldmän- ner heiHst. Sie wohnen an den Quellen des Amambaby oder Mambaya, eines westlichen Conflnenten des Rio Grande. Die Portugie- sen nennen mehrere ihrer Horden die Ge- schwomen, Coroados. Unter diesem Namen ward uns auch eine an den Quellen des Xingd lebende Horde angegeben, welche vielleicht zum Volke der Borords gehört, denn auch unter diesen soll es Geschorene geben. 51) LengoAs oder Lingofls, zwischen dem Pilcomayo und dem Paraguay, werden bald als Stammverwandte der Guaycnrüs, bald als ein eigenes Volk geschildert. dby Google 32) Pa^Bgoä, Payagvä«. Sie selbst nen« ncD sich Nayagnä und (heilen eicli in zwei HaopthordeD : Ca^gn^, and Magacfa, wobnen, xnm Theil civilisirt, an den Ufern der sor genannten Xarais oder jährlich äberflntheten Wiesen, vorzäglich im Süden vom Forte de NoTB Coimbra. Yergl. Milhridales lU. S. 488 ff. Spix und Martins Reise I. S. 263. Die Xaroies , Sacociea , Cbameses und Chaqneses, welche am Anfang des sechazebn- ten Jahrhonderts am Paraguay wohnten (Son- they, Hist. of Brazil I. p. 135.)» sind jetzt reischwanden. Eben so die Bajas, eine Horde, die in der Mitte des vorigen Jahr- honderts bei dem Fache dos Morros sich ge- zeigt hatte (Cazall. S. 286.); elwaMbayaHt 32} GnatAs, von sehr weisser Hautfarbe, den Ansiedlem befreandet, ziemlich zahlreich an den Quellen des Tacoary nnd der Was- serscheide dieses FIoBses, an den Quellen des Aragnaya, nördlich von Caraapnfio, al- deirt nnd civilisirt hier und da am Paraguay, a. B. an der Mnndung des Rio de S. Lou- renzo. 34) Guarajüz oder Gnarayos, sonst auf der Serra dos Guarajüz, jetzt in Torres nnd La- rangeiras aldeirt. Yielleicht eine Horde der Westtopis *)l Ihre Siirache soll jetzt sehr vom Gnarani abweichen. *) In dem bMMchbsttan Gebiete lüdweatlich nad metlidk rom Paragnay, welche« nicht mehr zu BratUien gehört, wohnen: A) zwiach«D dem Pileomayo nnd P«rBgnay : I) Dia Aquiteguedichaga (nachAxari Reite det Tolkea Cacocy), 2) NinaquiUi 3) Buimagit, 4) Gnentasia, 5) Tamrnre, 6} Machiauyo, 7) Mala- gnayet, 8) Piülagnai, 9) Tobaa, to) Camacutäa, II) Corometea. B, In Chiqnitoa: 1) Chiqnitoa, Ton ihnan aind auch welche in Cazal Vaaco in Mato Groaao aldeirt. Sie nennen tich lelbat Naqni- nnonneia, 3) CMriTone* (Cirignanoa, Cirinanoai vielleicht vom Weittupi- Stamme?), ,3) Taoa, B, Auf dem westlichen Theile der Cam- pos dos Fnrecys, und auf dem Abhänge der- selben gegen den Guapure hin. 35) Caiipezes, Caupäs, auf den Campos westlich von Camapnäo. Sie sollen in Höh- len wohnen, nnd die Banchhaut ausdehnen, so dass sie wie eine Schürze über gewisse Theile herabfalle. (Prado, a. a. O. S. 16.) 36) Pacaleques, von den Portugiesen Cam- 4) Boioa, 5) Tabüca», 6) Tannopicai, ?) Xnba* reaa*, 0) ZamaDncaai Q) Bazorocaa, 10) Pnnta- gicaa, 11) Qnibiqnibaa, i2)Peqaibaa, 13} Boo- caa, U) Tnbacicaa, 15) Araparaca«, 16) Pioco- caa; alle dieae aprachen die Tao -Sprächet 17) Piococaa, IB) Qaimecaa, ip) Qaapaoaa, 30) Qnitagieaa, 21) Pogiaocai, 22) Motaqaieaa, 21) Zemnqnicaa, 24) Tanmocaa, welche inage- aammt Pinao«o tedeof 35) Maaacicaa, 27) Sibacaa , 3ft) Cnetcaa, 29) Qoimomecaa, 30) Tapneuraeat, 31) Toracai racäs und 32) Tiritncai, welche Manad apreeban ; 33) Zamucoa oder Chamucdccoa, 34) Zaha. Boa, S5}ügaiaanoa,welchedie eigentliche Zemn- eo-Sprache, und so) l^ptorade, 37) Tnnachoi, 38) Imonoa, sg) Uminabaa, die den Zamnco* Dialekt, Caipotarada genannt, reden; 40) Morotocaa, 41) Tomoenot, 42) Cnca- rares oder Cucntadea, 43) Fananaa aprechen MorotocB - Zamnco. C. In Moioa: t) Moioa, 2) Banrea, 3)Mo. vimoa (Mobimai), 4) Erirümaa, 5) Tapaenraa, 6) Itonimai, ?) Hoarriyoa (Gnarajoa?), 8) 'Ca> niciänaa, 9) Bolepaa, 10) Het^epoconoa, |t)Ro- torönnoa, 13) Peohnjoa, |3) Coridirat (vial- leieht Coarafe- oaca, Sonnen männer?)j 14) M4- quea, IS) Murea, 16) Sapia, 17) Caynbibai vabaa), 16> CanaeuH«, 19) Ocotonoa, 2o) Chn> manoa, 21) Mayacintaa, 22)Tiboia, 23)Nayraa, 24) Norrla, 2$) Paeabarai(Paea-iiAraa7), 26) Pa- caaabaa (Paca-abaa?), 27) Sinabni, 28) Cayzi. raa, 29) Cabinaa, Sonthey Hiat. of Braiil HI. S.200(nadideiBAlaanachvonLima). DieaeMo- xoaindianer apiachen nachdem Almanaah 8i nach Harvaa aber 13 Sprachen. In ihren Namen tpielen offenbar Bezeicbnun gen in der Gnaranf- apracha mit andern durch einander. Digitized by Google 10 peras, Plattköpfe genannt (vielleicht Abkömm- linge der Tnpisf). An Jen Qnellen deiRio Mondego oder Embelatofay. 37) Gnaxis. Ein kleiner Stamm an den Quellen dea Rio Aranianby. 3S) Cabizis, Cabexfs, Cabyxis. Streifen auf den Fluren der Cbapada dos Paiecis ber- nm. Feste Wohnplatze baben sie am Ur- apruDg des Gnaporä,,SaraT€, Piolboand Branco. 39) Cabiidfl-a-^jumris (rielleicbt die roth- bemaltea Ctd)?), eine gemiscbte Horde an den Quellen des Jamary and Jahira. (Nach Franc. Rio. de Abneida Serra, im Palriola 1831' Decbr. S. 68., wo auch die öbiigen hier folgenden IndiaDeratämme von Mato>Gros- flo anfgeteichnet sind.) 40) Parecis, Paricys, ehemals die vor« herrschende Nation auf den Fluren des Pia- tran's Ton Mato Grosso, welche eben von ihnen Campos dos Parecis beissen. Durch die Schuld der Portugiesen, welche diess fleis- «ige und friedliche Volk überall aufsuchten und in Sclaverei abführten, ist es gegenwartig fast ganz erloschen. Trümmer desselben baben sich mit den Qabixis undMambar^a vereinigt. 41) Abahas, x In den Wäldern an den # drei oberen Aesten des 42) Pucbacäs, \ Conunbiära. Die Pn- I chacäs auch am Juina, 43) Gnfgejds, ) nördl.von den Tamaras. 44) Meq^uens, eine friedfertige Nation am Rio Meqnens. 45) Patitins, eine xalUreicbe und ange- sehene Nation längs dem oberen Megaens. 46) Azicoron^, Umcor^Ta 1 zahlreich, - / am Rio de 47) Lambys ) g^ gj^^^. 48) Tnaarar^s, zwischen den Rios de S. SimaA und Jamary. 49) Cutrids, Coturüa, an einem nördli- chen Aste des Rio de S. Simdo, und gegen den Jolna hin. 50) CaDtari6B, Canlarftz, zahlreich, and misstrauiich, an den drei Flössen dos Can- tarilSs. 51) Paca novas, Pacas novas, am Rio Pacas novas, BeÜlusse des Mamor^. C. Auf dem östlichen Theile der Cam- pos dos Parecis und den nördlichen Gehän- gen dieses Platean's. 62) Maturar^a, Östlich von den Cabixis, bis za den Quallen des Arinos. 53) Mambar^s, Mambar^z, am Tabnrnina, östlichem Aste des Jumena, zoiu Theil ver_ mischt mit den Cabixis lebend. (Der Apia- cAs und Cabahybas, freien Stämme des Ta- 'pfvolkes, welche, an der VereiniguDg des Ju- rnena und Arinos wohnen, ist bereits oben Erwähnung geschehen.) 54) Uyapäs , eine wilde Nation , nördlich von den Vorigen. 55) Mambriaräs, noch weiter abwärts, am Tapaj6z. 56) Tamaras am Juina und Alto Galera. 57) Sammäs zwischen dem Jamar; und dem Tapaj&z. 58) Ubahhis, Ubaybas (Uba-üvas, Wald- f) unterhalb der Vorigen. 69) Xacumhinas, Jacnmiiuu, am Fluie dieses Namens, Digitized by Google 11 ' am Arinofl. 61) BacDiis, PacoFjB, (Von den Arinos , welche dem Flosse den Namen gegeben, hat man jettt keine Spar mehr. Cazal I. S. 309.) 62) Camarar^a, am Rio Camarares, Aste des Jamar;. 63) Qnariter^s , Goariter^a , an den Quel- len des Jamar; und aaf dem gegenüherliegen- den Qebirge am Gnapor4. des Aragnaya , und im Norden des Districtet TOD CnjabA. Eine zahlreiche , den Portngie- sen feindliche Nation , die in kleinen Banden umherschweift. Zwei ihrer Horden werden von den Brasilianern Coroados und Barbados genannt. (Cazal. I. S. 302.) Aldelrt wurden aie in Goyaz, in Rio das Pedras, Lanhoso, Pisarrfio und anderwärts. 69) Baccahirys, an den Quellen des Rio Xingü und des Rio das Mortes. Sollen aehr weiss von Farbe and ein Stamm der Parecis seyn. (Cazal I. 302.) an den Quellen des Ju- 64) Baeoahäz, mena. 65) Juruenas, am Rio gleichen Namens. 66) Cnchipfts, ehemals am Rio Cujabi, und auf dem Wege von S. Paulo nach Goyaz, unter andern bei der Hermida de S. Gon- salo t jetzt wahrscheinlich ausgestorben. IT. In der Provinz Goyaz und den benach- barten Gegenden. Die ■ Goyas, Guayazea oder Goyazes (Gwoyazes) , welche ehemals in der Gegend '' TOD Villa Boa bansten , und von denen die Provinz den Namen hat, sind ansgeatorben, Eben so die Anicuns. 67) Cayapäs , CaipAs , CfyopAa. Meistens Grosaohres. Auf den Fluren an beiden Sei- ten des Rio Grande, im südlichen Theile der ProT. Goyaz ,^auGh zwischen demParanäund dem Paraguay. Spix nnd Martius, Reise I. S. S68> II. 574. Hie and da aldeirt, wie in Aldea de S. Maria, Im Allgemeinen ist diese zahlreiche, weitverbreitete Nation gegen die Ansiedler feindlich gesinnt. 68) BororJs, westlich von den Quellen 70. Aröes oderAräyes, an den Bios ela- ro, das Mortes und andern südlichen Bei- flnsaen des Aragnaya. 71) Tappirap^s oder Tapiraqu^s, nnd 72) XimbiuBS, ChimbinÄa^ Ximboä«, am weatlichen Ufer des Aragaays. 73) Gaapindag^s oder GuapindayAs, zwi- schen Aiaguaya nnd Xingü. 74) Javah^s, Java^a, östlich von der llha de S. Anna im Araguaya , aldeirt in S. Joze de Mossamedes. Sollen jetzt fast ausgestorben seyn. 75) Chavantes, Xavantes, zahlreich, im Allgemeinen frei und Feinde der Brasilianer. Am Araguaya und durch einen grossen Theil von Goyaz und der Nachbarländer zerstreuet Aldeirt wurden welche in der Aldea do Pe- dro Terceiro zu CarelSo (Goyaz). 76) Cberentea , Xerentea , auch Cheren- les de Cuä (Qua) genannt. Wie die Torigen zahlreich nnd weit verbreitet , besonders zwi- schen Araguaya und Tocantins, Die gröat- ten Aldeas sind in Fluren auf der Oatseite dea Tocantins, oberhalb der Mnndong dei Digitized by Google 12 Rio Mano«I Alrei Grande. Sie breiten tich Ton da sogar bii über die Wassencheide des Tocantini am. 77) Pochetyi, Pnehetys, Menschenftesserj nördlich tod den beiden Leistern wohnhaft. Bisweilen nördlich bis zum B. Mojii scbwei- feod. 78) Cacayis, wesilicb vom Araguaya und auf der Insel de Santa Aona. (Martins, Rei«e II. S. 575.) Ehemals aldeirt in der längst wie- der aufgegebenen Aldea da Nova fieira und in S. Jozd de Mossamedes. 79) Cortys , eine kleine Nation znischen Tocantins und Aiagoajra. 80) Die Gist Gii, eine grosse Nation, von der man viele sehr zahlreiche Horden und Stämme kennt. Zwischen Tocantins nnd Aragaya, bis dreisiig Legoas im S. von 8. Pedro d'Alcantara, Streifen oft weit nördlich bis ParÄ. Im Allgemeinen sind sie noch nicht unterworfen ; doch fangen einzelne Horden an f mit den Reisenden in Ytirkehr za treten. Ihre wilde Ranbsncht macht sie den Anüed- lern fürchterlich. a) Norogna-g4fl. b) Apina-g^s. c) Cannaqnet- (Canacata-) g4a. d) Mannacob - g6a. e) Poncata- (Poncale-) gds. f} Paycob- (Paicah-) gas. g)A«-g«B. h) Cricata-gds (Gavido d. i. Geier-In- dianer.) i) Cran-g£s. 81) Crdns. Wahrscheinlich ist dieser Stamm orsprünglich nur eine Abtheilong der vorigen, mit denen er in dem Wesentlichen der Sprache übereinkommen soll. Tergl. Martins, Beim U. S. 832— 82(. Die Brasi- lianer nennen sie Tnmbiras, Timbjni, "nm- biras, Embiras, Imbiros, rielleicht, weil sie Arme und Füsse mit engen Bindern von Bast (Embira) sieren. Sie nnlerscheiden folgende Stämme md Horden : A. Timbiras da Mala. a) Saccame-crons, iwischen den Ulot da Balsa nnd Itaptcnrd. B. Tunbiras de Canelln finn. , ^ 1 In den Floren tvi- b) Cormme-crans ( „hen Alto Mearim. c) Crarecame-CTfui«./^«««'" n.lUvU C. Timbiras de Bocca fnrada: d) Aponegi- (Pouegi-) crans. e) Poni- crans. f) Purecame - crans. g) Paragramma- crans. h) Macarae-crans (Carnvils, Carods). i) Sapi- crans. k) Xocame - crans. Alle diese Stimme und Horden wohnen auf beiden Seiten des Tocantins , im nörd- lichsten Theile Ton Gojaz bis snm Anfang« der Urwaldong (Mata Geral). Sie sollen in Sprache, Sitten nnd Gebränchen übereinkom- men. Sie streifen auf feindlichen Uebeifil- len bis weit in die Provinz Pari und Ma- ranbdo. (Franc. Josi Pinto , im Patriota 813. Sept. S. 61. ff. 82) Tapacods am gebir^geo Ufer des Tocantini. östlichen 83) Chacriah^, Xioriabds, nrsprön^ich am lUo Preto in der Provinz Peraambnco, jetzt, etwa 800 Seelen stark, in nenn Aldeas im Diitricte von Desemboqne, und in einzel- nen Familien in Duo, Mossamedes, Rio das Velbas nnd Formiga übrig. (Eschwege» Bra- silien > die nene Welt I. S. 93. ff.) Wahr- DigitizedbyLjOOQlC Bcheinlich gehörten sie ivspränglich mit den Malalis an der Küste ta einem Volke. Mercei in Pianby nnd in der Iffiuion tob C^Jueiro. T. Im Innern von Bahia, in Pianhy und Maranbäo. 84) AcroAa, AmAi, Acmaxes, an den Quellen des Rio Parnahj'ba in Pianbj, mi- ■chen ihm nnd dem Tocantins und Rio das Balsas. Es giebt swei Horden: a) Acroa - assn, die Grossen A. b) Acroa -mirim, die lUeinen A. Letztere leben noch im Znstande der Freiheit, Erstere sind aldeirt in Duro, For- miga und Mossamedes in Goj'az» und in S. Goofalo d' Amarante in Pianhy. Tergl, Mar- tins, Reise U. S. 807. S5) Maiaear&s, ehemals «ndlich von der Serra dos Dois Inn&os am Rio de S. Fran> dsco , jetzt schon fast ansgeBtorben, einxeln in der Mission von Joazeiro, in Villa Real de S. Maria nnd in N. 8. d'Assnmcio und in Qnehrdbö. Martins, Reise II., S. 741. 8. 762. 86} Acrayäs, ehemals am Rio de S. Fran- cisco im Westen der Provins Bahia, jetst civUisirt in Rio Grande, Urnbd n. s. w. aber sehr sparsam. Vielleicht nicht verschieden Ton den Acroäs. 87) Aracnjäs, 88) PontAs, \ wie die Vorij Vorigen. 89) GogD^s, Gnegnäs, zwischen dem läd- lichsten Theile des Rio Parnahyba, dem Rio do Somno nnd den Tocantins. Aldeirt in S. Gon^alo d'Amarante in Piaahy. Spre- chen dieselbe Spradie mit den Acroftt. 90) Geicos, Jahyeos, Jaicos, ursprüng- lich am Rio Goiguea; aldeirt in N> S. das 91) Pimenteiras zwischen den Quellen des Piauhf und des Gorgnea. Ihr eigeotli« eher Name ist mir unbelcannt. Sie sind jetzt wohl alle in der Provinz Pianhy alddrt. Reise II., S. 80&. 92) CböcAs oder Chaeuids in Ororobd (Simbres) aldeirt; nrsprnoglieb am Rio Pajehd. gs) Garanhuns am Rio de S. Frandseo. 94) CaTriris, Cairirfs, Cayris , auf der Serra dos CaTTiri«. Cazal II., S. 183. Zorn Theil aldeirt in Collegio. 95) Ceococesl Sonst auf der Serta do Päo ^d'Assucar, ProT. -Pemam- 96) Romaris f buco, jetzt aldeirt in Pro- piba nnd S. Pedro am Rio de S. Francisco. Cazal n., S. 160. 97) Acconans, an der Lagoa compiida, wenige Legoas weitlich von Pened«. Aldeirt in CoUepo. Cazal 11., S. 182. 98) Carap6toB , auf der Sem Cnrainatj, aldeirt in der Parochia do Collegio. 99) Pannatj, auf der Serra de Pannaty, ProT. Rio Grande do Norte. VI. In Pari, längs dem Amazonenstrome und seinen Confluenten. A. Auf der Südseite des Stroms. 100) B6s, Bus, Gamellaa der Portugie- sen, mit denen sie in Feindschaft leben. Zwei Horden oder Stämme: a) Acob-Bds, am Turjr-api und Pi- nar^. Martins, Reise II., S. 823. b) Tememb-Bds. yGoogk u 101) Coyaea. Eine zweifolhafte Nation, auf einem Berge zwischen den Rias Meuim und Giu^ahd. Ebendaa. 102) Ammaniüs, am Rio Mojii, iwiacben dem Tnry-Bfü und dem Tocantins. 103) Gnanapds, am Rio Gaanapd. Yiel- leioht ein Stamm der Bds? 104) PaCBJ&E, am Rio Pae^jAz. 105) Tacanhop^s, Taqaanhop^a, zwischen den RioB Pacajflz und Gnanapfl, and im Ge- biet des Xingd. In der Lingua geral heis- sen ao Indianer, welche ein eingerolltes Blatt (Taconha - oba) nm das Membr. vir. tragen. Ihr eigentlicher Name ist mir unbekannt. In' der Reise (III. S. 1047-) habe ich sie and die beiden Torhergehenden Stämme als zum TnpfTolke gehörig anfgefahrt. Hierüber mö- gen andere Reiseode entscheiden. ' 106) Tacnhnnos, Tacnahnnaa, Tagnaha-« DOS (vielleicht ebenfalls eine Bezeichnaag in der Lingua geral, etwa Gelbmänner, von Tagaä, gelb?), am Rio Tacnbanos, Beiflass des Tocaatins. 107) JacondÄs, Yacanddz, zwischen dem Flosse dieses Namens und dem Tocantins. 108) Cnriar^s, Cariberfs, Cnriver^s (viel- leicht Cnm-n^as, nach der Brasiliaaischen Fichte, die übrigens dort nicht wächst, oder nach einer andern Pflanze?) 109) Jnm-nnas, Schwarzgeaichter. 110) Cnzarts, Cossarfs. 111) Javipajäz. 112) Qnaniäras (Gnara-naras, nach dem Ibis, Guara?) Alle diese Stämme oder Horden werden noch gegenwärtig als Bewohner der Waldan- gen zwischen dem Xingd und Tocantins ge- nannt. Znm Theil sind sie in den Jesoiten- and Kapocinermissionen aldeirt worden, zum Theil wohl schon aasgestorben. Vielleicht waren es auch Reste vom Tnpivolke. ^ IIS) TapiyAs, TapaJocAs. Am Rio Ta- pajAz, der von ihnen seinen Namen bat. Jetzt wahrscheinlich ganz untergegangen. Reise III. S. 1050. 114) Yavaims, JaTaioa, ^ amTapajAz, eb. /so wie die fol- 115) Uaraptb, Igenden bis zu /l2I. — Martins 116) TapocorÄs, J ReiseIII.S.10&3. 117) Piriqoitaa, 118) Saariranas (Yielleicht nach der Pal- me Jauari oder nach dem Saonari {Caryocat nudfemm, Nussbaom) benannt.) 111)) Sacop4s, Antliropophagen, wie die: 120) Jacai^-Tapuüja (Kaiman-Indianer). ISl) Uara-piranga (rolhe Männer). 122) Mnndrucüs, Mutnricüs, von den Nachbarn Paigüizi, d, i. Kopfabschneider, ge- nannt; am TapajAz, zwischen ihm nnd dem R. Manhä. Grösstentbeils frei, zum Theile aber in den grossen Aldeas am TapajAz veiw einigt, treten sie bereits mit den Weissen in Verbindung. Reise UI. 8.1310. 1337, ff. Viel- leicht znmTapi'volbe? 123) Menh^s, am R. Mauh^ und dem Furo IraiiÄ. Ebendas. S. 1317. ff. Horden dieses Stammes sind: a) Tatdz, Axmadill- Indianer, h) Tasini«. dby Google c) Jnrniiui-PeniTa, Tenfels •Indianer. d) Mncninu, von einem Iniecte genannt. e) Xnbar&i. f) Uä-tapnüjas, d. i. Elngebonie. g) Gnaribai , Brüllaffen - Indianer. h) Inambiis , nach dem Togel Inambii. Q Jaoaret^j Onsen-Indiaoer. k) Sancanei. 1) Pira - pereiraa , Fiscb • Indianer. ' m) Caribonaa (Tielleicht eine Cariben* horde. Sie aollen Monorchi 8670). 1X4) JümaB. "i An den Qnelten des (R. CaniunA, n. von da „ , . I sädlicb. Einzelne al- . 1S6) Parentintins.J ioirt in Moora, Alvel- los, Ega n. a. w. 126) Panimaa, Pamas. 12T) Andiras, Fledermaoa - Indianer. 6. Anf der Nordieite des Amazonenatroma. 153) Amicnanoa an den Qnellen dea Anaoirapncii. 134) ArmabotAs* ebendaaelbat nnd weiter weatlich, jetxt faat anageatorben. 135) Tncujiia, am Bio Tner^. 136) Oaiapis , Uajapla, Aiapi«, am Jarf und deaaen A^t, dem Gnaratabuni. 137) Apamas, weatlich tol dea vorigen, . am Rio Pard. 138} Aracajüa, ebenda. Aldeirt aind diese beiden Stämme in den Villaa Almeitim, Alem- qner und Montalegre. 128) ArAraa, Arn -Indianer. Alle drei in dem oberen Gebiete iwiachen dem Tapa- jftz und dem Madeira. 12Q) Miiiaa, anfäng^ch am oberen Ma- deira, gegenwärtig zeratreat an diesem Stro- me, dem Solimoda, Amazonas und an vielett andern Orten. Meistens sind sie Nomaden. Doch hat man jetzt verancht, sie am Ama- sonaa zu aldeiren. Martina, Reiae III. S. 1070. ff. 13g) Harytiabea, an den Qaellen des Gnnpatuba. l4o) CarignanoB (Cari-Männer ? Cariben?) an den Qaellen dea Rio das Trombetas. 141) Uanibas, Anibaa, ehemals am Rio Aniba. Sollen jetzt ganz aasgestorben seyn. 142) Terecnm&a, Taracnm, zwischen Rio Uatamii nnd Anavilhana. 130) Tori, Torazea, Tnrazea, ehemala mit den Torigen am Madeira, jetzt hört man sie nicht mehr an den Ufern der dortigen Flöase I 131) Ita-tapnnja, Stein - Indianer, wahr- acbMnlich weil aie einen Stein in der Unter- lippe tragen , am Capan& and andern Bei- flnaaen des Madeira. 132) Amunatya, zwischen dem Madeira, dem Pnrda ond dem Capani. 143) Aroaqois, Arüaqais, von den Por- tugiesen anch Orelbudos, Langohren, ge- nannt, zwiacben den Rios Nhamnndi und Negro, aldeirt in Serpa, Silvea, Arrafolos n. a. w. Martina, Reise III. S. 1080. 1114. 144) Caripunaa, Caripuras, Caribea, Ca- raiben, an mehreren Orten, an den Qaellen der Beifinase des Rio Easeqnebo und dea Amazonaa zwischen dem Negro and Trom- betas. Auch am Ynrai aoUen, südlich von den Cataquinaa, Caribeo wohnen. dby Google Lauter schwaelieJeUt Tielleieht gröiBten- theils anflgestorbeae Stämme und Horden. Ehemals in Serpa« Sa- racä D. der Barra da Rio Negro aldeirt, Reise III. S. 1080. 1087. A* Am Solimote und seinen sndlicbea Bei- l6t) Tapaxaoai, am obem Ynrai und Jntah;. 163) Maranas , Maranh^ , ebenda , hie und da aldeirt, g. B. in Fönte Boa. 164) MatnniAi. 165) Uacaranb^ 166) Gemiis. 167) Toqoedäs. i68) Chibaräs. 169) Bng«Ss. 170) Apeoaris. 171) Umbds, Geier-Indianer 172) Canamerim, Conaraar^s. 155) Pom-pards, am nntem Pnni, znm Theil mit gefleckter Haot. Reise III. S. ii75. }Am 156) Iriiris 1 . „ _ . . I Am Pnrd, sonst in Serpa 157) Ti«i. '"• '"™"°' ■"'''"• 158) Aman^B, Uaman^s, am oberen Ma- oüi. Sonst in Alvello aldeirt, jetit rielleicbt aasgestorben f 169) Cataitixfs, CatanaixLi, Cataoxfs, am oberen Pnnl nnd am Yoroä , zahlreich und kriegerisch. In Nogaeira n. Ega aldeirt. iGO) Cataqttiiias, Catoqoinas, am Ynmi, oberhalb der Voiigen. 161) Uaraicds» Araoicäs, am Ynrdi, noch südlicher als die Torigen, aldeirt in Fonte- boa u. a. O. des SoUmoto. \ Am Jntafaya. T ' Ton allen diesen Stämmen sind die, sehr weissen, Maran&s, die Catauixfs, Catoqninu and Canamerim die zahlreichsten. 173) Pacanas, ehemals am Bache leabo, dann in Fönte Boa, jetzt vielleicht nicht mehr vothanden. 174) Cirda, am SoUmoäs, sonst in No- gDMra aldeirt, jetzt vieUeicht ansgestorben. 176) Tamaanaa, ebenso, sonst in Ega. 176) Ambnäs, ebenso, ehemals inAlvara^. 177) Momanäa , ebenso , in Fonteboa. 178) Achoarys, Acbonarys, and die Ca- ohi-oaras, deren bereits Erwäbnong gethan worden, waren vielleieht Horden der Nord- dby Google 17 (npis. Sie waren ia Ega, Noga«ira o. a. O. aldflirl. Gleiches plt Ton den Sorimods, So- limoäs, Soriman (vielleicht Ynrimaiii oder Jaiimaguas , Omagnas , CampeTaa , die lonat auf den Inseln d«s Solimoäs gewohnt haben. Tergl. Martins, Beue 111. 8. 1193. 179) Tacnna«, Tecnnas, Ticonna, Taca- nas, am Julaby, aldeirt in 01iveni;a, Fonte- boa, Castro d'Avelans. Vergl. Reise III. S. 1196. 180) Culinos, Culinas, Gulinos, am Ya- vary, durch runde Gesiebter und grosse An- gen ansgezei ebnet. Kbendai. III. S. 118S. Tnmbires kommen auch hier, wie in Maranbäo, vor. Wort ist wahrscheinlich ans der Quichna • und der brasilianischen Sprache losammen- gesetzt. In erslerer heisst Caca Berg, nnd Caca-Tapanja wäre 9tyr& so viel, all dai Spanische : Indio del Monte. Ganz verschwunden sind dieUame-eoca (d. i> vielleicht Coca- Männer, die die Coca »der das Ypadd-Palver gebrancbeo). Sie waren ehemals in Alvaraäs aldeirt. 190) Die Portugiesen iühren unter dem Namen Orelhodos eine wilde Nation am Ifi auf. Die Spanier heisseo sie Orejonea. Den Stammnamen derselben habe ich nicht erfah- ren können. 191) Eqnitlis, am B. I^ä. 181) Curuamasl 182) Cbimanos Am oberen Yavarf. 183) Yam^ofl an den Grenzen Brasiliens gegen Mainas. Veigl, in T.Murr, Reisen eini- ger Missionarien. S. 71. 184) Majomnas, Maxorunaa, Majironas, am Yavary. Beise III. S. II9S. 185) Toromonäs, Yavary. an den Quellen des B. Zwischen den Bios Solimo^a nud Neg^o. 186] Caoixiinas, Cayuvicenas, und IST) PaviÄnas (Payanas), beide am Rio Manapiri, am Tonantin und erstere am See Acnnauhy, in dem Gebiete zwischen dem Yn- puiB, Auati-Parana, I^a nnd Joami. Ehemals aldeirt in Fonteboa. Martins, Beise lU. S. 1191, 1215. 192) Alamä, zwischen dem Anati-Pa- ranä, YnpurA und Solimo^s ; ehemals in Al- vara^s aldeirt. IQS) Jum&naa, Xumänas, am I^ä, zwi- schen ihm, dem JoamI und Pnreos. Als sehr fleiasige, ruhige Leute in den Aldeas am Solimo^a und Bio Negro beliebt, auch am Yupnrä in Maripi ansässig. Beiae 111. S. 1206. Horden sind: a) Caruana. b) Varauamä. c) Jöcacuram^. d) Lamärama. e) Uriza^imma. J^jünama (Uainumä?) g) Pictiama. h) JamoUpa. i) Malinnmi. 194) Mariarana, zwischen dem untern Yupora nnd B. Negro; ehemala in den Al- deas häufig, jetzt fast verschwunden. 188) Ifas, 1 Am I{ä,er8tere sol- 196) Uainnm&s, bisweilen auch Uaimi Uen bereits ansge- genannt, den beiden Vorigen verwandt, frei 189) Caca-Tapuiijas.j atorben seyn. Das zwischen dem Upf, einem Beiflnase des I^ .Digitized by Google 18 Moira- Jnaaret^- Jacaial - I Tapuöji Hordea : {nach drei Palmen- menarten genannt. nnd dem Caninari, der in den Yopnri fällt^. 8i« nenDflD sich selbst InahisH&oa. Martiiu,' Reise III. Miriti- Pnpnnba - Assai- ' Wald oder Holz-Ind. Onzen-lndianer. nach d. Yogel Jacami'. 1q6) Ynrig, Juris. Eine noch ziemlich zahlreiche Nation am Ynpnrä, xwiachcD die- sem Flusse und dem I^a. (in der Qoichaa nannten die Yäter ihre Söhne Chnri, Garci- laso Conim. Real. I. S. 116-) Yergl. M., Heise III. S. 1S2S. 1236. fi. Horden oder Stämme dieser Yölkerschaft : Jari-Comi -v Cacao- 1 Cacso. Indianer. Moir«. 1 Holi-Indianer. Aual- f Palm« Aiaai-Ind. Tacano- L ™ Tacan-Indianer. Coiani- 1 'T-f«»J». S.n..n.Indian.,. Oira-a^ii- Groaavogel-lndianer. Ubi- D.bylil. 1 Wind-Indianer. Taboca- / Mnndiaffen-lndian. 197) Pass^, den Torigea verwandt, Tor- zägUch am westlichen Ufer des Rio I^ä und an der Mnndnng dieses Stromes ,- aldeirt hier nnd da in Marip/, Barra do Rio Negro, Fon- tehoa, Olivensa n. s. w. Reise III. S. I190. 1203. 200) Ynpnis, am Thothä, Arm de« Apa- pnrls, den Coretds Terwandt. III. S. t2T4> 201) MepDFTS, zwischen den Flnssen Cn- nicoriad nnd Maria, Beiflnssen des Rio Negro, ' aldeirt in Castanheiro n. a. O. 202) Ayrinys, in der Nachbarschaft der Mepurfs, aldeirt in N. S. de Nazareth n. a. O. 203) Yncdnai, Jncnnas, westlich Ton den Quellen des Miriti-Paranä. 204) Miranhas , am oberen VnpnrÄ , bis zum Fall von Arara-Coara, zwischen diesem Flusse nnd dem Ifä. Reise IH. S. 1242* S, Horden : a) Oera-a^d-Tapnäja , Grossrngel-Ind. b) Carapani-Tapnäja , Schnacken-Ind. c) Mnriaitfs-Tapuüja , mit den Yorigen im Kriege. III. S. 12Ö6. 205) Um&nas, MAnas, Umiuhas, Magnas, am Yupnrä jenseits des Falls von Arara- Coara. Rräse UL 1255. 206) Macrffl, zwischen den Flüssen Ti- quii nnd Uaup4, aldeirt in N. S. do Naza- reth, S. Ant. do Castanheiro n. a. O. 207) Jailnas, westlich ron^den Yorigen. 20S) Taiiäna, nördUdi von den Yorigen* 1Q8) Coretus, am oberen Apaporfs und zwischen diesem nnd dem Miriti-Parana. Aldeirt in Ega nnd an and. Orten. Reise III. S. 1222. . 209) Ta^assti-Tapnüja, Eher Auch ziemlich viel in.Aldeas. 211) Macnnäs, westlich von den Yori- gen. Reise iU. S. 12T4. 212) Aelhoniäs, an den Quellen des Apapuris. Digitized by Google 213) Paca«. 314) TraeoAi. 215) CravatanaB. f In diesem Gebiete, \ ohne genau beBtiromte [ Wohnorte. Sl6) Xeb^ros , Chibii^B, aof den Fluren weitlich vom Rio dos Enganos , gegen Ca- gnan bin. 217) Siroäfl zwischen den Quellen des Apapurfs tnd dem Caj'airy, weBtIichem Aste des Uaop^B. 218) Defanas, Ewisclien dem GuaTiare and dem oberen Uanp^. 219) Uanpes, Gaaopes, Anop^s (Oain- pisf) am Flusse dieses Namens. Ehemala einige aldeirt in Nogneira. 220) Arignanei , Arequenas, Uariquenas, Uerequenas^ südöstlich von den Torigen, auch am Uexi^. Reise III. S. 1302- 221) CauariB, Canaris, Caoyari's. 222) l9annas. 223) Manibas, Bauibas, Manivas, alle drei am R. Iganna , nnd swiscben ihm und dem Ixi^; ehemals nicht selten in den Orl- Bchaften am R. Negro. 224) CoenannaB, Cncnanas» südlich vom R. I^anna, aldeirt in S. Joa^nin de Coan4 nnd in Monra. 225) MendJs, am Uexij. 226) Capuenas, an den Qaelleu desUexid. 19 C. Nördlich n. nordösllich vom R. Negro. 227) Tammaa, Tamman, ehemals zahl- reich an der Mündung des lUo Negro, jetzt ganz verschollen. 228) Man&OB, Manoaa, ehemals sahlreich und mächtig, vorzüglich am Bio Padanari, wo jetzt noch eine Horde der Ort* oder Ere • ManaoB wohnt. Gegenwärtig in der Termischang mit den Weissen am Rio Negro untergegangen. Reise III. 8. I1S6* SS9) Bar^s, mit den Torigen ebemali die mächtigsten Indianer am Rio Negro, jetzt eben bo Terschmolzen. Reise III. S. 130t. 230) Yabaäna, Hjabahanai, swisoheii dem Inabü nnd Marani, nötdlichea Beiflfis- sen des Negro. 231) Coranäoi, Caran&os, Curanad, am Flnsse Aboari. 232) Caraj4s, Caiajal». 233) Marapitanas, Marabntenas, auch Marizipanas, Marab^rtanas, an der Grenze Toa Rio Negro gegen den CaaBiquiari hin. 234) Ujaqnas,amI^wohnhnftf, einzelne in dem Prezidio am l^A nnd am Rio Negro ' aldeirt. * 235} Ayrinia, Aiihinj's, mit den Tier fol- genden südöstlich Ton den Marspitanaa, kleine, jeut wenig bekannte Stämme. 236) Uaipiana. 237) Canacirieena. 238) Uaranacoacena , Maranacnaeena , ehemals in Carroeiro aldeirt. Digitized by Google 239) Bayanahfi, Bayuus, Bayanais, al- itat ehemals ia Poyarea. 240} Paraaiao«} Paravilhano*, ehemali herrschend im tmtem Flui§gebiete des Rio Branco, groBsentheilfl aldeiit, frei am Urart- coera. Reue IH. ». 1302> 941) llahixana«, 24S) PHHxianas, 343) Tapicar^s, 244) Ananaiii, 245) Macaal», Aarnfttkong. In der Liste der India- Kleine, flüchtige Stäm- me im Gebiete des Rio Rranco, ner ron Gnjana , weltihe Hea t. Humboldt , (Relat. histor. UI. S. 17S- ff-) gegeben hat, finden sich noch folgende Namen von ladia- oer- Stämmen oder Horden sm Rio Negro, ' wel^e ich jedoch nicht einführe, da sie- wo- nigsteoa zom Theil wahrscheinlich im Mnnde der Spanier veränderte Namen sind,, welche, bereits unter den Obigen vorkommen: Arinavis , Berepaqninavis , Chapoanaa, Cogenns, Deeaanas, Daricananns, Eqninabis als Synonym der Marabitanas, Gaamimanase, - Guasarionnes, Mayepien, Maysanas , Mani- ■ sipitanas. In brasilianischen Manuscripten kommen ebenfalls noch viele andere Namen vor,, welche aber oft nor doreh Fehler der Ab- schreiber entstanden zn seyn scheineo^ Ihre Aufnahme ist hier möglichst vermieden ' worden. ■ dby Google dby Google r Digitized by Google